Kapitel 3

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SAMAEL

Sie war so schön. Ihr engelgleiches Lächeln, die fröhliche Art, die unzähmbaren Locken, ihr schmaler, zerbrechlicher Körper, ihr offener Blick. Aus der Ferne beobachtete ich, wie sie mit Mel über den Parkplatz ging und wie sie zusammen lachten. Auch Mel war eine schöne Frau aber neben Elodie nur noch ein dunkler Schatten. Kurz zweifelte ich an meinem Auftrag. Könnte es sein, dass wir irgendetwas verwechselt hatten? Etwas übersehen oder falsch gedeutet hatten? Ich schüttelte meinen Kopf um ihn von diesen Gedanken zu befreien. Ich wusste, dass Elodie gefährlich war. Ihre Schönheit ließ die Männer unüberlegtes tun. Sie waren ihr schon vor hunderten von Jahren verfallen. Aber ich erinnerte mich genau an die grauenvollen Geschichten, die sie von ihr erzählten und keinesfalls würde ich so dumm sein wie die Männer in den alten Geschichten.

Nun war sie also wiedergekehrt und ihre Macht musste stark sein wie eh und je. Mit eigenen Augen hatte ich sie zwischen den Fronten gesehen. Sie stand aufrecht da. Ihr weißes Kleid wehte im Wind und ihre unbändigen Haare wellten sich wie lebendige Schlangen um ihren Oberkörper. Unsere Blicke kreuzten sich. Es schien als wäre ich der Einzige, der sie gesehen hatte. Ich hielt sie für ein normales Mädchen, dass sich verlaufen hatte und wollte schon Ro, dem Heerführer meine Entdeckung zeigen. Doch das Horn blies und rief zum Kampf. Als beide Seiten losritten und sie keine Chance mehr zu entkommen hatte, verlor ich sie aus den Augen.
Plötzlich ertönte ein schriller, entsetzlicher Schrei. Er brannte sich in Aller Ohren und mit ihm überkam mich eine Todesangst. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Meine Instinkte übernahmen. Ich drehte mich um und wollte davonrennen. Ich wurde von jemandem angerempelt und fiel der Länge nach hin. In Panik rappelte ich mich hoch und überall neben mir, liefen sie davon. All die furchtlosen Männer unserer Armee rannten sie um ihr Leben. Auch auf dem gegenüberliegenden Hügel rannten sie durch den schlammigen Boden und die Pferde trampelten wild durcheinander, bäumten sich auf oder galoppierten davon. Nur in der Mitte bewegte sich ein weißer Punkt kaum. Es war das Mädchen. Ihr Mund noch geöffnet und gegen den Himmel gestreckt. Die Arme weit ausgebreitet und als der Schrei verstummte, sah ich sie nicht mehr. Er hallte noch in meinem Kopf nach und da wurde mir klar.

Die Bewahrerin war zurückgekehrt.

Sie hatte ihre Macht deutlich gezeigt.

Wir hätten diesen Kampf gewonnen! Noch nie war ich so siegessicher in einen Kampf gezogen. Aber sie hatte jede Chance zunichte gemacht.

Es erstaunte mich nicht, dass Ro mich die ganze Nacht nach ihr suchen liess. Ich hatte sie als einziger gesehen und schlussendlich bin ich auf ihr Foto der Firma gestossen, wo sie arbeitet. SOLEONID. Eine der bekanntesten und grössten Firmen überhaupt.

Sie musste um jeden Preis von Pedroja ferngehalten werden. Für uns bedeutete sie Krieg. Nicht ein Krieg zwischen zwei Stämmen sondern ein Krieg bis zur Vernichtung der einen Seite. Unseren Feinden brächte sie einen ungeheuren Vorteil. Nicht auszudenken was in einem nächsten Krieg mit ihr an des Feindes Seite geschähe.
Ich muss unbedingt meine Mission erfüllen und mit einem ausführlichen Bericht zu Ro Villin zurückkehren.
Ro würde mir den Kopf abhacken, sollte ich versagen. Noch stand das Glück auf meiner Seite. Er hatte nämlich nur mich, den er in ihre Welt schicken konnte. Aber in Pedroja konnte er jeden nach ihr suchen lassen.
Ich musste alles versuchen um näher an sie ranzukommen.

Langsam fuhren die beiden Autos vom Platz und ich stieg schnell in mein eigenes Auto. Die kleine, rote Karre von Elodie fiel überall auf und so war es nicht schwer, ihr zu folgen. Natürlich hielt ich genug Abstand und durchquerte so die halbe Stadt. Langsam wurden die Häuser niederer und der Abstand zwischen ihnen Grösser. Es wurde immer schwerer für mich unbemerkt zu bleiben, da auch der Verkehr immer dünner wurde. Ich war gezwungen irgendwo abzubiegen um nicht entdeckt zu werden. So blinkte ich und hielt bei einer Tankstelle direkt an der Straße an. Ohne auszusteigen verfolgte ich mit den Augen das rote Auto, welches immer kleiner wurde. Heute Abend vor dem Eindunkeln würde ich meinen Weg fortsetzen.

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