Kapitel 3

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Nach wenigen Stunden erreichte Enola das Verwaltungsgebäude des Landkreises. Nun brauchte sie nur noch ein Plan, um am die Register zu kommen.

Sie machte sich auf den Weg ins Gebäude. Gekonnt schlich sie um die Wachen herum und stand vor einer großen Treppe. Schnell stieg sie hoch.

Enola war schon mal hier gewesen. Damals musste ihre Mutter ein Formular abgeben und klein Enola ist im Haus umher gewandert, wie es kleine Kinder nun einmal gerne tuen.

Unbemerkt schlüpfte sie damals an den Wachen vorbei und gelang auf Umwege in das Archiv. Sie konnte jetzt nur hoffen, dass sie den Weg finden würde.

Nach einigem Suchen stand sie in der Nähe des Archives. Es war nur noch eine Ecke entfernt... . Nur hier lag das Problem. Seit sie das letzte Mal hier war, musste wohl jemand bemerkt haben, dass ihrem Sicherheitssysteme ein bisschen die Sicherheit fehlte.

Nun standen zwei Wachen vor der Tür. Und sie wusste, dass sie da nicht vorbeikommen kann. Zumindest nicht als sie selbst.

"Tewksbury, ich brauche deine Hilfe!"

"Enola, was für eine Überraschung. Die große Detektivin braucht Hilfe?"

Zwar lächelte er, dennoch war er ein bisschen sauer dass Enola ihn einfach stehen ließ. Im gleichem Maße wie er verärgert war, war er aber auch überrascht. Enola fragte normalerweise nicht nach Hilfe.

"Jetzt sei nicht so spötisch. Ich muss an die Papiere im Archiv kommen aber die würden mir die niemals zeigen!"

"Und meine Hilfe brauchst du für was nochmal? Irgendwie sehe ich hier meinen Zweck nicht."

"Die würden doch bestimmt einen Lord reinlassen! Du musst sie nur fragen, ob sie dir bei der Suche nach einer Verwandten helfen können und die würden dir zu Füßen liegen."

Tewksbury drehte sich um.

"OK. Ich werde dir helfen."

Der junge Lord war im Konflikt mit sich selbst. Auf der einen Seite wollte er Enola klar machen, dass sie nicht immer nur kommen kann, wenn sie etwas wollte. Auch wenn sie es nicht bemerkte tat es ihm sehr weh.

Auf der anderen Seite wollte der verliebte hoffnungslose Romantiker in ihm ihr einfach jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Mit einem Mal wurde ihm bewusst: das könnte nicht so weitergehen.

"Wirklich? Na dann los."

Enola war aufgeregt wie ein kleines Kind. Tewksbury könnte die Aufregung in ihren Augen sehen. Er wurde sich der Tatsache noch einmal schmerzlich bewusst. Sie liebte ihn nicht so wie er sie liebte.

Und dennoch fand er sich wenige Zeit später vor dem Verwaltungsgebäude wieder. Und dennoch sprach er mit dem Leiter, und dennoch half er ihr an die Dokumente zu kommen.

Er beobachtete, wie sie in den Registern las, wie sie mehr und mehr durchstöberte, wie sie schließlich aufgab und beide wieder nach Hause fuhren. Wie in Trance verabschiedete er sich von ihr und fand sich wieder bei sich zu Hause. Ein leeres Haus, ohne ihr Lachen.

Ohne ihre Presence.

Ohne ihr aufgeregtes brabbeln über einen neuen Hinweis.

Ohne ihre Enttäuschung über eine Sackgasse.

Und ohne sie.

Tewksbury hing seine Mantel an einen der teuren Kleiderhaken. Er zog seine Schuhe aus, schlüpfte in ein paar Pantoffeln und wechselte sehnen Anzug zu einem Hemd und einer lockeren Hose.

Er setzte sich vor den Kamin und nahm sich ein Buch. Er konnte sich zwar nicht auf den Inhalt konzentrieren, aber wenigstens gab es ihm ein Gefühl von Sicherheit.

Dieses Buch würde ihn niemals verlassen.

Nicht so wie sie.

Auf der anderen Seite Londons saß Enola über einem Problem. Es gab keine Lohmes.

Nicht einmal erwähnt wurden sie. Auch bei der Adresse, die Felix ihr gab, herrschte Totenstille. Es gab dort nur ein altes Haus, überwuchert von Pflanzen, in einem eher ländlichem Stil.

Als sie das Haus sah konnte sie nicht anders als an das Haus zurück denken, in welchem sie den Großteil ihrer Kindheit verbrachte.

Der einzige Unterschied war die Atmosphäre um die beiden Häuser: während das Haus ihrer Jugend immer eine offene und einladende Wirkung auf sie gehabt hätte, zeigte das vermeintliche Haus von Felix keiner dieser Aspekte.

Es war weder freundlich noch hell, und zwischen den Häusern der Stadt wirkte es fehlplatziert.

Als ob es jemand nur für den Effekt baute, nicht jedoch weil es da hingehörte.

Enola war auf eine gewisse Art wütend. Es fühlte sich so an, als ob ihr Kunde nur mit ihr spielen wollte. Als ob es irgendein Rätsel war, dass er ihr aufgab. Sie zweifelte am allem aus seiner Geschichte, an jedem Detail.

Hieß er überhaupt Felix? War er wirklich ein Veteran? Warum hatte er einen leicht hinkenden Gang? Was war sein Tattoo?

Enola hatte zu viele Fragen und zu wenig antworten. Es blieben ihr nicht mehr viele Möglichkeiten. Entweder aufhören oder jemanden um Hilfe bitten.

Beide Optionen gefielen ihr nicht. Sie kam gut alleine zurecht. Aber vielleicht sollte sie Mal in den sauren Apfel beißen und Sherlock fragen...

Nein! Sie kann doch nicht ihren Bruder eine Angriffsfläche bieten. Am Ende macht er sich nur lustig! Das ist doch keine Option....

Und dennoch fand sie sich wenig später vor der Haustür der Bakerstreet 221 b.

Kurz davor, zu klopfen.

And suddenly there were four (Enola Holmes Fanfiction)Where stories live. Discover now