Kein Abschied

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Ich erwache in Sasukes Armen. Ich versuche mich vorsichtig aus seinem Griff zu lösen, weil ich ihn nicht wecken möchte. Ich hab ihn nicht verdient. Wie kann ich ihm nur so etwas wichtiges, wie den Kuss mit Sai verschweigen? Andererseits, wie kann ich ihm das erzählen? Er wird Sai umbringen... und mich hassen. Ich hätte es ihm gleich sagen müssen, hab ich aber nicht. Ich komme aus dieser Sache nicht mehr raus. Leise schleiche ich mich in mein eigenes Zimmer. Zum Glück hat Sasuke so einen festen Schlaf. Ich setze mich auf mein Bett und überlege was ich tun soll. Morgen wird mich meine Mutter abholen und die Ferien mit mir in ihrem neuen Haus verbringen. Bevor die Sache mit Sai passiert ist, war ich darüber noch traurig. Ich konnte mir nicht vorstellen, die kompletten Ferien ohne meine Freunde, und besonders ohne Sasuke, zu verbringen. Jetzt bin ich erleichtert. Ich schaffe es einfach nicht, mich ihm gegenüber normal zu verhalten. Ich fühle mich so schuldig! Und das betrifft nicht nur Sasuke, sondern auch Ino. Sai hat gesagt, dass es ein Ausrutscher war und ich glaube ihm das auch. Trotzdem bekomme ich die Situation nicht aus meinem Kopf. Wieso hab ich mich nicht gewehrt? Ich bin erleichtert, dass ich meinen Freunden erstmal aus dem Weg gehen kann.

Das Uchiha - Anwesen hat mich so erdrückt, dass ich mir Sportsachen angezogen habe, um draußen eine Runde zu joggen. Es ist noch so früh am Morgen, dass ich keiner Menschenseele begegne. Das Laufen macht meinen Kopf etwas freier, aber leider kann ich meine Probleme nicht ausblenden. An einer Bank halte ich an und ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche. Ich scrolle durch die Kontakte und stoppe bei meiner Mum. Ich tippe auf den Hörer und hoffe, dass sie abhebt.

„Sakura? Ist etwas passiert?

Sie klingt noch sehr verschlafen und es tut mir leid, dass ich sie geweckt habe.

„Mum, tut mir leid, dass ich dich wecke. Könnten wir vielleicht schon heute los fahren?"

„Wieso denn das? Ich dachte du möchtest die letzten Stunden mit deinen Freunden verbringen."

„Eh, lieber nicht. Können wir denn schon heute zum neuen Haus fahren?"

„Ich weiß nicht, mein Schatz. Ich denke schon, aber ich verstehe nicht ganz, wieso du so dringend weg möchtest."

„Können wir darüber vielleicht später reden?"

Meine Mum seufzt und ist dann kurz still. Wahrscheinlich plant sie gerade um.

„Na schön. Also Sakura, ich werde jetzt erstmal wach, trinke in Ruhe meinen Kaffee und vielleicht schaffst du es irgendwie in zwei Stunden hier zu sein. Dann kannst du mit mir noch die letzten Sachen einpacken. Es ist nicht mehr viel. Wir müssten also so gegen um 11 auf der Straße sein. Passt dir das?"

„Danke Mum, das ist perfekt. Ich hab dich lieb"

„Ich dich auch mein Schatz, bis später."
„Und Sakura?"

„Ja?"

„Die Fahrt zum neuen Haus ist lang genug. Dann reden wir darüber, ja?"

„In Ordnung."

Dann legen wir auf. Ich stecke mein Handy weg und setze mich wieder in Bewegung. Ich muss dringend noch mal bei Sai vorbei, bevor ich so lange verschwinde. Er darf Sasuke auf keinen Fall erzählen, was zwischen uns passiert ist.

Ich komme völlig verschwitzt am Krankenhaus an. Eigentlich ist noch keine Besuchszeit. Aber das hier kann nicht warten. Obwohl ich furchtbare Angst habe, das Krankenhaus zu betreten, tue ich es. Es ist notwendig, egal wie unwohl ich mich hier fühle. Ich schleiche mich am Empfang vorbei, wo zwar jemand sitzt, aber mich nicht bemerkt. Dann gehe ich schnellen Schrittes zu Sais Zimmer. Ich klopfe kurz an, warte seine Antwort aber nicht ab. Als ich das Zimmer betrete, blicke ich in Sais verschlafene Augen. „Sakura? Was machst du hier?" Ich setze mich auf einen freien Stuhl in seinem Zimmer und sammle mich kurz. Das hier ist nicht einfach für mich. Dieses weiße und sterile Zimmer, engt mich ein. Ich versuche zu atmen und denke daran, dass Naruto wahrscheinlich bei sich zuhause ist und friedlich schläft. Er ist in Sicherheit. Keine Panik nötig. Ich halte das hier aus. „Wie gehts dir, Sai?" Er sieht mich erstaunt an. „Etwas müde und verwirrt, weil du hier bist." Er scannt meinen Körper, das spüre ich. Aber was habe ich erwartet, wenn ich so früh am Morgen in sein Zimmer platze. Sein Blick bleibt einige Sekunden zu lang bei meiner Oberweite hängen, dann schaut er weg. Ich verdrehe die Augen. „Wann wirst du eigentlich entlassen?" Er lächelt, als wäre nie etwas passiert. „In ein paar Tagen. Du kommst aber nicht extra her, um mich das zu fragen. Richtig?" Ich nicke und sehe auf den Boden. „Du hast doch gesagt, der Kuss war nur ein Ausrutscher." Er nickt und wartet bis ich weiterrede. „Wenn da nichts war, ist es auch sinnlos darüber zu reden. Oder?" Er zieht neugierig eine Augenbraue hoch. „Meinst du mit mir oder mit Sasuke?" Mein Schuldgefühl kommt zurück. Das hier ist einfach nicht richtig. „Mit euch beiden. Es gibt nichts, was man bereden müsste." Sai lächelt. „Hast du wirklich Angst, dass ich ihm das erzähle?" Ich zucke die Schultern, sage aber nichts dazu. Er lacht verbittert. „Eigentlich hatte ich Angst, dass du es ihm erzählt. Ihr sagt euch doch absolut alles. Und was soll er schon tun? Er ist so hoffnungslos verknallt in dich, dass er wahrscheinlich gar nichts dazu sagt. Aber mich... naja, er wird mich fertig machen! Von mir erfährt er nichts." Ich mag es nicht, wie er über Sasuke spricht. Irgendwie klingt er abgehoben. Als wäre es lächerlich, dass Sasuke und ich uns alles sagen. Trotzdem bin ich beruhigt, dass Sai nichts sagen wird. Wenn Sasuke das jemals rausfindet, werde ich ihn verlieren. Das könnte ich nicht ertragen. „Danke dass du nichts sagst, Sai. Ich muss dann aber mal los. Ich halte es hier echt nur schwer aus. Außerdem fahre ich heute zu meiner Mum und bin erst am Ende der Ferien wieder da." Er sieht mich erstaunt an. „Du fährst heute?" Ich nicke. „Ja, wir haben noch viel zu tun. Ich will, dass meine Mum sich in ihrem neuen Zuhause wohl fühlt." Er seufzt. „Sakura? Du kommst doch zurück, oder? Du beschließt jetzt nicht Hals über Kopf doch bei deiner Mum zu wohnen, oder?" Ich hab vielleicht eine Sekunde darüber nachgedacht. Aber ich habe zu viele Gründe, um hier zu bleiben. Ich möchte keine neuen Freunde. Ich liebe Sasuke und ich hab die besten Freunde auf der Welt. Ich kann nicht komplett verschwinden. „Nein. Ich komme zurück, ich verspreche es." Sai lächelt. „Gut. Es wäre sehr langweilig ohne dich." Erstaunlich wie wenig mich dieses Kompliment freut, wenn es von ihm kommt. Obwohl er es bestimmt nur nett meint. Ich verabschiede mich, wünsche ihm schöne Ferien und verlasse das Krankenhaus.

-I can't live with or without you-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt