Kapitel drei

6 1 0
                                    

Nach einigen Minuten Verfolgung, fiel Lexi ein, dass Emmet öfters in der Nacht verschwand und auf Partys ging. Sie schüttelte den Kopf und kam sich vor wie ein Idiot. Wie peinlich das wohl wäre, würde sie am Ende dieser sinnlosen Verfolgung in eine Party platzen. Man würde sie auslachen. Nur beim Gedanken wurde sie rot. Doch sie warf den Gedanken entschlossen ab. Sie hatte ein eigenartiges Gefühl im Magen, als würde mehr dahinter stecken, also folgte sie ihm weiter. Dabei bedacht immer im Schatten zu bleiben. Sie war einige Meter hinter ihm, es nieselte und es waren, dem Anschein nach, nur sie zwei Unterwegs. Was hieß wenn er sich umdrehte, würde er sie vielleicht entdecken, doch sie riskierte es.
Normalerweise hielt sie locker mit ihm Schritt, da sie selbst nicht sonderlich kleine Schritte hatte, doch nun lief er schneller, hektischer. Als hätte er etwas wichtiges zu erledigen, wobei er zu spät kam.
Ihr Gesicht tropfte schon, vor lauter regen, nur ihre Haare waren durch die Kapuze verdeckt. Hätte sie bloß noch eine Jacke darüber gestreift, so wie er. Es war kalt, es windete, trotzdem zitterte sie nicht vor Kälte, sondern Nervosität. Sie zitterte so selten, wie sie schwitzte. Noch nie hatte sie sich Gedanken darum gemacht, erst als ihre Mitschüler angefangen hatten sie deshalb als Freak zu bezeichnen. Das war jedoch nicht der einzige Grund dafür, wie sie gut genug wusste.

Er blieb abrupt stehen und sie daraufhin ebenfalls. Sie waren am Strand. Lexi stand hinter einem Baum und beobachtete Emmet, aus der sicheren Ferne, wie er auf dem nassen, harten Sand stand und hinauf schaute. Sie runzelte die Stirn. „Was macht er denn?"
Einige Minuten verstrichen und er stand nur da. Seine Hände waren in der Jackentasche verstaut, dann lief gelangweilt hin und her. Blickte dabei immer wieder nach oben. Lexi wurde immer ungeduldiger und war kurz davor ihre Deckung aufzugeben. Sie lief schon zwei Schritte vor, als ein grelles Licht die Nacht zum Tag machte und sie inne hielt. Der Sand, obwohl er nass und schwer war, wirbelte herum, als würde sich ein Tornado bilden. Sie verdeckte ihre Augen, um zu erkennen dass Emmet das gleiche tat. Jedoch war sein Blick nicht erschrocken oder verwirrt, wie ihrer. Es schien stattdessen genervt und ungeduldig. Erneut zuckten Blitze durch die Luft, sie waren jedoch klein und im Sekundenbruchteil wieder verschwunden. Trotz dessen konnte Lexi sehen, dass sie nicht blau oder violett waren, sondern golden. „Was zum...?" Bevor sie den Satz beenden konnte, donnerte es und ein Mann stand da wo zuvor die Luft den Sand aufgewirbelt hatte.
Mit aufgerissenen Augen und zusammengepressten Zähnen starrte sie ihn an, wobei sie sich nicht mehr rühren konnte.
„Musst du immer so eine Show abziehen?", brummte Emmet.
Der Mann schmunzelte. „Was meinst du?", fragte er.
Seine Stimme kam ihr bekannt vor. Er hatte pechschwarzes Haar und trug etwas, das wie eine Rüstung aussah. Eine dunkle Brustpanzerung, die ihn nur bis zu den Schultern bedeckte, etwas das aussah wie ein Rock, ging ihm bis über die Knie und versteckte seine breiten Oberschenkel. Seine Schuhe schienen aus Leder zu sein, umhüllten jedoch nicht seine kompletten Füße, etwas aus Metall war um seine Unterschenkel gebunden und war wohl zum Schutz des Schienbeines gedacht. Um seine Hüfte war ein Gürtel geschnallt woran eine Schwertscheide hing, das Schwert fehlte jedoch. Lexi hatte das Gefühl, dass sein Outfit trotzdem nicht komplett war. Da fehlte mehr als ein Schwert. Seine ganze Erscheinung erinnerte sie an Figuren und Bildern aus dem Geschichtsunterricht.

„Also", sagt der Mann entspannt und sah über das unruhige Meer. „Was ist los?"
„Es sind Halbblüter hier", erklärte Emmet und wartete gespannt auf seine Reaktion. Der Mann legte die Stirn in Falten. „Was?"
„Du hast schon richtig verstanden. Und es sind nicht nur ein Paar. Eine ganze Familie", sagte Emmet, als würde er verkünden, dass die Welt bald untergehe.
Lexi verkniff sich die Frage, die auf ihrer Zunge brannte.
Der Mann wendete sich leicht ab. „Wir haben Frieden mit ihnen, Arijus. Sie sind keine Bedrohung. Wir haben andere Probleme", grummelte er, nun nicht mehr so entspannt wie davor.„Ich vertraue ich ihnen nicht!", zischte Emmet wütend. „Wir wissen nicht, ob sie nun Krieg anzetteln wollen".
Lexi hatte noch nie so gut in Geschichte aufgepasst, doch sie war sich ziemlich sicher, dass es in ihrem Lebensabschnitt noch keinen Krieg gegeben hatte. Sie wusste nicht wieso dieser Mann ihren Bruder Arijus nannte und wieso dieser ihm nicht sagte, dass er so nicht hieß. Woher er diesen Mann aus dem Wirbelsturm, der wahrscheinlich ein Zauberer war, kannte konnte sie sich nicht erklären. Noch weniger wieso er aussah, wie ein Theaterdarsteller.

Dark Halo - Asche & LichtWhere stories live. Discover now