8. Kapitel - Henry

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„Warum ist deine Schuluniform so dreckig?" Ich seufzte. Zwei Minuten. Wir saßen gerade einmal zwei Minuten im Auto und schon musste mein Vater damit anfangen. Ich hatte damit gerechnet, dass er erst zuhause Fragen stellen würde.

„Bin gestürzt", log ich und sah auf mein Telefon. Ich hatte Cory geschrieben, dass wir dringend reden mussten, aber er hatte nicht geantwortet. Und jetzt leuchteten mir zwei blaue Haken entgegen und schienen mich zu verhöhnen.

„Lüg mich nicht an! Dein Direktor hat mich bereits informiert!" Ich seufzte leise und sah meinen Vater an. Er konzentrierte sich auf die Straße, aber deutlich sah ich, wie er mir immer wieder kurze Blicke zu warf.

„Es war nichts... Ein Missverständnis", gab ich zurück und schickte eine weitere Nachricht an Cory.

„Komm schon Alter. Ich weiß wirklich nicht, warum du sauer bist. Was hat meine Schwester dir erzählt?"

Wieder keine Antwort und ich widerstand dem Drang, mein Telefon wütend aus dem fahrenden Auto zu werfen.

„Nichts... Nichts... Ich höre immer nur nichts! Schaffst du es auch mal einen Tag lang keine Scheiße zu bauen? Kann ich mich einmal in meinem Leben einen Tag lang auf dich verlassen?!"

„Dad...", sagte ich, aber mein Vater sprach einfach weiter, als hätte er mich nicht gehört. So sehr war er in seinem wütenden Monolog gefangen.

„Nichts als Ärger habe ich mit dir. Kannst du dich nicht ein wenig mehr wie deine Schwester benehmen? Um sie muss ich mir keine Sorgen machen. Sie hat Manieren, ist höflich und lehnt sich nicht ständig gegen mich auf!"

Wir hielten vor dem Haus und mein Vater stieg aus. Ich folgte ihm und bemühte mich ruhig zu bleiben. Er konnte ruhig weiter vor sich hin meckern, ich würde ihm nicht den Gefallen tun und darauf anspringen.

Cathie öffnete uns lächelnd die Tür und mein Vater hielt inne.

„Hallo Dad, ist alles in Ordnung?", fragte sie und umarmte ihn. Ich sah zu, wie Dad sich langsam entspannte und seiner Tochter ins Haus folgte.

„Wie war die Schule, Liebling?", fragte er und hing seine Jacke auf. Ich schloss die Tür hinter uns und stellte meine Schuhe in das Regal.

„Sehr gut. Ich habe eine Eins in Mathe wegen guter Mitarbeit bekommen", erzählte meine Schwester und Dad sah sie voller Stolz an.

„Sehr schön! Wie wäre es mit einer Tasse Tee und du erzählst mir alles. Ich brauche ausnahmsweise einmal gute Nachrichten, wenn schon nur eines meiner Kinder welche übermitteln kann..."

Cathie grinste mich boshaft an und ich zeigt ihr den Mittelfinger, ehe ich die Treppe rauf und in mein Zimmer ging. Ein letztes Mal schrieb ich Cory, doch er ignorierte mich nicht nur, sondern hatte mich scheinbar komplett blockiert. Zumindest sah ich sein Profilbild nicht mehr. Fuck.

Wütend warf ich mein Telefon zu Boden und ließ mich ins Bett fallen. Ich spürte Tränen der Wut an meinen Wangen entlang laufen und boxte mehrmals in mein Kissen. Warum musste gerade alles so scheiße laufen?

Ich würde Cathie umbringen. Ich würde Dad umbringen. Gott ich würde alles und jeden umbringen!

Ich atmete mehrmals tief durch, aber meine Wut wollte und wollte nicht abebben. Ich sprang auf, zog mir eine Jogginghose und ein einfaches, schwarzes Shirt über und verließ mein Zimmer. Aus dem Wohnzimmer hörte ich Cathie lachen und schnell zog ich meine Laufschuhe an und verließ das Haus.

Ich rannte zum Stall, wo ich schließlich außer Atem stehen blieb. Weil ich die Pferde nicht erschrecken wollte, zwang ich mich so ruhig wie möglich hinein zu gehen.

Avaglade - Reise durch Lavandia (Buch 2)Место, где живут истории. Откройте их для себя