Kapitel dreizehn

2 0 0
                                    

Es überraschte sie nicht, dass Fynn die nächsten Tage nicht in die Schule kam. Er hatte Schuldgefühle und sie war dankbar dafür, so konnte Phoenix nicht erkennen, dass er es war. Wie ein Wachhund war er immer in der Nähe, ob sie ihn sah oder nicht. Nur Kleo, der Lexi alles erzählt hatte, machte sich nicht die Mühe, ging meistens neben ihr her und zog ihr jedes Mal an den Haaren, wenn sie den Blick senkte. Langsam gewöhnte Lexi sich an ihre Art und erkannte, dass sie es bloß gut meinte. Gestern Abend war sie in ihrem Zimmer aufgetaucht, wenige Minuten nachdem Phoenix gegangen war und hatte so lange genervt, bis sie ihr erzählt hatte wieso er da gewesen ist. Nachdem sie Stunden lang Lexi beleidigt und beschimpft und danach getröstet hatte, waren sie schließlich eingeschlafen.
„Hör zu. Hör was sie sagen".
Zum ersten Mal hörte Lexi hin und anders als gedacht, waren es keine Beleidigungen, die von den Schülern kamen. Mit ihrem trainiertem Gehör fasste sie jedes Getuschel, jedes Geflüster auf und Grinste belustigt. Und ungläubig.
Es gab Mädchen die gemeine Kommentare abließen, manche flüsterten, andere sagten es laut, dass es jeder ohne Supergehör hören konnte. Doch einige sagten nette Sachen, manche verglichen sich mit ihr, was Lexi bloß traurig machte. Die ekelhaften Sprüche der Jungs überhörte sie gekonnt, dennoch war sie kurz davor auszuholen und ihr anzügliches Grinsen aus dem Gesicht zu wischen.
„Widerlich", zischte sie.
„Wenn du willst, kannst du ihnen die Meinung geigen", Kleo wirkte, als würde sie es sich wünschen.

~

„Wo willst du hin?", rief Kleo, als Lexi nicht mit ihnen zum Wagen ging. Hudson und Phoenix wurden währenddessen von den Football Spielern aufgehalten, diese versuchten schon eine Weile die zwei überreden sich ihrem Team anzuschließen.
„Ich..., ähm komme später nach", erwiderte sie.
Kleo zog die Brauen zusammen.„Wohin?"
Lexi verdrehte die Augen. „Ich habe noch ein Privatleben, weißt du?" Nun zog sie eine Braue hoch und starrte sie lange an. Lexi gab nach.„Komm mit". Zufrieden grinste Kleo, rief ihren Cousins etwas zu und folgte ihr.

„Was zum Teufel ist hier passiert?", zischte sie, als sie oben am Leuchtturm ankamen. Überall lagen Holz und Glassplitter, Metall war verbogen und alles war durchwühlt. Lexi war nach dem Vorfall mit Xeno nicht her gekommen und räumte nun auf.
„Ich habe schon in so vielen Orten gelebt, aber das ist einer der schönsten Ausblicke, die ich bis jetzt gesehen habe", grinste Kleo und blickte zu Lexi, die neben ihr saß. Sie nickte. „Ja, das finde ich auch. Wo habt ihr schon überall gelebt?"                                                                                                 Sie seufzte. „Griechenland, Italien, Kolumbien, Kanada, zuletzt in Florida und davor in D.C", sie zuckte die Achseln. „Wir altern sehr viel langsamer, als Menschen. Bei uns fällt es noch nicht auf, aber bei Leonidas und Agape schon eher. Sie bleiben maximal zehn Jahre an einem Ort. Wir mussten aber auch schon wegen anderen Halbblüter Familien umziehen, die meinten wir seien ihre Feinde".
Die Sonne strahlte in einem hellen orange durch die Wolkendecke und Möwen krächzten unter ihnen auf den Felsen.
„Ich habe im roten Buch gelesen, dass dein Großvater auf Heras Seite gewesen war. Das muss schwer für eure Familie gewesen sein".
Kleo zuckte die Achseln. „Das ist ja schon lange her, ich war noch gar nicht geboren, auch nicht meine Mom. Aber es war ein Schlag für uns, als wir es herausfanden, das auf jeden Fall. Besonders für Leonidas, Lysander und Heron. Poseidon war ihr Held. Er war eben ihr Dad"
„War?"
„Er ist nicht tot, aber nachdem sie es herausgefunden haben gab es keinen Kontakt mehr zu ihm. Davor haben sie ihn über das Wasser gerufen und er hat sie sogar besucht, doch seitdem nicht mehr. Das hat die drei verändert, hat Tante Agape mal erzählt. Leonidas wurde so wie er nun mal ist, diese ernst, unscheinbare Wand..., aber im inneren ist er ein Teddy", Kleo schmunzelte leicht. „Heron war kaum mehr zuhause, stürzte sich in Kämpfe, wo er nur konnte. Und mein Dad, Lysander, wurde ein Arschloch. War Stunden, Tage oder Wochenlang verschwunden, ließ meine Mom mit drei Kindern alleine und betrog sie mit zahlreichen Frauen", sie zuckte die Achseln, als Lexi ansetzen wollte. „Er ist weg und es ist besser so".
„Wo ist Heron nun? Ist er auch weg? Und Phoenix' Mom?"
Lange zögerte Kleo. „Heron und Megara sind von Halbblütern getötet worden. Phoenix war vierzehn. Und er musste alles mit ansehen. Danach ging er fort..., wir konnten ihn nirgends aufspüren, wir haben bis jetzt keine Ahnung wo er sich herumgetrieben hat und wir haben ihn erst seit zwei Jahren wieder bei uns". Sie lächelte, doch es war ein trauriges Lächeln. „Er war nie wieder derselbe. Er ist so... verschlossen. Ich vermisse den alten Phoenix sehr", nun grinste sie, den Blick auf den Horizont gerichtet, als würde sie in Erinnerungen schwelgen.
Lexi schwieg, sie wollte ihre Gedanken nicht unterbrechen und dachte selbst nach, an einen Phoenix den sie nie kennenlernen würde.

Dark Halo - Asche & LichtWhere stories live. Discover now