43. Nils

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Nils

Ich habe mich mittlerweile an das Leben ohne Leon gewöhnt, es ist schwierig und unvorstellbar grausam aber irgendwie ertrage ich Tag nach Tag.

Nach nur vier Monaten sind Tami und ich zusammen gezogen, eine Traum Idee von Tami, ihre Eltern sind ausgewandert und da Jay fast immer in der Uni ist, wäre sie alleine im großen Haus der Gacias. Also sollte ich einziehen, mit ihr unter einem Dach zu wohnen macht Leon's verlust nicht erträglicher. So wie jeden Abend ziehe ich mich früh ins Schlafzimmer zurück um meine Ruhe zu haben und so wie immer lässt Tami nicht lange auf sich warten. "Popcorn und Netflix?" Mit einem breitem grinsen und einer großen Schale Popcorn kommt sie zu mir ins Schlafzimmer. Nur kurz blicke ich zu ihr auf und bin fassungslos. "Woher hast du den Hoodie?!" Ich springe wütende auf und starre sie verzornt an.

"Er-er war in deinem Schrank."  Fast verängstigt antwortet sie mir schüchtern.

"Zieh ihn aus, zieh ihn sofort aus!" Als sie nicht reagiert, ziehe ich den Hoodie grob über ihren Kopf aus. "Nils? Wieso? Was ist mit diesem verdammten Hoodie das du jetzt so wütend auf mich bist?" Ohne ihr zu antworten wende ich mich von ihr ab, ich versuche meinen Zorn zu bewältigen und zu unterdrücken, doch es geht einfach nicht.

Ich stürme die Treppe herunter, renne aus dem Haus und laufe in Richtung Zuhause, zu Mom. Das ist einfach zu viel für mich, mein Gesicht vergrabe ich in dem Hoodie und inhaliere den Duft, es richtig so heimisch, so nach ihm.
Ich habe die Hoodie's die ich von Leon habe die ganze zeit gut versteckt, zu sehen wie sie seinen Hoodie trägt, hat mir für heute den Rest gegeben.

Wie erwartet empfängt meine Mutter mich, mittlerweile hat sie gelernt keine Fragen zu stellen da ich ihr ohnehin nicht antworte.
"Nunu, wenn du Hilfe brauchst oder reden möchtest, komm bitte zu mir. Du kannst deine Gefühle, Ängste und Sorgen nicht für immer in dich hinein fressen."

"Ich geh hoch Mom, okay?" Sie nickt nur leicht und ich renne die Treppe hoch in mein altes Zimmer. Unter der Bettdecke kuschel ich mich zusammen und inhaliere den letzten Duft von Leon den der Hoodie noch abgibt.

Im Laufe der Zeit, in laufe der Wochen, der Monate und letztendlich in laufe der Jahre, wird es jeden Tag unerträglicher.
Ich habe seid fast zwei verdammten Jahren nicht mehr mit Leon gesprochen, geschrieben oder ihn gesehen. Er ist nichtmal für Lee her gekommen, er hat nichtmal die Person besucht die er als seinen Vater ansieht und das nur weil er mich nicht sehen will.

Er hasst mich, Gott er muss mich so sehr hassen. Nur durch Jay und Lee weiß ich ungefähr wie es ihm geht, was er macht, wie ihm sein Studium gefällt, im persönlichen Kontakt stehen wir seid dem Tag von Leon's Abreise nicht mehr.
Jay erzählt immer viel über Leon, manchmal merke ich wenn er hier ist wie er über ihn schwärmt, das sie eventuell in einer Beziehung sind hat er jedoch in keinem einzigen Wort erwähnt, ich habe mir sogar einen fake Insta Account gemacht um Leon etwas zu stalken, es gibt kein Anzeichen dafür das er vergeben ist. Das verwirrt mich so sehr, wartet er auf mich? Sind da immernoch Gefühle?
Manchmal stelle ich mir in meinen Träumen vor wie er nach Hause kommt, mich vor allen anderen küsst und ihnen mitteilt das wir zusammen sind, es wäre soviel leichter für mich wenn er diese Entscheidung treffen würde. Allerdings wird er das nie tun, er würde mir niemals seine nähe in der Öffentlichkeit aufdrängen, wenn er weiß das ich dazu nicht bereit bin.

Im Gegensatz zu meiner Beziehung läuft meine Ausbildung prima, Lee hat mir sogar Unterstützung auf dem Schrottplatz besorgt. Ein sehr temperamentvoller und lauter Franzose namens René.

Ein ganz normaler Arbeitstag, mit einem fast normalen Franzosen auf dem Schrottplatz, andem René mich wieder zu Textet.
"Na und hast du heute wieder ein Date mit deiner geliebten?" Mal wieder zieht er mich auf, irgendwie hat er ein gutes Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen, er hat bereits am Anfang gemerkt das etwas zwischen Tami und mir nicht stimmt.
"Ja und bitte erinnere mich nicht dran." Ich hab ihm nie erzählt das ich eigentlich hoffnungslos in jemanden anderes verliebt bin, aber warum auch immer, weiß er es irgendwie.

"Wann machst du endlich Schluss mit ihr? Du brauchst endlich jemanden der dich wirklich glücklich macht, ich würde mich sogar freiwillig melden." Frech grinst er mich an, bereits als er sich vorgestellt hat vor einem Jahr, hat er erzählt das er Schwul ist und durchaus interessiert an mir ist, was ein Vollidiot. Etwas genervt schmeiße ich ihn einen Öllappen ins Gesicht.

"Eyyy, ich würde dich sogar einladen." Mit Schwung wirft er den Lappen zu mir zurück, doch ich fange ihn im Gegensatz zu René. "Ich fühle mich sehr geschmeichelt, aber nein danke. Ich bin glücklich so..."

"Nils! Als ob du glücklich bist? Erzähl keinen scheiß, du lässt dich doch nur widerwillig von ihr vögel. Man merkt dir tagelang an wenn du mit ihr geschlafen hast, dann ist deine Laune so unerträglich und du schnauzt mich immer an."
Eigentlich möchte ich ihm etwas erwidern, doch er hat recht und vorallem heute bin ich nicht dazu in der Stimmung ihm zu Wiedersprechen, genau heute vor zwei Jahren ist Leon abgereist, den ganzen Tag schon ist ein stechender Schmerz in meiner brust.

Wie immer wenn Tami ein Date oder ähnliches plant, mache ich absichtlich länger auf dem Schrottplatz und komme garnicht von der Arbeit los. Kurz nachdem Leon mich verlassen hat, hat sich ein Ekel vor Tami in mir entwickelt. Ich hasse es ihr liebliche Worte zukommen zu lassen, sie zu berühren, sie zu küssen oder sogar mit ihr zu schlafen. Ich weiß nicht warum ich mir das alles selbst aufzwinge, ich könnte es einfach beenden doch ich habe immernoch diese Angst in mir einen riesen Fehler zu begehen wenn ich mich Oute. Was ist wenn es nur eine Phase ist?

Das ist es nicht und das weiß ich auch und ich kann wirklich nicht sagen woher diese verdammten Angst her kommt, doch ich habe sie und ohne Leon ist sie noch größer geworden, ich habe das gefühl das ich mein Schutzschild verloren habe und so verwundbar wie ein Welpe bin.

Deshalb auch die Furcht davor mit Tami schluss zu machen, ich bin was Beziehungen angeht ein psychisches wrack geworden.
Heute hatte ich eigentlich vor Tami sehr lange warten zu lassen, so lange das ich im besten fall nurnoch nach Hause gehe und Tod ins Bett Falle.

Ausgerechnet Heute kommt sie zum Schrottplatz um mich abzuholen, "Nils Willston, so hat dich deine Mutter nicht erzogen. Mich über zwei Stunden zuhause warten zu lassen ist nicht nur dreist sondern respektlos." Die wütende Stimme meiner Freundin taucht hinter mir auf, während ich gerade an einem Auto auf der Hebebühne schraube.

"Sorry hab total die zeit vergessen, das hier muss bis morgen fertig werden." Ohne sie auch nur anzusehen, schraube ich weiter an dem alten Käfer auf der Bühne herum.

"NILS! Ich wollte dir etwas wichtiges erzählen. René, machst du bitte das Auto fertig?" Ekelhaft freundlich bittet sie den Franzosen  an der Werkbank meine Arbeit fertig zu stellen. "Ja klar Mrs. Garcia." Genervt verderhe ich meine Augen, er versucht sich immer bei ihr einschmeicheln, weil er Angst vor dem Roten Teufel hat.

Widerwillig drehe ich mich zu Tami um, ich bin völlig baff, sie sieht wahnsinnig gut aus. Ein langes elegantes schwarzes Kleid was ihren Ausschnitt offen liegen lässg bedeckt ihren Körper. Schlicht sind kleine goldene Accessoires, inform von Ohrringen, Ketten, Armbändern und Ringen auf ihr verteilt und ihre langen roten Haare liegen offen über ihre Schulter.
Ich finde sie zwar schön anzusehen, das heißt jedoch nicht das das auf eine Sexuellart gemeint ist, ganz im Gegenteil. Ich merk fast wie ich mich immer mehr zu ihrem Schwulen besten Freund entwickel.

Ich putze meine Hände an einem Lappen ab und gehe auf sie zu.
"Hay babe." Tami's Stimme wirkt verführerisch scharf, immer wenn sie mich so mit ihren leuchtenden Augen ansieht will sie das gleiche, Sex.
"Hayyy" In dem Moment an dem ich an ihr vorbei laufe drückt sie mir einen Kuss auf die Wange.
"Hast du etwas zum umziehen hier? Ich möchte schick essen gehen, wir haben etwas zu feiern."

Voller Freude strahlt sie mich an, ihre Augen sie leuchten mehr als sonst. Da steckt mehr hinter als ein schönes Essen gehen mit Sex im Anschluss, sonst würden ihre Augen nicht so unerlöschbar glühen wie ein rotes Feuer. Doch was möchte sie mehr als Sex? Was erwartet sie von diesem Abend?
Denkt sie ich mache ihr einen Antrag? Niemals, aber was ist...

...was ist, wenn sie mir einen Antrag machen möchte? Es würde zu ihrem dominanten Charakter passen, bei Gott ich hoffe es nicht.

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Oh man ich weiß langsam nicht mehr was ich schreiben soll...😩

PS: Ich habe eine neue Idee für ein Buch und es existiert quasi nurnoch dieses Buch in meinen Kopf. Vielleicht wird das auch das folgende Buch nach "Das Treiben zwischen uns".

Das Treiben zwischen unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt