Kapitel fünfzehn

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Kaum kam der Wagen zum Stehen, öffnete sich die Haustür und ihre Mom eilte hinaus. Kleo sah sofort, dass sie mehrere Kaffee intus und geweint hatte. Sie zog ihr ältestes Kind an sich, ignorierte seine blutgetränkten Klamotten und drückte so sehr zu, dass er aufkeuchte. Kleo schmunzelte. Joanas Augen glänzten, als sie ihm eine Hand auf die Wange legte. Man sah ihr die Angst und Sorgen an.
„Alles ist gut, Mom", lächelte Angelo. „Mir geht es gut".
Sie atmete tief durch. Agape und Leonidas tauchten im Türrahmen auf. Sie hatten ebenfalls gewartet. Als Kleo gewaltsam von Hudson aus dem Schlaf gerissen wurde, läuteten sofort ihre Alarmglocken. Phoenix hatte im Schlaf sein halbes Lacken abgebrannt, Hudson hatte es glücklicherweise früh genug gemerkt. Phoenix hatte nicht lange gewartet und ist aus dem Haus geeilt, Kleo und Hudson konnten sich denken wohin. Jedoch hatten sie nicht daran gedacht ihren Eltern bescheid zu sagen und Kleo hatte Joana auf dem Weg zu Lexis Haus angerufen. Danach nochmal, während sie darauf gewartet hatten, dass Angelo erwacht.
Sie hatten Lexi gut zugeredet, damit sie der Panikattacke, die sich anbahnte nicht verfiel. Doch die Wahrheit war, dass sie selbst nicht gewusst hatten, ob er aufwachte. Er war dem Tod noch nie so nahe gewesen..., er war noch nie so lange auf der anderen Seite gewesen und Kleo wäre am liebsten durchgedreht, wusste jedoch dass es nichts gebracht hätte. In einer Welt wie ihrer brachte es nichts, sich in dieser Situation seinen Gefühlen hinzugeben.

Joana nickte ein paar Mal und strich sich die verirrten Strähnen aus dem blassen Gesicht. „Wie geht es Lexi?"
Kleo schwieg. Hudson warf ihnen mit schmalen Lippen einen Seitenblick zu. „Ich kann nicht behaupten, dass es ihr auch gut geht", erwiderte ihr Zwillingsbruder bloß.

Kleo blieb bei ihrer Mom, bis sie wieder einschlief. Leonidas war mit strengem Blick in der Küche verschwunden, gefolgt von Angelo und Hudson. Kleo hatte keinen Nerv dafür gehabt. Sie sah nach Zoe, die tief und fest vor sich hin döste, in ihre Prinzessinnendecke gehüllt wie eine Frühlingsrolle und von allem nichts mitbekommen hatte. Leise schnarchte sie in sich hinein und Kleo schlich wieder hinaus. Sie zog sich um und ging hinunter, um sich einen Tee zu machen. Angelo saß immer noch auf eines der Barhocker. Leonidas und Hudson waren weg, wofür sie sehr dankbar war.
„Alles in Ordnung?"
Er hatte seinen Kopf in seine Hände gebettet und ließ es auch dabei, als er leise seufzte. „Ja, eigentlich schon. Ein bisschen viel, das alles". Kleo nickte. „Wie war es dieses Mal?"
„Wie immer", zuckte er die Achseln. Er hatte Kleo einmal erzählt wie es in der Zwischenwelt war. Wenn der Geist den Körper noch nicht wirklich verlassen hatte, man jedoch dem Tode näher war als dem Leben, geriet man in die Zwischenwelt. Sie war eine endlose, trockene Landschaft, aus Staub, Stein und ewiger Stille. In der Ferne erkannte man etwas, weite Hügel bedeckt mit saftig grünem Gras, doch egal wie lange man lief, auch bis die Füße wund wurden, man erreichte das Ende der Trockenheit nie. Das wusste Angelo. Hin und wieder überkreuzen verirrte Seelen seinen Weg. Menschen, die nicht wissen was los ist oder wo sie sich befanden. Hades soll sich in diesem Reich ebenfalls aufhalten können, jedoch hat Angelo ihn noch nie gesehen.
„Es kam mir dieses Mal vor wie Tage, statt Stunden. Es war schwieriger die Wunde zu schließen, einen Moment glaubte ich, ich schaffe es nicht", seine Augen, die aussahen wie ihre, blickten sie an. Sie presste die Lippen aufeinander, um sich nicht vorzustellen wie eine Welt ohne ihren Zwillingsbruder sein mag. „Aber du hast es geschafft", sagte sie leise. Ohne dass er etwas sagte, stellte sie ihm und sich eine Tasse dampfenden Tee vor die Nase. Angelo wärmte seine Finger daran. „Danke".
Kleo nickte, als die Haustür fast geräuschlos ins Schloss fiel. Wenige Sekunden später kam Phoenix hinein. Sie erstarrte bei seinem Blick, Angelo ging es nicht anders. Zunächst wortlos setzte er sich zu ihnen und schloss kurz die Augen. „Was ist passiert?", fragte Angelo ruhig.
„Das wollte ich dich gerade fragen", erwiderte er.
Angelo seufzte erneut. „Das durfte ich Leonidas gerade schon erklären..."
„Dann darfst du es mir nochmal erklären", unterbrach er ihn und sein Ton duldete keine Vertröstung auf morgenfrüh.
Angelo verdrehte die Augen und Kleo wartete gespannt, denn auch sie musste sich eingestehen, dass sie neugierig war. Sie hatten von einem Block entfernt das grelle Licht gesehen, das urplötzlich aufgetaucht war, bevor es angeschwollen und explodiert ist. Das Auto hatte geschwenkt von der gewaltigen Kraft die davon ausgegangen war.
„Was war das, zum Teufel!", hatte Hudson gerufen und lenkte scharf nach rechts. „Ich habe keine Ahnung, aber das sah überhaupt nicht gut aus".
Angelo erläuterte was an diesem Abend passiert war und verfluchte sich, die Eindringlinge nicht kommen gesehen zu haben. Sie hatten ihn überwältigt.
„Ich habe sie eine Weile reden hören. Das waren... keine Menschen. Keine Halbblüter, keine Mischwesen. Sie waren anders. Sie wussten, dass Lexi aus dem Haus kommen würde, wenn sie merkt, dass ich nicht länger da bin. Sie müssen sie und uns eine ganze Weile beobachtet haben, um das zu wissen. Sie sprachen darüber, dass Hera sich mehr bemühen und beeilen sollte, sonst würden sie bald ihre Geduld verlieren..."
„Mit was beeilen?", fragte Kleo. „Das weiß ich nicht. Aber Hera hat etwas großes vor, ich befürchte sie macht da weiter wo sie vor Jahrhunderten aufgehört hat. Dass sie immer noch so viele Anhänger hat, ist überraschend".
„Was zum Teufel will sie von Lexi. Ich verstehe es nicht!" Phoenix stand auf und fuhr sich durch die nassen Haare. Er unterdrückte das Zittern indem er seine Fäuste ballte, bis sich seine Nägel in die Handfläche gruben. Seine goldenen Augen pulsierten, voller Zorn blickte er sie beide an und für einen Moment sah er mit der Narbe, die er seinem eignem Vater zu verdanken hatte gefährlicher aus, als ihr lieb war.

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⏰ Last updated: Sep 03, 2023 ⏰

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Dark Halo - Asche & LichtWhere stories live. Discover now