Kapitel 13

1 0 0
                                    

SAMAEL

Kaum war Elodie in der Menge verschwunden, nickte ich Alex und Akemi zum Abschied zu und setzte ihr nach. Ganz bestimmt wollte sie raus. So weit weg von den beiden wie es nur ging. Und wohl auch weg von mir.
In dieser Welt kam sie mir so verletzlich vor, obwohl sie doch eine unglaubliche Macht besass. Ich konnte heute nicht anders, als sie zu beschützen. So lautete mein Auftrag nicht, aber ich konnte mich nicht bremsen.
Moment mal. Ein Gedanke drängte sich in den Vordergrund. Hatte sie bereits ihre Macht eingesetzt? Bei mir? Wie konnte ich nur darauf hereinfallen? Es muss aufhören.
Ich öffnete die Eingangstür und sah gerade noch wie Elodie von der Hauptstrasse in eine Seitengasse abbog. Ich sollte ihr folgen und endlich den Auftrag von Ro umsetzen. In einer Dunklen Seitengasse wäre es so unauffällig und ich käme nicht in Verdacht.
Mit schnellen Schritten setzte ich ihr nach. Bog ebenfalls in die dunkle Seitengasse ab und versuchte sie in der Dunkelheit zu erspähren. Es war stockfinstere Nacht und ich sah ziemlich genau Nichts.
Ich lief die Gasse entlang und ganz vorne an der Gabelung blieb ich stehen und blickte in alle drei Richtungen. Ich konnte sie nicht entdecken.
Sie wollte bestimmt nach Hause laufen, also bog ich nach Westen ab. Das wäre immerhin die Richtung ihres Hauses.
Ich ging nur so schnell, dass man meine Schritte nicht höhren konnte, schliesslich wollte ich keine Aufmerksamkeit. Als ich wieder um eine Ecke bog, stand ich plötzlich vor einer Silhouette. "Mein Gott Samael! Musst du mich dermassen erschrecken?" Fauchte sie mich an.
Ich trat dicht vor sie hin. "Es gefällt mir, wenn du mich Gott nennst."
Ihre Hand schnellte auf meine Brust zu als wolle sie mich wegstossen, doch ich umfasste ihre Hand und hielt sie an meine Brust gedrückt fest.
"Lass mich sofort los!" Protestierte sie aufgebracht. "Sonst was?" Stichelte ich sie und machte noch einen Schritt auf sie zu. Eingeklemmt zwischen mir und der Steinmauer in ihrem Rücken schnaubte sie empört. Unbemerkt glitt ich mit meiner Hand hinter meinen Rücken und fasste den Griff des kurzen Messers.
Ihr wutverzerrtes Gesicht war auch jetzt noch wunderschön und ihre Hand auf meiner Brust liess meine Haut darunter kribbeln.
Wie um alles in der Welt sollte ich sie umbringen?
Während ich kurz abgeschweift war, hatte Elodie es geschafft ihre Hand loszureissen und sich zwischen der Mauer und mir durchzudrängen. Sie drehte sich ab und marschierte davon. Ihre Haare wirbelten herum als wären sie bezahlte Schauspieler, die den Abgang noch etwas dramatischer wirken lassen wollten.
Mit nur drei Schritten hatte ich sie eingeholt und lief locker neben ihr her.
Ein anderer Plan machte sich in meinem Kopf breit. Ich änderte meine Taktik. Was, wenn ich sie dazu bringen könnte mich zu mögen, wäre sie dan in Pedroja vielleicht plötzlich unser Vorteil?
"Wieso magst du mich nicht?" sagte ich in frustriertem Ton.
Eine Weile antwortete sie nicht. Sachte stiess ich sie mit meiner Schulter an.
"Weil du ein Arsch bist, darum." "Was habe ich denn falsch gemacht?"
"Das weisst du nicht?" fragte sie mit einer Mischung aus Unglauben und Verärgerung.
"Das mit der Tür tut mir leid."
"Oh, das kommt noch auf der Liste dazu." meinte sie garstig.
"Dann möchte ich mich für Alles entschuldigen." versuchte ich sie zu beschwichtigen.
"So einfach geht das nicht." unversöhnlich warf sie mir einen kurzen Seitenblick zu.

ELODIE

Ich wusste nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Mich abweisend zu geben, viel mir momentan am leichtesten. So konnte ich ihn so gut wie möglich von mir fernhalten. Im Grunde hat er nichts böses getan, dass ich ihm nachsagen konnte. Und nachtragend war ich auch nicht. Das mit der Tür hatte ich schon wieder vergessen, bis er es erwähnt hat. Er war einfach zu selbstsicher und etwas besitzergreifend unterwegs. Das war, wenn ich so darüber nachdachte das Einzige, was mich wirklich störte.
Aber besser wenn er dachte da wäre noch so viel mehr. Es schützte mich.

Innerlich grübelte ich über seine Augen. Ich befand mich im Zwiespalt.
Seine ungewöhnlichen Augen trafen für einen kurzen Moment auf meine. Ein Bild blitzte in meinen Erinnerungen auf. Die gleichen hellblau leuchtenden Augen starrten mich eindringlich an. Nur knapp wurden sie nicht von einem stählernen Helm verdeckt. Die gleiche braune Locke fiel ihm wie damals ins Gesicht. War er es wirklich? Oder war ich mittlerweile unzurechnungsfähig?
Ich hoffte, dass weder das Eine, noch das Andere zutreffend ist.
Wenn ich ihn besser kennenlerne, könnte ich vielleicht auch etwas über dieses Pedroja erfahren?
Aber er war ein Kämpfer gewesen. An vorderster Front hatte er gestanden und war dazu bereit gewesen zu töten. Es machte mir Angst daran zu denken, alleine mit einem Mörder mitten in der Nacht durch dunkle Gassen zu streifen. Ich könnte mich kein bisschen gegen ihn verteidigen. Erst vor ein paar Minuten hatte er mich noch an die Wand gedrückt und nur mit etwas Glück konnte ich dazwischen herausschlüpfen. Und er wollt mich da auch nicht um Alles in der Welt festhalten. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Ich unterdrückte ein Schütteln meines Körpers. Ich muss also aufpassen, ihn nicht zu verärgern. Wenn er ein Kämpfer von Pedroja war, sollte ich dringenst nicht mit ihm alleine irgendwo herum trödeln. Diese Erkänntnis kam aber etwas spät.
Bei der nächsten Abzweigung nahm ich die linke, damit der Weg uns wieder näher zum Licht der Strassenlampen führte. Das war zwar ein kleiner Umweg, war mir aber trotzdem lieber als irgendwo im Schatten niedergestochen zu liegen.
Nun musste ich ihn bei Laune halten, bis ich zu Hause war. Scheisse, er wusste sogar wo ich wohne. Hoffentlich konnte ich ihn vorher irgendwie abschütteln.
"Wo wohnst du eigentlich?" vielleicht musste er ja in eine andere Richtung dachte ich hoffnungsvoll.
"Nicht zu weit entfernt von deinem zu Hause. Ich werde dich begleiten."
"Ich komm schon alleine klar. Ich bin hier doch schon so oft langgelaufen." Wollte ich ihn abschütteln.
"Mitten in der Nacht, lass ich dich bestimmt nicht in irgendwelchen Gassen alleine nach Hause laufen."
Klar tönte das süss, aber es beruhigte mich ganz und garnicht.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Oct 21, 2023 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

DreamwalkerWhere stories live. Discover now