Kapitel zwölf

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Auf Heras Seite stellten sich sogar einige Götter. Unter anderem Poseidon, Gott des Meeres. Und Hermes, der Götterbote. Lexi wusste nicht wieso, doch sie konnte ihn nicht leiden, seitdem sie das erste Mal über ihn gelesen hatte. Sie war jedoch schockiert darüber, dass Leonidas und Agapes Vater einer von ihnen war.
Hera hatte einen Plan, einen ihrer Meinung nach hervorragenden Plan, der sie an die Macht bringen würde. Die sie so lange verdiente. Doch sie scheiterte. Bei jeder Schlacht am Fuße des Olymps. Bei jedem Hinterhalt, bei jedem Versuch Zeus zu stürzen. Sie bat Hades um Hilfe, um seine Unterstützung. Er schickte sie desinteressiert fort. Schon lange hatte er kein Interesse mehr an Zeus' Tod. Er würde in der Unterwelt bleiben. Er stellte sich auch nicht auf Zeus' Seite, als er ihn in dem dunklen Schloss aufsuchte. Er wollte nichts wissen, von niemandem. Sollten sie das alleine klären, hatte er gesagt. Er hatte Persephone, das genüge ihm.
Lexi las und las, bis die Sonne ihre ersten Strahlen auf die Felsenwand warf. Sie kannte die Worte und Geschehnisse, bevor sie sie las, als hätte sie das Buch schon einmal gelesen. Sie hatte sich am frühen Morgen aus dem Bett geschlichen und war in die Bibliothek gekommen. Sie hatte fast das halbe Buch geschafft, es war eher ein Fachbuch als ein Roman. Hera kam an dem Punkt an, nach unzähligen Schlachten und Toten, an dem ihr bewusst wurde, dass sie diesen Krieg nicht ohne stärkere Mittel gewinnen würde. Ohne einen starken Zauber, oder eine Voraussehung der Moiren würde sie scheitern. Die Moiren gaben schnell nach, als sie ihnen drohte ihnen jeweils eine Hand abzuhacken. Sie waren so schwach. Und sie erzählten ihr die Zukunft voraus. Eine Zukunft, in der ein Kind geboren wird, in wenigen Monaten nur, das jüngste Kind Aphrodites'. Dieses Kind würde mächtiger werden, als alle Könige und Götter es je waren. Ja, sogar mutiger und kampferprobter, als Ares, der ihr Vater und Meister werden würde. Und schöner, als jede Schönheit die auf dieser Erde gewandelt war. Hera schäumte vor Zorn. Schlug das Heim der Moiren kurz und klein. Denn sie hatte eine Zukunft gesehen, die sie nicht hatte sehen wollen. Das Kind würde zu einer starken Frau heranwachsen und Heras Blut würde die Spitzen des Olymps zieren. Dann wurde es ganz still, die Moiren waren in eine dunkle Ecke gekrochen, Hera wusste wie sie es verhindern konnte. Sie würde die Mutter töten, dann würde das Kind erst nicht zur Welt kommen. Als die Moiren ihren Plan erfuhren, schrien sie auf. Sie warnten Zeus' Gattin. Es war ein Fehler. Es würde ihre Situation bloß verschlimmern.
Doch das irre gewordene Weib hörte nicht. Sie wusste was zutun war und freute sich darauf, Aphrodite hatte sie nie gemocht.

Lexi schlug das Buch erst zu, als Kleo schon die Treppe hochstampfte. „Sag Mal, bist du taub?"
„Nein", antwortete sie. Kleo wendete sich wieder ab. „Komm, wir müssen los".
Seit dem Vorfall mit Fynn waren zwei Tage vergangen und diese Nacht hatte sie wieder bei den Jones verbracht. Phoenix hatte, wie es scheint nichts verraten und sie darauf angesprochen auch nicht, wofür sie ihm im stillen dankte.

Lexi blieb sitzen, sah nachdenklich aus. „Was ist los?", fragte Kleo.„Hera", murmelte sie. „Emmet hat mit dem Gott gestritten, an dem Tag als ich es herausgefunden habe. Sie haben etwas über diese Hera gesagt... Sie sei frei gekommen... und würde mich hier nicht finden. Macht das irgendeinen Sinn?"
Kleo war blass geworden, ihre Augen verdunkelten sich. Sie sah aus wie ein Geist. „Was?"
Bevor Lexi es widerholen konnte, war sie auf dem Absatz umgekehrt. Lexi erhob sich gerade erst, als die Tür schon ins Schloss fiel.
Sie hechtete Kleo durch das Haus hinterher, sie hatte sie jedoch schon lange nicht mehr im Blick. Sie wusste wo sie hin wollte.
Leonidas starrte seine Nichte an. Schock stand in seiner Miene geschrieben. Als Lexi keuchend das Arbeitszimmer betrat, stachen seine dunklen Augen in ihre. „Erzähl mir alles. Wort für Wort, was dein Bruder mit Ares besprochen hat".

Sie würden an diesem Tag nicht mehr zur Schule gehen, das wusste Lexi, als sie in dem Büro ihre Finger knackte und erzählt hatte, woran sie sich erinnern konnte. Emmet war wütend geworden, hatte gesagt, dass er Halbblütern nicht vertraute, obwohl er doch selbst einer war? Dieser Gott hatte gemeint Hera wäre entkommen, unauffindbar. Und obwohl Emmet nicht gehen wollte, da er Lexi beschützen müsste, versicherte Ares ihm sie wäre sicher. Hera würde sie nicht finden. Mittlerweile hatte die ganze Jones mitbekommen was los war und hatten so reagiert wie Kleo. Lexi wagte es nicht zu fragen was los war, denn sie konnte es sich denken. Hera war gefährlich, wollte Menschen und Halbblüter bluten sehen. Und sie war auf freiem Fuß. Lexi hatte nicht gewusst, ob sie besiegt wurde oder nicht, so weit war sie ihm Buch noch nicht.
„Eins verstehe ich aber nicht. Wieso sollte Hera hinter Lexi her sein?", fragte Hudson, vom Sofa aus. Kleo stand nervös am Rand und kaute auf ihren Fingernägeln herum, während Phoenix regungslos an der Wand lehnte. Er hatte keinen Ton von sich gegeben und würde man ihn nicht sehen, wüsste man nicht dass er anwesend war.
Seufzend fuhr sich Leonidas über das Gesicht. „Ich habe keine Ahnung".
Sie waren alle samt überfordert. Ahnungslos. Und Lexi spürte die Angst an ihrem Herz kratzen. Diese irre Göttin hatte diese Furien und Xeno geschickt, sie wollte sie töten und sie wusste nicht weshalb. Diese ständige Ahnungslosigkeit machte Lexi am meisten Sorge. Ihr fehlten so viele Antworten, auf so viele Fragen, an die sie noch gar nicht dachte. Sie musste mehr über ihre Herkunft erfahren, ob sie nun wollte oder nicht. Vielleicht würde ihre feige Mutter etwas Licht ins Dunkle bringen.
Lexi ging wortlos hinaus und spürte Kleo hinter sich. „Wo willst du hin?"
„Nachhause". Ohne weiteres schnappte die Blondine sich den Autoschlüssel.

Dark Halo - Asche & LichtWhere stories live. Discover now