"Ich weiß, für dich hat sich das anders angefühlt, aber für mich waren die Treffen nicht so katastrophal, wie ich befürchtet hatte. Ich wollte sehen, wie weit ich das ausreizen kann"

Silas kämpfte mit sich, presste die Worte gequält hervor. Manchmal schien es so, als würden Gefühle - oder das Sprechen darüber - ihm physisch wehtun.

"Unterm Strich waren die Treffen für mich auch gar nicht so katastrophal, wie ich befürchtet hatte", gab ich seelenruhig von mir und Silas schnaubte lachend auf. Er griff an meine Knie und drückte zu. Ich quiekte, versuchte seine Hand zu lösen, doch er ließ erst los, als ich ihn anflehte.

"Eine ernste Verbindung zu einer Frau ist mir nicht möglich, Melody", sagte er nach einer Weile. Mein erster Impuls war es, ihm zu widersprechen, doch das tat ich nicht. Ich kannte ihn nicht gut genug, um das zu beurteilen. Durch das, was ich über die Ferien mitbekommen hatte, wusste ich dass Silas Leben alles andere als normal war.

"Ich war also ein Versuch, um herauszufinden wie weit eine Verbindung zwischen dir und einer Frau gehen kann?"

Er nickte.

Ich wusste nicht, wie ich das finden sollte. Ich war nicht verletzt, in gewisser Weise konnte ich sogar verstehen, dass er das herausfinden wollte, schließlich sollte er bald eine Verbindung für den Rest seines Lebens eingehen. Wenn es das erste Mal für ihn war, dass er die Nähe nicht als vollkommen unangenehm empfunden hatte, dann war es schon fast ein Kompliment.

"Ich weiß nicht, warum dir das so schwer fällt, aber ich glaube, du bekommst das hin", sagte ich mit fester Stimme.

"Was?", fragte er irritiert.

"Klar, du hast es nicht so damit, Grenzen einzuhalten, aber du bist wahnsinnig aufmerksam und das ist ein guter Anfang", sagte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich in sein verblüfftes Gesicht schaute.

Sein Blick war fast schon vorwurfsvoll. „Ich fasse es nicht, dass du so etwas sagst"

~

( M e l o d y )

Gemeinsam mit Leonora und unserem Mitschüler Daniel saß ich in der Bibliothek. Wir arbeiteten unser Referat über die Tudors aus, welches wir in der kommenden Woche halten sollten.

Daniel Casson war neu in unserer Klasse. Er wurde uns am ersten Tag nach den Herbstferien vorgestellt und löste mich damit als neue Schülerin ab. Es war schön, nicht mehr die neue zu sein. Ich hatte gehofft, dass ich damit noch weiter in der Menge verschwinden könnte, jedoch wurde meine Verbindung zu Silas De Clare immer offensichtlicher und das hingegen ließ mich ganz und gar nicht in der Menge verschwinden.

Daniel Casson sah verdammt gut aus. Er war groß, hatte hellblondes Haar und grün-blaue Augen. Er sah aus wie der Inbegriff eines Surferboys und das gefiel den meisten Mädchen aus meiner Klasse.

Auch Leonora schien ihn sehr zu mögen, was die Ausarbeitung ein wenig erschwerte.

"Ich schaue mal, ob ich noch ein Buch über den Konflikt mit Spanien finde", verkündete Daniel und verschwand in dem Gang hinter uns. Wir nickten ihm lächelnd zu und als er außer Hörweite war, sah Leonora mich mit großen Augen an.

"Wieso sieht er so verdammt gut aus?", flüsterte sie fast schon verzweifelt. "Er sieht wirklich nicht schlecht aus", bestätigte ich und sie kniff die Augenbrauen zusammen. "Ach komm schon, er ist mit Abstand einer der schönsten Typen an unserer Schule"

Sie lehnte sich ein Stück weiter vor und warf mir einen verschwörerischen Blick zu. "Er kommt nah an Silas De Clare ran. Hätte Daniel noch Tattoos, dann würde er ihm den Thron streitig machen"

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenOnde as histórias ganham vida. Descobre agora