Kapitel 15

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Das leere Fabrikgebäude war gespenstisch. Kalt und verlassen, eisig und unbehaglich. Und hier sollte sie herkommen?

Die Wände strahlten nur so vor Moder(durch Fäulnis und Verwesung entstandene Stoffe) und , ein stechender Geruch von Schimmel lag prominent in der Luft. Jede ihrer Schritte wurde ein dutzendfaches von den kahlen Mauern zurückgeworfen. Vereint mit dem stetigen Tropfen des Regens verschmolzen die Töne zu einer Melodie des Grauens.

Mit größter Vorsicht schlich sie durch das menschenleere Gelände. Die ehemalige Streichholzfabrik hatte schon bessere Tage gesehen. Ein Wunder, wie schnell ein ehemals so wichtiger Punkt so schnell zerstört werden kann. Das genauer wurde demoliert, die Wände teilweise eingerissen. Alle Fenster wurden zerstört und auch der Umzäunung fehlten einige Teile.

Als Enola weiter in de Bereich eindrang bekam sie erst das volle Ausmaß der Zerstörung mit. Auch im Inneren der Fabrik war nichts mehr, wie sie es einst kannte. Sie wurde vollkommen leergeräumt, jegliches Mobiliar fehlte. Selbst jegliche Türen wurden geklaut.

In Folge von Verwitterung war ein Teil des Daches eingestürzt und riss mehrere Meter Mauer mit sich herunter. Durch dieses enorme Loch waberte der kalte Nebel der Themse in das Bauwerk. Warum mussten sich Kidnapper eigentlich immer schlechtes Wetter aussuchen?

Auf dem gesamten Boden haben sich große Pfützen gebildet und der Wind pfiff über das gesamte Gelände.

Enolas Haare flatterten die gesamte Zeit um ihr Gesicht und verfehlten nicht oft ihren Mund. Ständig musste sie die Strähnen wegwischen.

Vorsichtig schlich sie in den Hauptraum der ehemaligen Manufaktur. Wo sie einst im Rahmen eines Falles kurz arbeitete war nicht mehr viel für sie erkennbar. Die Treppe, die zum Büro führte, war eingestürzt, ob unter ihrer Last oder anderen Ursachen war unklar.
Holzsplitter übersäten die Erde, gefährliche Übeltäter unschöner Wunden.

Jeder Schritt knirschte, jedes Geräusch ungewollt. Ungewollt, aber da. Immer present.

Ein Vogel schreckte auf. Das Gefieder stieß förmlich mit der Luft zusammen, Federn auf Unsichtbares, leise auf laut. Unheimlich in der Stille.

Das Geräusch kam plötzlich und das junge Mädchen zuckte zusammen. Die Taube flog direkt über ihrem Kopf und aus dem Fenster raus.

"Das war aber knapp...", die Worte entwichen ihr als ein leises Flüstern.

In der Mitte des Raumes kam ihr Rundgang zu einem jähen Ende. Wie konnte sie den riesigen Graben nicht bemerken? Und eine noch bessere Frage, was hat so etwas in einer alten Streichholzfabrik zu suche? Wer gräbt Löcher in den Boden verlassener Gebäude?

Enola lief ein Schauer über den Rücken. Irgendwas stimmt nicht. Suchend dreht sie sich um. Aber nach was schaute sie eigentlich?

Hinter ihr. Ein rumpeln. Holz fiel auf den Boden. Ein Regal ist umgekippt. Warum?

Schleifen. Gegenstand auf Erde. Etwas bewegte sich. Enolas Blick zuckte umher, ihre Haltung gedrungen, bereit.

Etwas legte sich auf ihre Schultern. Ein heiserer Schrei brach aus ihr heraus.




"Sach ma, willst du das mein Trommelfell platzt? Noch ein paar mal und du machst mich taub."

Felix stand hinter ihr, eine Hand auf seinem Ohr, die andere immer noch auf der Schulter seiner kleinen Schwester.

"Ich weiß ja, dein einziges Talent ist schreien, aber kannst du das nicht im Theater bei sagen wir mal Carmen machen? Du musst nicht immer in mein Ohr fiepen."

Das junge Mädchen war entrüstet. Wie könnte ihr Bruder sie nur so übers Ohr hauen? Genervt entfernte sie seine Hand von ihrer Schulter.

"Was sollte das den bitte? Musst du deine Geschwister immer erschrecken, wenn du die siehst?"

"Naja, das funktioniert nur bei dir. Sherlock ist zu klug und Mycroft wittert das förmlich immer.",

Felix zuckte mit den Schulter,

"Du bist als einzige dafür geeignet."

Ebola schaute ihn entnervt an und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

"Na vielen Dank auch."

"Sag Mal schmollst du jetzt? Wie niedlich."
Felix' Stimme wurde zum quitschen.

"Überhaupt nicht."
Sie wendete sich von ihrem Bruder ab. Das Mädchen entschloss, die Halle noch einmal zu inspektieren. Die Stimme des Älteren verschmolz mit dem Hintergrund.

Ihr Blick wanderte nochmal durch den Raum. Schutter, noch mehr Schutter, ein komischer Schatten....

".... kannst du nicht behaupten..."

"Halt die Klappe. Da ist etwas."
Sie unterbrach ihren Bruder.

Felix schloss seinen Mund, was Enola an die nach Luft schnappende Bewegung eines Fisches erinnerte. Jetzt war er derjenige, dessen Gesicht sich gekränkt verzog.

Dennoch folgte er der Richtung, in die seine Schwester deutete.

"Ich sehe nichts." Seine Stimme war beleidigt, dennoch nicht mehr so laut wie befor. Er entschied sich, sich auf ein Flüstern zu beschränken.

"Da war aber etwas."
Enolas Körperhaltung war wieder bereit. Beine Breit, leicht geduckt, Augen huschten umher.

Auch er verstand langsam die Situation. Er kopierte seine Schwester, bereit und aufmerksam wanderte sein Blick durch den Raum.

Schritte hallten durch die Räumlichkeit. Langsam, ohne Eile, jedoch begleitet von einem eisernen Ting.

Felix murmelte etwas vor sich her. Seine Brauen runzelte sich, fast trafen sie sich in der Mitte seiner Stirn. Enola konnte beobachten, wie ihr Bruder angespannter würde mit jedem Schritt, der wie ein Echo von den Räumen reflektiert wurde.

Mit einem letzten Schlag von Metall auf Holz trat eine Gestalt auf das Podest.

Ein langer Mantel verdeckte den größten Teil seiner Statur. Dennoch konnte man den gut trainierten Körper erahnen.

Seine dunkle Haut verschmolz beinahe mit der Dunkelheit. Selbst das Mondlicht konnte ihn nicht genug erhellen, sodass seine Gesichtszüge im Schatten lagen. Fie Haare des Mannes waren kurz geschoren, man konnte sie nur erahnen.

"Hallo, Felix. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen."








And suddenly there were four (Enola Holmes Fanfiction)Where stories live. Discover now