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Hin- und Hergerissen

Alleine zu sein bedeutet niemand mehr zu haben.
Keine Familie, keine Freunde.
Nicht mal eine Person, an der man sich wenden kann, wenn die Gefühle wieder einmal eine fürchterliche Dunkelheit in den Gedanken bringen.
Ciel ist alleine.
Er war es schon seit dem Moment, als er sich mit dem Teufel eingelassen hatte, so dachte er zumindest eine lange Zeit.
Heute ist es ihm jedoch bitter bewusst.
Anfang des 19. Jahrhunderts war er nie alleine gewesen.
Personen hatte er, die er blind vertrauen konnte.
Die ihm ein halten geben konnten, wenn er es nur zugelassen hätte.
Die Geborgenheit, die sie ihn geben wollten, hat er abgelehnt.
Den Pfad der Einsamkeit hat er eingeschlagen, damit er das Leben hinter sich bringen kann.
Damals war er nur auf seine Rache fixiert, da ihm nichts anderes mehr wichtiger war.
Sich rächen wollte er sich an all dem, die seine Familie ins Dreck gezogen haben.
Mittlerweile ist ihm aber klar geworden, dass er durch diesen Plan alles Glück hinter sich gelassen hatte, was er erlebt, hätte können.
Aber er fühlt kein Bedauern.
Die Tage sind vorbei.
Zeit kann man nicht verändern.
Sollte man auch nicht wollen, da man durch dies Lernen kann.
Lernen, Was es bedeutet zu Leben.

Man sollte denken, dass Ciel bereits es gelernt hat. Bereits viele Jahre hat er erleben dürfen, dadurch das er ein Teufel ist. Doch hat er es nicht. Nicht in seiner Sicht. Vieles gibt es, was er noch nicht versteht. Eine Sache wäre zum Beispiel diese Emotion, die ihn in diesem Moment heimsucht.
Sie schlängelt sich durch seinen Leib hin durch. Hinterlässt ein warmes Gefühl.
Kein angenehmes, eher als würde er brennen. Das Gefühl gelingt schnell in seinem Kopf und dunkle Gedanken ertönen in seinem Gewissen.

In dem Raum möchte er gehen.
Er möchte dahin gehen, um die beiden Männer zu schweigen zu bringen und dies für immer.
Das Stöhnen des einen erträgt er nicht.
Nicht wie ein Klang der Wollust hört es sich für ihn an, sondern wie ein Ton, was ihn foltern solle. Zu ignorieren versucht er diese Folter, in dem er sich die Kleidung anzieht. Schnell über seinen Leib streift, um rasch hinauszukommen.
Selbst bemerkt er, wie die Kontrolle über seinen Körper schwindet, um so lauter dieses stöhnen wird.

Ciel möchte es nicht hören.
Es Schmerz zu sehr, dass Wissen das Sebastian es mit jemandem anderen treibt. Diese Gefühle wollte er unbedingt ignorieren. Wollte es doch herunterschlucken, so wie er es immer macht. Aber es klappt nicht.
Mehr wird dieses Brennen. Die Schmerzen werden größer. Seine Hände fangen an, unkontrolliert zu zittern. Die Beine wollen es die Hände gleich tun. Bevor dies passiert, stützt er sich an einem Stuhl ab, der sich im Raum befindet.
Sein Blick gelingt überall in diesem Zimmer, nur nicht wo der Spiegel ist.
Er möchte nicht sehen, was sein Spiegelbild ihn zeigen möchte.
Ihm ist nämlich bewusst, was er da sehen würde. Ein junger Teufel, der die Kontrolle nicht mehr lange bei sich halten wird.

Erbärmlich ist es, wie er sich anstellt. So hätte er damals erdacht. Nun ist es ihm aber besser bewusst. Emotionen sind nicht erbärmlich. Sie sind eine weitere Lehre vom Leben. Aber diese zu verstehen, ist schwierig. Auch für ihn. Somit weiß er nicht, weshalb genau ihn das jetzt so sehr trifft.
Bewusst war es ihm nämlich schon lange, dass der Tag bald eintreffen wird, wo Sebastian mit ein anderen Liebschaften austauschen wird. Klar war es ihm, doch wollte er es nicht wahrhaben. Ein Narr war er hierbei gewesen, denn er hat das gesagte seines Unterbewusstseins immer beiseite geschoben und das ist das Resultat. Alleine ist er jetzt, mit seinem Schmerz, der sich in seinem Körper verbreitet.
Mit ein Seufzen versucht er sich selbst zu beruhigen. Im Kopf sagt er sich immer wieder, dass er gehen kann, wenn er will. Nicht auf Sebastian warten müsse er. Denn dieser wird kommen, sobald er fertig ist.
Wieso also wollen sich nicht die Beine von ihm bewegen? Nicht auf ihn hören, sondern weiter die leid bringende Laute vernehmen.

Draußen wird der Regen stärker.
Man hört ihn gegen die Scheiben schlagen, sowie der Wind erzürnt gegen die Natur peitscht. Als würde die Erde ebenfalls es ungerecht finden, was da gerade Ciel widerfährt. Für ihn weinen tut sie.
Oder nein. Vielleicht wünscht sich Ciel, dass jemand für ihn trauert, durch den Kummer, den er jetzt in diesem Moment verspürt.
Das Gefühl von Verrat setzt sich in seinem Körper, was nicht erklärbar ist.
Selbst weiß er, dass er nicht verraten wurde.
Schließlich sind er und Sebastian, kein Paar.
Nur Herr und Butler, mehr nicht.
Doch schmerzhafter Weise möchte er mehr.
Immer konnte er sich auf ihn verlassen.
Hat alles ihn anvertraut. Hätte sein Leben gegeben, damit der Teufel die Seele von ihm bekommt.
Natürlich hat der Dämon ihn eben so viel gegeben. Dafür ist Ciel ihn auch sehr dankbar. Was aber nicht bedeutet, dass er glücklich ist. Abhängig ist er von seiner Nähe. Verlustängste hat er, die immer stärker werden, solange er bei ihm ist.
Sollte er sich also von ihm trennen, damit das Gefühl endlich schwindet?
Man sagt nicht umsonst „löse dich von all dem negativen".
Wahr ist es, dass Sebastian nichts Negatives hat. Nicht direkt an ihm liegt es.
An Ciel selbst. Gefühle haben sich entwickelt, die sich nicht entwickeln sollte in der Beziehung, in der sie momentan sind.

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