Kapitel 12

2 0 0
                                    

GOLAN


Die ersten Sonnenstrahlen weckten mich. Die Luft war noch eisig aber im Schlafsack, drang sie nicht zu mir durch. Ich setzte mich auf und rieb mir die Augen. Persa graste schon und Schnaubte zu mir herüber. Ihr täglicher Gruss, wenn ich morgens erwachte. Mein Blick schweifte umher, doch ich sah nur das erloschene Feuer vor mir und hinter mir die klaffende Felswand.
Keine Elodie.
Wohin war sie verschwunden?
Es liess mir keine Ruhe.

Ich sammelte etwas Holz zusammen und entfachte das Feuer neu. Dann ass ich meinen letzten Vorrat und trödelte noch etwas am Feuer herum. Den Schlafsack rollte ich auf. Das Fell liess ich noch auf dem Boden. Ich liess mich nach dem zusammenpacken nochmals darauf fallen. Still dasitzend genoss ich die Wärme des Feuers und der Sonnenstrahlen.
Ich wollte noch nicht weg von hier.
Was wenn Elodie zurückkehrte und sie dann ganz auf sich gestellt wäre?
Sie wusste wo der Eingang zum Black-Valley war, doch der darauffolgende Weg bestand man nicht, ausser man war ihn schon mal gegangen. Das war sie aber nicht.
Wieso fühlte ich mich für sie verantwortlich?

Ich könnte schon in der Hälfte der Strecke sein, die mich noch von zuhause trennt.
Die Sonne stand nun schon über Vierteltag und ich musste jetzt wirklich los um auf Halb nach Hause zu kommen. Ansonsten würde ich das Halbmahl verpassen und es gab erst gegen Dreiviertel die nächste warme Mahlzeit.
Es lief mir bereits das Wasser im Mund zusammen, wenn ich an die gute Küche von Madam Khana dachte.

Also sattelte ich Persa, schwang mir das Fell über die Schultern und zertrat die Glut. Eigentlich was das überflüssig, da hier beinahe nichts wuchs. Es war aber zur Gewohnheit geworden und auch das Verwischen von meinen Spuren war mir geingebläut worden.
Gründlich liess ich einen Blick über das nun unerkennbare Lager schweifen. Etwas Kohle war zu erkennen, aber das war auch schon alles.
Keine Elodie.
Mit einem Kopfschütteln versuchte ich sie aus meinem Kopf zu verdrängen.
Es brachte nichts, darüber zu grübeln oder gar zu hoffen, dass sie zurückkäme.
Ich hatte schon zu viel Zeit hier vor dem Fels getrödelt. Obwohl ich auch die einsame Stille nochmals geniessen wollte. Oder war das vielleicht nur eine Ausrede? Zuhause gäbe es wieder nur selten Momente der absoluten Ruhe und Einsamkeit. Ein tiefer Atemzug und ein letzter Blick in die weite Ferne. Das Ende meiner Freiheit ist gekommen.
Ich wusste es schon mein ganzes Leben lang. Doch nun wo ich so kurz davor war als Mann in mein Dorf zu treten, wurde es mir schmerzlich bewusst. Sosehr es mich schmerzte meine Freiheit aufzugeben, sosehr freute es mich auch meinem Volk so gut wie ich nur konnte zu dienen und zu herrschen.


DreamwalkerWhere stories live. Discover now