Kokosnuss und Ananas

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POV Eren:

Als ich das Geräusch hochgezogener Gardinen und die Stimme meines besten Kumpels höre, werde ich leicht mordlustig.

»Es ist schon sechs, steh endlich auf!« trällert er und zieht mit die Decke weg.
Das war's. Er ist tot.
Mit einem Blick, der genau das aussagen soll, funkle ich ihn an, was mir nur so halb gelingt, da meine Augen sich noch nicht an die plötzliche Helligkeit gewöhnt haben.

»Ich hasse dich.« brumme ich verschlafen.
»Nein, du liiiiiebst mich!« lacht er.
»Und was heißt überhaupt: schon sechs?? Ich hab noch 30 Minuten.« jammere ich und will nach meiner Decke greifen, doch sein Griff um diese ist so fest und ich kurz nach dem Aufwachen definitiv noch nicht in Kampflaune, weshalb ich aufgebe und mir im Kopf das Wort Rache notiere.
»Eigentlich schon aber ab heute fallen doch erstmal ein paar Busse aus.«

»Häh?« Frage ich geistreich.
»Weil so viele Busfahrer krank sind. Hab ich dir gestern erzählt. Hast du mir nicht zugehört?«
»Wann?«
»Abends beim Essen. Du warst etwas abwesend aber ich dachte, du bist nur müde.«
Eh, nun, nicht ganz. Ich war eher immer noch auf einem Schmerz und Endorphine High und musste mich gleichzeitig auch enorm konzentrieren, mich nicht falsch zu bewegen.

»Oh, ja sorry. Hab den ganzen Tag gelernt.«
Ich weiß nicht, wann ich zum extremen Lügner wurde.
Option 1: Ich wurde so geboren. Vielleicht liegt es mir im Blut. Wäre nicht das erste, was ich von meiner Drecksfamilie geerbt habe.
Option 2: Als ich anfing zu sprechen.
Option 3: Nach dem ersten Schnitt und den Fragen am nächsten Tag, ob das Blut auf meinem Sweater ist.

Ich vermute eine Mischung aus allen drei Optionen.
»Ist jetzt ja auch egal. Aber du musst dich anziehen, sonst kommen wir zu spät.«
»Geht klar, Streber.« brumme ich, stehe auf, laufe an dem Blondschopf vorbei und wuschel ihm dabei durch das ordentlich gekämmte Haar.
»Eyy!« faucht er, woraufhin ich nur: »Rache.« erwiderte und mich dann schnell ins Bad flüchte, bevor ihm irgendwas neues, grausameres einfällt, um es mir heimzuzahlen.

Armin ist einer der wenigen Menschen, die gerne zur Schule gehen und weil ich weiß, dass es ihm wichtig ist, beeile ich mich auch, obwohl mir dieser Ort echt nicht egaler sein könnte.
Wie ich es in die dreizehnte Klasse geschafft habe, ist mir ein Rätsel.
Ich lerne nur, wenn es wirklich wichtig ist und ansonsten ist freestylen mein Motto.

Eher widerwillig stelle ich mich in die Dusche und stelle mich mental auf die gleich kommenden Schmerzen ein.
So früh am Morgen brauch ich das echt nicht.
Das Brennen, als mir das Shampoo Wasser über die Arme läuft, lässt mich die Zähne zusammenbeißen und es hat auch die Wirkung, dass ich mich beeile und in Rekordzeit fertig bin.

Zum Glück ist es Herbst, zu kalten Jahreszeiten sieht mich wenigstens nicht dauernd jemand schräg an, wenn ich im Pulli oder Hoodie komme. Bei 30 Grad ist es anders; da tun die Leute plötzlich so, als hätte man sie nicht mehr alle.

Auch heute trage ich einen schwarzen Sweater, dazu eine blaue Jeans und Sneakers.
Außerdem ein paar Ringe und meine Lieblingskette.
Meine dunklen Haare binde ich zu einem lockeren Dutt, aus dem wie immer ein paar Haare heraushängen.

»Alter, bist du bald mal fertig?« schreit Armin von draußen.
»Ja, gleich!« brülle ich zurück.
Stopfe das Handtuch mit leichten Blutflecken ganz nach hinten in die Waschmaschine, trage Deo auf und renne schon fast aus dem Bad.

Ich kann die Male, an denen Armin zu spät gekommen ist, an einer Hand abzählen.
Weil sie so selten und anstrengend waren.
Er ist dann für den Rest des Tages ein echtes Arschloch und da wir heute Abend noch auf eine Party von einem Kumpel - Jean - wollen, wäre das echt ungünstig.

»Na endlich.« grummelt der Blonde, schnappt sich den Schlüssel von der Garderobe und stürmt aus der Wohnung und ich ihm nach.
»Bro, beruhig' dich mal. Wir haben noch ganze...« ich sehe auf mein Handy und versuche gleichzeitig auf die Treppenstufen zu achten.
»...sechs Minuten. Fuck.«

Firefly | Eren x Reader Where stories live. Discover now