Kapitel 20

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Das Hufgetrappel von Pferden unterbrach je Enolas Streifzug durch den Garten des Hauses. Auch wenn sie es nur entfernt wahrnahm war es trotzdem markant. Prompt bahnte sie sich durch das Labyrinth von Pfaden in dem hinteren Garten hervor zum Haupteingang. Ihr Bruder überreichte gerade die Zügel seines Pferdes (wo auch immer er es herhatte) an einen der Diener, die emsig wie Ameisen ihrer Arbeit nachgingen.

Lächelnd wandte er sich in die Richtung seines zuhause. Bis er Enola sah. Sein Lächeln änderte sich zu einem wütenden Stirnrunzeln.

"Was hast Du dir den dabei gedacht? Junge, Venus ist fucking Trans, ist dir das nicht aufgefallen???" Felix spukte hitzig die Worte in ihre Richtung.

"Nicht jetzt, ich weiß wo der nächste Hinweis uns hinführt." Sie lief auf Felix zu. "Lass lieber eine Kutsche rufen."

Bei der Unverfrorenheit seiner Schwester konnte Felix ein Schmunzeln sich nicht verkneifen.
"Du wirst dich irgendwann noch einmal ins Grab bringen, wenn du weiterhin jeden Mann, der vor dir steht, provozierst."

Enola blieb stehen. "Warum nur Männer? Frauen können auch gefährlich sein."

Ein lautes Lachen erfüllte den Hof. Felix' schlechte Laune war verflogen und nun wieder fröhlich winkte er einen der Dienstboten zu sich.

"Wir werden reiten. Die Kutsche wird zu lange dauern, wir nehmen jetzt Pferde." Er blickte zu Enola.

Die jüngere war deutlich irritiert. "Dir ist hoffentlich bewusst dass ich nicht reiten kann?"

"Du kannst nicht reiten?" Felix neigte seinen Kopf leicht zur Seite. "Hat Mutter dir selbst das nicht beigebracht?"

Bevor sie jedoch antworten konnte brachte ein junger Mann zwei wundervolle Schecken- ein Fuchs und ein Rappe.

"Ist sowieso egal. Das eine Pferd läuft dem anderen immer hinterher." Nacheinander zeigte er auf die beiden Pferde. "Du nimmst das Rote."

Damit war es entschieden. Felix ergriff die Initiative und stieg auf das erste Pferd. Enola ging auf das zweite zu. Es war groß. Sein Rücken war auf höhe ihres Kopfes. Der Sattel glänzte im Licht der Nachmittagssonne und schien ihr unerreichbar. Wie sollte sie da raufkommen?

Felix verdrehte genervt die Augen. "Junge, hilf ihr hoch." Befahl er einem nahe stehenden Stallburschen. Der Junge beeilte sich, zu Enola zu gehen und den Befehl seines Dienstherren auszuführen. Er machte eine Räuberleiter und ermöglichte ihr den Aufstieg auf den Rücken des Pferdes.

Es war hoch. Sehr hoch. Und der Bursche fummelte an dem Sattel herum. Machte er die Steigbügel kürzer?
Das Pferd bewegte sich leicht und Enola klammerte sich am Zügel fest.

Warum musste sie das nochmal machen?

Felix fand die Situation ganz amüsant. Grinsend beobachtete er die verzweifelten Versuche seiner Schwester, sich auf dem Pferd zu halten.

Seine Stimme wahr voller Hohn als er sich dazu herablies ihr zu helfen: " Beine anspannen, die Zügel bringen nicht fiel. Am wichtigsten sind die Beine." Felix schmunzelte. "Die Rote macht nicht viel. Hat einen angenehmen Ritt, wirst du schon überleben."

Schon Ritt er los und wie er es sagte folgte die Stute, die Enola ritt, seinem Pferd. Am Anfang liegen sie nur bis Enola ein ungefähres Gefühl für das Tier hatte und danach gingen sie in einen Trab über. Und das war der Moment wo Enola entschloss, niemals wieder zu reiten. Jeder Muskel ihres Körpers wurde gründlich durchgeschüttelt. Ihre Beine schmerzten jetzt schon.

"Wo müssen wir eigentlich hin?" Felix rief die Frage über seine Schulter hinweg und Enola hätte sie fast überhört.

"Das Paragon Theater." Enola war kurz angebunden. Gleichzeitig reiten und reden war schwer.

Sich der Wissensdurst ihres Bruders war noch lange nicht gesättigt. "Woher willst du den das wissen?"

"Ich war schon immer ein großer Freund des Theaters." Enola wollte einfach nur, dass der Ritt endete.

Felix ließ die Pferde nebeneinander laufen. Ungläubig sah er sie an. "Echt jetzt? Ich dachte dass du dafür zu unkultiviert bist."

Nun war sie empört: " Das habe ja auch nicht ich gesagt. In einem Fall hatte das jemand zu mir im Paragon Theater gesagt."

Ihr Bruder wirkte fast schon enttäuscht. "Und ich dachte, dass ich dich falsch eingeschätzt hätte." Wenige Sekunden später fügte er etwas hinzu. "Was eine Enttäuschung."

Aber Enola hörte gar nicht mehr auf ihn. In der Ferne sah sie die Mauern des Theaters empor schießen, dem trüben Himmel reckte es sich entgegen.

"Fast da, Schwesterchen. Dann nimmst du eine Kutsche zurück und ich nehme die Pferde mit mir mit." Lächelnd verspottete er die Unerfahrene.

Wohlwollend ignorierte sie seine provozierende Worte. Stattdessen ließ sie sich vom Pferd gleiten.

"Wir müssen uns beeilen, bevor die Nacht einbricht möchte ich den zweiten Hinweis haben." Ungeduldig ging die zur Tür. Das alte Holz ächzte in Protest als sie es offen stieß. Alles war so wie sie es kannte. Bildhaft schwebte ihr die Nacht vor Augen, in der sie hier um ihr Leben gekämpft hatte.

Suchend sah sie dich im Raum um. Felix folgte direkt nach ihr.

Sie durchbrach als erste die Stille: wir sollten uns umgucken. Ich nehme mir oben vor und du guckst hier unten nach etwas auffälligem, Ok?"

Ohne seine Antwort abzuwarten lief sie schon los. Felix protestierte nicht und begann ebenfalls, sich umzusehen.

Dennoch fanden sie nichts. Auch nach einer halben Stunde sah ihre Ausbeute eher deprimierend aus.

Felix Strich durch die Räume des Theaters. Was passte hier nur nicht hinein? Sein Blick wanderte durch den letzten Raum auf dieser Etage. Es war scheinbar ein Ankleideraum. Die Wände wahren zugestellt mit Schminktischen und in der Ecke stand eine Kleiderpuppe. Bis auf eine weiße Kette befand sich nichts auf dem Kunstvoll gearbeitetem Stück.

Alles war mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Seine Schritte zeichneten sich deutlich an auf dem sonst beinahe unberührten Boden. Seit einer Weile nun folgte er einem Paar Fußabdrücke. Und sie endeten hier. Vor der Puppe.

Bei näherem hinsehen konnte sie noch nicht lange hier stehen. Sie war frei von Staub. Und kam ihm die Kette nicht bekannt vor?

Laut zerstoch sein Rufen die Stille: "Nola, ich glaube ich habe etwas."

And suddenly there were four (Enola Holmes Fanfiction)Where stories live. Discover now