Verrückte Träume

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Sasuke presst seine Lippen auf meine. Ich will ihn so sehr. Ich habe tausend Gedanken und Gefühle gleichzeitig. Seine Hände wandern über meinen Körper. Er berührt meine Brüste, meinen Bauch und die Innenseite meiner Schenkel. Seine schwarzen Augen blicken mich gierig an. Warum passiert das hier? Bis eben waren wir doch noch Freunde.

In der Nacht wache ich schweißgebadet auf. Ich bin wie immer alleine. Ich schaue auf meinen Wecker. 2.45 Uhr. Was war das denn? Wieso träume ich so absurdes Zeug? Ich stehe auf und gehe in die Küche. Während ich mir eine Tasse Tee koche, denke ich nach. So absurd war der Traum gar nicht. Ich habe noch nie davon geträumt, dass zwischen Sasuke und mir etwas läuft. Aber als ich mit ihm unterwegs war, kam mir der Gedanke kurz. Wie wäre es mit ihm zu schlafen? Wie wäre es ihm körperlich so nahe zu sein? Jetzt wo ich mich einsam fühle und mich danach verzehre wieder jemandem so nahe zu sein, wie ich es Sasori einmal war. Und nachdem Itachi und ich unser kurzes Abenteuer beendet haben, ist Sasuke der einzige Mensch, dem ich so sehr vertraue, dass so etwas passieren könnte. Aber welche Auswirkungen hätte das auf unsere Freundschaft? Ich schüttle den Gedanken ab. Dann gieße ich heißes Wasser in meinen Tee und nehme die Tasse mit in mein Zimmer. Ich bin noch eine ganze Weile wach. Ich scrolle durch Bilder in meinem Handy und lächle über die ganzen Erinnerungen. Ich sehe Ino und mich, wie wir in ihrem Garten sitzen und uns gegenseitig Zöpfe flechten. Ihre Mutter hat das Foto von uns gemacht, weil sie uns so hübsch dabei fand. Als nächstes sehe ich Neji, der mit Naruto und Tenten Basketball spielt. Ich hab es neulich gemacht, als wir im Park waren. Das nächste Bild zeigt Hinata, die mir die Zunge rausstreckt und trotzdem sehr schüchtern dabei wirkt. Dann sehe ich Temari, die Shikamaru übers Schulgelände jagt, weil er sie als anstrengend betitelt hat. Das letzte Bild, das ich anschaue, bevor ich einschlafe, zeigt Sai, Sasuke und mich. Sai sitzt im Kunstraum der Schule und zeichnet eine Blume auf ein Blatt Papier. Ich schaue ihm dabei über die Schulter. Ich weiß noch wie beeindruckt ich in dem Moment war. Ich wusste nicht, dass er so malen kann. Aber das interessanteste auf dem Bild ist Sasuke. Er sitzt auf einem Tisch, hat die Füße auf einem Stuhl abgestellt und sieht aus dem Fenster. Er ist auf dem Bild nur leicht verschwommen zu sehen, aber das Bild von ihm brennt sich in meinem Kopf ein. Er lächelt, obwohl es draußen vor dem Fenster regnet.

Am nächsten Tag sitze ich neben Sasuke im Musikunterricht. Wir arbeiten noch ein wenig an unserem Projekt. Nächste Woche müssen wir es vorstellen und uns fehlt nur noch der Feinschliff. Naruto regt sich über Karin auf, die zwar neben ihm sitzt und mit ihm zusammen arbeitet, aber trotzdem immer wieder von irgendwas abgelenkt wird. Diesmal ist es ihr Make up. Sie schaut in einen kleinen Handspiegel und zieht ihren Lippenstift nach. Ich bin so froh, dass ich nicht mit ihr arbeiten muss. Naruto hat uns vor der Stunde erzählt, dass er sich gestern mit Karin bei ihr getroffen hat. Sie haben endlich mal etwas für das Projekt gemacht, wobei Naruto aktiver war, als sie. Außerdem hat er kritisiert, dass die Musik scheinbar gar nicht richtig fühlt und nur das Zeug hört, das im Radio läuft. Das hatte ich aber auch nicht anders erwartet. Sensei Kakashi achtet gar nicht auf uns. Er blättert nur in einem Buch und liest. Ich denke, dass Sasuke und ich mittlerweile fertig sind mit unseren Stichpunkten. Er kritzelt Noten und Sterne auf unsere Aufzeichnung und ich mache irgendwann einfach mit.

Nach der Stunde haben wir Mittagspause. Sasuke sitzt mir gegenüber und knabbert entspannt an einem Apfel. Ich kann mich gar nicht richtig konzentrieren. Die ganze Zeit muss ich an meinen Traum von letzter Nacht denken. Als ich spüre, dass ich ihn angestarrt habe, zucke ich kurz zusammen. Das macht Sasuke auf mich aufmerksam. „Ist alles in Ordnung?" Ich nicke, bin dabei aber so verkrampft, dass ich sicher wie ein Roboter wirke. „Hab nur nachgedacht." Er schaut mich neugierig an. „Und worüber?" Ich kann ihm schlecht sagen, woran ich gedacht habe. Wieder kommen mir Bilder von ihm in den Kopf. Bilder, wie er mich küsst und mich überall berührt. Wie komme ich aus der Sache wieder raus. „Eh, ich... hast du schon mal etwas total absurdes geträumt? Und dann hat dich der Traum den ganzen Tag lang begleitet?" Er zuckt die Schultern. „Sicher. Warum fragst du?" Ich seufze. „Nur so." Er guckt etwas verunsichert. Sein Blick ist verwirrt, aber auch neugierig. Wir reden nicht weiter darüber.

Ich nehme mein Tablett und schaue Sasuke entschuldigend an. „Sorry, ich muss mal nach Ino suchen. Ich hab was in Physik nicht verstanden." Als ich aufstehe, lacht er. „Weil Ino soviel von Physik versteht, ja?" Erwischt. Wieso kann man Sasuke so schlecht anlügen? Ich denke nicht weiter darüber nach. Ich muss Ino finden. Und noch viel wichtiger ist, ich muss von Sasuke und meinen hormongesteuerten Gefühlen weg.
Bevor ich gehe, zeigt Sasuke nach draußen. Ich folge seiner Geste. Durch die verglaste Mensa sehe ich Ino. Sie sitzt draußen auf einer Bank und scheint sich zu sonnen. Ich bedanke mich bei Sasuke und gehe nun endgültig. Ich setze mich neben Ino, die kurz erschreckt, weil sie Kopfhörer in den Ohren hatte und mich deshalb nicht bemerkt hat. „Erschreck mich doch nicht so, Sakura." Ich lächle amüsiert. „Tut mir leid, ich muss mit dir reden." Sie nimmt die Kopfhörer raus und sieht mich auffordernd an. „Leg los. Was gibts denn?" Ich spüre wie ich rot werde. „Ich hab was komisches geträumt." Sie wirkt enttäuscht. „Echt? Du störst meine mittägliche Bräunungsphase, weil du mir das sagen willst?" Ich spüre, wie ich erröte. „Es ging um Sasuke." Nun schaut sie doch interessiert. „Ach ja?" Ich bin nervös, aber ich muss darüber reden. „Wir hatten Sex." Ino sieht mich erstaunt an. „In deinem Traum oder in echt?" Ich verdrehe die Augen. „Ino! In meinem Traum natürlich!" Sie lächelt und wirkt dabei, als wüsste sie, dass sie klüger ist als ich. „Ich finde das nicht so abwegig" Ich sehe sie verdutzt an. „Wieso? Sasuke und ich sind Freunde! Das ist doch verrückt." Sie lächelt entspannt. „Sicher, Sakura. Rein platonische Freunde." Was? Wieso klingt sie so sarkastisch? „Was meinst du damit?" Ino zuckt die Schultern. „Nichts weiter, Sakura. Ihr müsstet euch beide nur mal zusammen sehen." Ich verdrehe die Augen. Ino spinnt, ganz eindeutig. „Was weißt du schon?" Sie streckt mir die Zunge raus und lehnt sich zurück, um sich weiter zu sonnen.

Ino hat mich nachdenklich gemacht. Wie wirken wir denn auf andere? Wieso hat sie das ‚platonisch' so betont? Die ganze Sache macht mich verrückt. Wann und wie ist dieses Gefühlschaos entstanden? Nach der Schule sitze ich neben Naruto im Schulbus. Er mustert mich neugierig. „Sag mal, Saku. Ist heute irgendwas mit dir?" Ich sehe ihn erstaunt an. „Wie kommst du darauf, dass was ist?" Er lacht. „Du wirkst so neben der Spur irgendwie." Ich kann nur seufzen. Wenn sogar Naruto schnallt, dass etwas ist, sollte ich wirklich mal deutlicher über alles nachdenken. „Es ist mir peinlich... ich hatte einen Sextraum von Sasuke." Anders als ich erwartet hatte, wirkt Naruto gar nicht überrascht. E reißt nicht erstaunt die Augen auf und er fällt auch nicht von seiner Rolle ab. Er grinst, fast ein wenig schmutzig. „Oh Saku. Du kleine Verrückte." Wieso reagiert er so? Warum ist er nicht erstaunt? „Ich weiß auch nicht, wieso ich sowas träume." Naruto lacht. „Also ich schon. Du findest Sasuke heiß!" Ich schüttle den Kopf. „Das ist nicht wahr!" Naja, jetzt wo er es sagt. Vielleicht ein bisschen... Naruto lehnt sich entspannt und sehr zufrieden in seinem Sitz zurück. „Du kannst dir gerne etwas vor machen, Saku. Aber es ist eindeutig." Ich mache eine abwehrende Handbewegung. „Das ist doch Blödsinn!" Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, Naruto stellt seine nächste Frage komplett ohne Zusammenhang. „Wieso hattest du etwas mit Itachi?" Ich denke nach. Ich sammle meine Gedanken und erzähle Naruto davon. „Naja, wegen Mira und Sasori. Itachi war verletzt und ich auch." Naruto lächelt, als würde er meine Gedanken ankurbeln wollen. „Und warum ausgerechnet Itachi?" Ich sehe ihn an und hinterfrage mit meinem Blick seine Anspielung. Obwohl ich ihn nicht ganz verstehe. „Itachi hatte etwas vertrautes an sich." Er lächelt. „Und da hast du es!" Was? Verstehe ich nicht. „Ich verstehe den Zusammenhang nicht, Naruto." Dieser lächelt wissend. „Itachi ist nur eine ältere Version von Sasuke. Du hast dir jemanden gesucht, bei dem du dich sicher und geborgen fühlst, um deinen Schmerz zu verarbeiten. Aber woher soll die Sicherheit kommen? Itachi und du seid doch vorher nicht so dicke miteinander gewesen." Ich denke über seine Worte nach. „Blödsinn!" Eigentlich verstehe ich, was er meint. Vielleicht hat er sogar Recht, aber das möchte ich nicht zugeben. Wie kann es überhaupt sein, dass Naruto solche Schlussfolgerungen zieht? Er versteht ja selber nicht, dass Hinata auf ihn steht. Naruto wirkt sehr zufrieden und kommentiert meine letzten Worte nicht mehr.

Naruto ist so ein Blödmann! Es ist absurd, aber genau das sind meine Gedanken, als ich in dieser Nacht aufwache. Dieses Mal habe ich geträumt, dass Sasuke mit mir auf dem Schulhof steht und mich leidenschaftlich küsst. Es war ein sehr schöner Traum, bis zu dem Moment, als Naruto in ihm aufgetaucht ist und begonnen hat, um uns herum zu hüpfen. „Sasuke liebt Sakura! Und Sakura liebt Sasuke!" Wie absurd! Wir sind Freunde. Dennoch stehe ich, genau wie letzte Nacht in der Küche, koche mir einen Tee und denke über alles nach. Meine Träume sind ganz verwaschen von meinem Verlangen nach Sasuke. Ich nehme mir vor, bei der nächsten Gelegenheit darüber mit Sasuke zu reden. Ich habe Angst vor seiner Reaktion, aber ich sehne mich danach mal wieder durchzuschlafen. Ohne irgendwelche nächtlichen Gedanken an Sasuke.

-I can't live with or without you-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt