41.

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Meine Hände wurden schwitzig, als Melissa eine weitere Aufnahme aufrief. Dieses Gebäude kannte ich. Es war eines der meistgenutzten der Mafia in Detroit, der Ort, an dem alle wichtigen Entscheidungen getroffen wurden.

»Willst du jetzt auch noch mir drohen?«, fragte Damian. »Das ist doch kindisch.«

Ich schob meine Brauen zusammen und Melissa sprach, was ich dachte: »Du willst mich gerade nicht wütend machen, oder? Sei froh, dass ich mich nicht entschieden habe, mich eurer zu entledigen.«

Damian zog nur verächtlich eine Augenbraue hoch. »Das zeigt nur, dass du etwas von uns willst. Hättest du unsere Organisationen wirklich zerstören wollen, hättest du es sofort gemacht und uns gleich mit getötet. Nein, du lässt uns hier sitzen und darauf warten, dass der Countdown abläuft. Also sag uns, weshalb wir wirklich hier sind, damit wir diese Scharade hinter uns lassen können.«

Für einen Moment herrschte Stille, dann ergriff Melissa wieder das Wort: »Laura, auf ein Wort. Im Nebenraum.«

Mein Magen verknotete sich. Was wollte Melissa jetzt von mir? Mir ihren Sieg unter die Nase reiben?

»Ihr seid alle lieb und still«, befahl Melissa, als ich schon den Raum verließ. Die Tür zum Nebenraum öffnete sich wie von Geisterhand.

»Dorthin, Süße.«

»Das hätte ich mir auch denken können«, entgegnete ich, gehorchte aber wieder einmal. Ich betrat ein Schlafzimmer, voll ausgestattet mit Himmelbett und Samtvorhängen. »Geschmackvoll.«

»Es war der nächste Raum«, seufzte Melissa.

»Was willst du von mir.« Ich verschränkte die Arme und suchte den Raum nach einer Kamera ab, in die ich schauen konnte.

»Reden«, sagte Melissa. Einen Teil ihres harten Tones hatte sie abgelegt. Sie klang schon viel mehr wie früher.

»Reden?«, echote ich. »Du hast gerade einen Countdown laufen, um zwei Gebäude in die Luft zu sprengen und willst entspannt mit mir plaudern?«

Es dauerte einen Augenblick, bis Melissa antwortete. »Hör mal Süße, unser Kontakt ist sehr plötzlich abgerissen. Ich dachte, du wärst tot, bis ich gehört habe, dass keine Leichen gefunden wurden. Aber dann tauchst du hier praktisch Arm in Arm mit diesem Mafiaboss wieder auf, ohne jede Kontaktaufnahme.« Ihr Tonfall wurde wieder härter. »Also bist du mir eine Erklärung schuldig, und zwar zügig. Ehrlicherweise weiß ich nämlich noch nicht, in welchen Topf ich dich werfen soll.«

Ich seufzte. »Es ist nicht ... so.«

»Dann erklär es mir.«

Ich seufzte noch einmal. »Ich habe versucht, dich zu kontaktieren, aber ich habe dich nicht erreicht.«

Mir antwortete nur Schweigen. Also fasste ich zusammen, was seit dem Autounfall nach der Gala passiert war, und, einmal angefangen, sprudelten die Worte nur so aus mir heraus.

Am Ende schwieg Melissa einen Moment. »Ihr habt euer Vorgehen gegen Mark und damit Rileys Rettung vertagt, um einen Datingabend einzulegen?«, fragte sie trocken. »Und du erzählst mir etwas von ›Es ist nicht so‹?«

»Gibt es etwas, das ich sagen könnte, um dich vom Gegenteil zu überzeugen?«, fragte ich vorsichtig. So, wie Melissa es ausdrückte, war die Argumentation nicht auf meiner Seite.

»Nein«, erwiderte Melissa knapp und wieder schwieg sie kurz. »Süße, du weißt, dass diese Strukturen um Mark und ... Damian herum zu mächtig sind, oder?«

Ich schlang die Arme um mich.

»Ich muss etwas dagegen tun. Das kann so nicht weitergehen, die beiden würden über ihre Revierkämpfe die Stadt in ihre Einzelteile zerlegen. Was denkst du, wie viele Menschen wurden durch Mark abhängig, wie viele Leben hat Damian schön zerstört – oder zerstören lassen?«

Sie schien auf eine Antwort zu warten, aber ich wusste nicht, was sie hören wollte.

»Es tut mir leid, Laura, aber ich muss wissen, ob du auf meiner oder seiner Seite bist.«

»Wie soll ich denn das beantworten?«, fuhr ich sie an. »Früher hätte ich mich immer für dich entschieden, aber da hast du auch noch nichts in die Luft sprengen wollen.«

»Es geht hier um die Befreiung einer ganzen Stadt«, sagte Melissa leichthin. »Ich will sie von diesen Leuten erlösen, die meinen, sie für Macht und Geld ausnutzen zu können.«

»Also sprengst du sie einfach in die Luft?«, empörte ich mich.

»Ja«, war die schlichte Antwort.

»Menschen werden sterben! Sogar diejenigen, die kaum oder nichts damit zu tun haben, die keine Entscheidungsgewalt haben und wahrscheinlich – was weiß ich – ihre Familien retten wollen!« Ich atmete einmal tief durch. »Du kannst es nennen wie du willst, aber zur Mörderin macht dich das genauso wie sie.«

Ich konnte förmlich hören, dass Melissa mich mit gerunzelter Stirn ansah. »Also soll ich sie einfach machen lassen, damit ich mich moralisch überlegen fühlen kann?«

»Das habe ich nicht gesagt«, hielt ich verzweifelt dagegen. »Nimm ... ihnen doch ihre Mittel weg. Aber du musst sie doch nicht gleich alle umbringen.«

Melissa schnaubte. »Du weißt, dass ihre ›Mittel‹ größtenteils aus Beziehungen bestehen, oder? Die kann ich ihnen nicht einfach wegnehmen.«

»Aber ...« Ich biss mir auf die Unterlippe. Das war ein guter Punkt. Ich spürte die Bombe in Detroit beinahe ticken. »Und wenn du ihnen ein Ultimatum stellst? Damian und Mark? Du könntest sie dazu zwingen, sich von allem zurückzuziehen. Sie sind die Köpfe dieser Organisationen. Sie sind die Köpfe von der Schlange, die du abschlagen könntest.«

»Ich weiß nicht.« Melissa war offenkundig nicht überzeugt. »Kannst du dir vorstellen, wie schwierig es ist, dahin zu kommen, wo ich jetzt stehe? Wenn ich die beiden entkommen lasse und sie sich nicht an die Abmachung halten, weiß ich nicht, ob ich je wieder an diesen Punkt kommen kann.«


The Mafia King and the Ice QueenUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum