Kapitel 5

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Kapitel 5
Tae braucht wohl einen Moment, bis er versteht, was ich da gerade mache. Er realisiert dennoch eine Sekunde schneller als ich, dass ich ihn küsse. Mir wird es erst bewusst, als er in den Kuss seufzt, dann erst sickert diese Information in mein angetrunkenes Gehirn.
‚Dumm, dumm, dumm', schallt es in meinem Kopf in einer immerwährenden Schleife, kaum, dass ich es begreife.
Schnell löse ich mich von ihm, stolpere nach hinten und bringe so Abstand zwischen uns.
„Ich... Es tut mir leid", stammle ich. Tränen steigen mir in die Augen, aus Angst, unsere Freundschaft zerstört zu haben. Ich will weg von ihm, weg aus dieser Situation. Will mich in mein Bett verkriechen und in meinem Selbstmitleid suhlen.
„Nein, warte!" Tae greift nach meinem Arm, bekommt mein Handgelenk zu fassen und stoppt damit meine Flucht.
Ich versuche mich zu lösen, doch er hält mich eisern fest und ich gebe nach kurzer Zeit auf mich zu wehren.
„Jungkook", spricht Tae sanft auf mich ein, „Kookie. Bitte- sieh mich an."

Ich muss die Nase hochziehen, es ist mir unangenehm, dass er mich so sieht. Erneut laufen Tränen meine Wangen hinab und ich bin im Augenblick sicher kein schöner Anblick. Doch etwas liegt in seiner Stimme, das mich zögern und zu ihm umdrehen lässt.
Auf Taes Gesicht sehe ich erst Überraschung, dann Mitleid und am Ende bleibt Sorge stehen.
„Hey." Er legt seine Hand an meine Wange, wischt mit dem Daumen sanft die Tränen weg. Ich lehne mich in diese Berührung. Vielleicht wird es das letzte Mal sein, dass er mir freiwillig so nah kommt. Bis er vollkommen realisiert, dass der Kuss zwar ein spontaner Unfall gewesen ist, aber dass da mehr dahinter steckt.
Dass ich ihn liebe.

„Ich glaube wir sollten reden. Wollen wir vielleicht reingehen?" Vage nickt er hinter mich, zu der Tür, die zu meinem Wohnzimmer führt.
Ich erwidere das Nicken zaghaft, ziehe erneut die Nase hoch, doch immerhin haben die Tränen aufgehört zu fließen. Seine Nähe tröstet mich. Und, dass er mich nicht sofort von sich gestoßen hat, noch immer seine Hand an meinem Gesicht hält.
„Na komm."
Er übernimmt die Führung, zieht mich vorsichtig hinter sich her und ich folge ihm stolpernd und mit bangem Herzen.

Bam kommt sofort zu uns getrottet und wuselt um unsere Beine, als wir die Räume betreten.
„Bam, zurück ins Haus! Na los, Haus!", weise ich ihn an. Meine Stimme ist nicht so fest, wie ich es gern hätte und deswegen ignoriert mein Hund mich vollkommen. Tae beugt sich zu ihm runter. „Ach, lass ihn doch hier bei uns sein. Er war schon so lange alleine heute."
Damit hat Tae zwar recht, allerdings habe ich jetzt in diesem Moment keine Nerven, mich um Bam zu kümmern. So wie es aussieht, muss ich das auch gar nicht, da Tae und Bam ein Herz und eine Seele sind.
Ich seufze.
„Möchtest du etwas trinken? Wasser?"
„Gern", antwortet er mir, lässt seinen Blick durch das Zimmer schweifen und kommt vermutlich zu dem Entschluss, dass sich seit gestern nichts verändert hat. Möglicherweise ist es ein wenig unordentlicher.
Ich mache einen kurzen Abstecher in Richtung Waschbecken und schrecke zusammen, als ich mein Spiegelbild bemerke. Ich sehe furchtbar aus. Eilig spritze ich mir Wasser ins Gesicht und putze mir die Nase, ehe ich zwei Gläser hole und sie mit Wasser fülle.

Ich komme mit den zwei Gläsern zurück in den kleinen Wohnraum und setze mich auf die Couch, mit einigem Abstand zu Tae, der dort bereits Platz genommen hat. Bam sitzt auf dem Boden, dicht bei ihm und lässt sich den Kopf kraulen.
Ich schlucke, nippe am Glas. Die Stille, die zwischen uns liegt, ist unangenehm und nur schwer für mich zu ertragen.
„Ich möchte nicht, dass das, was eben passiert ist, irgendwas zwischen uns kaputt macht", gestehe ich leise, bin unfähig, meinen Blick zu heben und so bleibt er weiterhin auf mein Glas geheftet.
„Das wird es nicht."
Taes Stimme klingt so fest, dass ich ihn nun doch ansehe.
„Wie kannst du dir da so sicher sein?" Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. Ich bin froh, dass sie nicht komplett versagt und räuspere mich. Ich möchte nicht unsicherer wirken, als ich es ohnehin schon tue.

Zurück im Wald |  TaekookWhere stories live. Discover now