22.

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Das Erste, was ich bemerkte, als ich wieder zu Bewusstsein kam: Ich fror. Ich versuchte, die Arme um meinen Körper zu schlingen und bemerkte erst einige Sekunden später, dass ich mich nicht rühren konnte.

War ich gefesselt?

Meine Lider waren schwer wie Beton, als ich sie langsam öffnete. Etwas glitzerte in einer gewissen Entfernung, aber ich konnte keinen Sinn daraus machen.

Nebel waberte in meinem Kopf, schloss meine Gedanken ein und verbarg sie hinter einer dichten silbernen Wand.

Wie ein Blitz durchfuhr mich die Erinnerung an das, was auf der Gala geschehen war. Marks Verrat an Damian, die Flucht in der Limousine und dann ... war alles schwarz geworden.

Vorsichtig wandte ich den Kopf zur Seite, meine Nackenmuskeln schienen schon eine Ewigkeit in der Position gewesen zu sein.

Mein Blick war verschwommen, Lichter flossen ineinander und die Geräusche vermischten sich zu einem seltsamen Brummen.

Davon konnte ich mich nicht aufhalten lassen. Ich war noch am Leben und das war gerade das Wichtigste.

Erst jetzt bemerkte ich auch, weshalb ich mich so wenig bewegen konnte. Ich war angeschnallt und der Gurt hielt mich in einer sitzenden Position.

Neben mir bewegte sich etwas. Eine düstere Gestalt, nur ein Schemen.

»Laura?« Eine Stimme hallte durch das Rauschen in meinen Ohren. Eine durchaus vertraute Stimme.

»Damian ...«, sagte ich. Zumindest wollte ich es sagen, aber das Wort kam nur klanglos aus meinem Mund.

Mein Blick klärte sich langsam auf und ich bekam einen Mafiaboss zu Gesicht, der aussah, als hätte er sich geprügelt.

»Wie geht es dir?«, fragte ich. Meine Stimme klang, als wäre sie über ein Reibeisen gezogen worden.

Damian warf mit einen Blick zu, der vermutlich skeptisch sein sollte, in seinem Zustand aber nur mitleiderregend war. »Nicht ... gut«, sagte er.

Er hob schwach die Hand und ich sah das rote Glänzen darauf. Es dauerte allerdings, bis mein Gehirn das verarbeitet hatte. Damian blutete. Und zwar stark.

Wir mussten hier raus. Ich blinzelte und sah zu dem Glitzern vor der Frontscheibe. Was zur Hölle war das?

Einige Sekunden vergingen. Damian atmete schwer und ich versuchte, meine Gedanken zu sortieren.

Und dann erkannte ich, was vor sich ging. »Wir sinken!« Das Glitzern vor den Fenstern war Wasser.

»Wir sinken?«, fragte Damian und sah sich nun auch um. Seine Bewegungen waren schwerfällig.

Fahrig tastete ich nach dem Verschluss des Gurtes, fand ihn ... aber er klemmte. Ich ruckelte daran, riss an ihm.

»Was machst du?«, kam von Damian.

»Mich befreien! Solltest du auch tun!"

Er stöhnte nur leise.

Die Verzweiflung gab mir den notwendigen Kraftschub, um mit einem Ruck den Verschluss des Gurtes zu lösen, und beinahe hätte ich Damian durch den Schwung einen Hieb verpasst. In letzter Sekunde konnte ich es noch verhindern.

Ich hievte mich von meinem Sitz und wandte mich Damian zu, der offenbar kaum noch die Augen offenhalten konnte.

»Damian.« Ich versuchte noch einmal, zu ihm durchzudringen. "Du wirst jetzt nicht wieder einschlafen, haben wir uns verstanden?" Kaltes Wasser sammelte sich auf dem Boden.

Damian murmelte nur etwas Unverständliches.

»Schnall dich ab. Wir müssen hier raus.« Ich wartete nicht, bis das Wasser weiter stieg und zerrte eigenständig an Damians Gurt und öffnete ihn. Als ich die Hand wieder wegnahm, klebte das Blut des Mafioso daran, aber darüber durfte ich mir gerade nicht zu viele Gedanken machen. Später.

Das Wasser kroch auf die Sitze und bis hinauf zu meiner Hüfte. Jetzt nur keine Panik bekommen.

Als ich versuchte, die Tür zu öffnen, war es, als würde ich gegen eine Betonwand drücken. Dann nicht. Sie würden sich erst wieder öffnen lassen, sobald das Auto vollständig mit Wasser gefüllt war. So lange wollte ich nicht warten.

Also durch die Fenster. Der Knopf, der sie normalerweise geöffnet hätte, führte zu keiner Reaktion.

Ich bekämpfte die Panik, die sich in mir breitmachen wollte. Ohne weiter darüber nachzudenken, schmetterte ich meinen Ellenbogen gegen das Fenster. Flirrender Schmerz zuckte mir durch den Arm und in die Schulter. Ich biss die Zähne zusammen.

Das Fenster blieb, wo es war. Die Kälte des Wassers fraß sich in meine Magengrube.

Aber ich würde nicht zulassen, dass Mark seinen Willen bekam. Nicht, nachdem er zweimal so feige versucht hatte, uns aus dem Weg zu schaffen. Wenn ich meine Arbeit machte, hatte ich wenigstens den Anstand, meinen Opfern in die Augen zu sehen.

»Damian?« Er blinzelte langsam, versuchte vergeblich, seinen Blick auf mich zu fokussieren. Ich konnte von dieser Seite keine Hilfe erwarten.

Wo war meine Waffe? Blind tastete ich im eiskalten Wasser danach. Aber als sich meine steifgefrorenen Finger um den Griff schlossen, wusste ich schon, dass es sinnlos war. Mit einer nassen Waffe konnte ich nicht schießen.

Ich brauchte eine neue Idee. Irgendwas. Und zwar schnell.

Dann kam mir eine Idee. Mühsam bückte ich mich, ungeachtet der Schmerzen, die meinen Rücken hinaufschossen, und streifte einen der roten High-Heels ab, die Mark mir aufgequatscht hatte. Eine schöne Ironie, dass ausgerechnet das hier meine Hoffnung war.

Das Wasser stand mir bis zu den Rippen, als ich ausholte und den Absatz gegen die Scheibe schlug. Italienische Handarbeit, bitte halte, was du versprichst.

Das Glas hielt. Aber eine runde Delle, nicht unähnlich einem Einschussloch, zierte sie nun, und als ich meinen Schuh-Angriff wiederholte, wurde ich erst von einem Schauer Glasscherben und dann von einem Schwall eiskalten Wassers überschüttet.

Ich rang nach Luft, als mein ganzer Körper sich wegen der Kälte zusammenzog.

Das Auto begann schneller zu sinken.

Auch wenn meine Glieder mir kaum gehorchen wollten, schaffte ich es, mich aus dem Sitz zu stemmen und mich durch das Fenster zu ziehen. Ich ignorierte den scharfen Schmerz in meiner Hand, als ich in eine Scherbe griff.

Marks Limousine verschwand in dem Moment unter der Wasseroberfläche, als ich mich vom Fensterrahmen abstieß.

Kühle Nachtluft fuhr in meine Lungen, aber ich durfte nicht zu lange warten. Was auch immer Damian war, ich würde ihn hier nicht sterben lassen.

The Mafia King and the Ice QueenWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu