Kapitel 23

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Clays PoV

Ich stand im Badezimmer und schaute mich im Spiegel an. Mein Herz raste aus irgendeinem Grund. Bei dem Gedanken musste ich die Augen verdrehen, natürlich gab es einen Grund, denn George war dieser. Mein Herz raste jedes Mal, sobald er in meiner Nähe war.

Es war ungewöhnlich, schon beinah beängstigend die Augen zu öffnen und ihn als allererstes wahrzunehmen. Für eine Sekunde hatte ich sogar gedacht, dass ich Träumen würde. Plötzlich konnte ich nicht anders als zu Lächeln, als mir seine erröteten Wangen wieder eingefallen fallen.

Natürlich hatte ich bemerkt, wie er mich angestarrt hatte. Es erinnerte mich an früher. Als George und ich zusammengekommen waren und das erste Mal seitdem beim anderen übernachtet hatten, wurde er immer rot, sobald er auch nur ein Stückchen Haut an mir gesehen hatte.

,,Du siehst mich doch nicht das erste Mal so?'' entfuhr es mir lachend. Ich war gerade dabei mich umzuziehen, als George zurück ins Zimmer gekommen war. Regungslos stand er dort und starrte mich mit der Farbe einer Tomate im Gesicht an.

,,Ja...aber jetzt ist es was anderes'' murmelte er und schaute verlegen zur Seite. Ich zog mir mein Shirt über, nachdem ich in meine Jogginghose geschlüpft war und lief auf ihn zu. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schaute ich ihn an.
,,Inwiefern anders?'' fragte ich neckend.

Wie ich diese Zeiten vermisste, war nicht in Worte zu fassen.
Eine Zeit, die wie eine Ewigkeit her wirkte, doch noch nicht einmal so lange her war.
Zeit, in der mein fester und gleichzeitig bester Freund noch wusste, wer ich war.

Schon wieder passierte es.
Schon wieder dachte ich an diese Zeit zurück und spürte diesen Schmerz in meiner Brust.
Dabei stand genau diese Person in meinem Zimmer. Für ihn war ich jedoch ein Fremder.
Ein Fremder, dem er erst vor kurzem begegnet war und gerade erst kennenlernte, dabei wusste ich alles über ihn.

Es war alles andere als leicht meine Gefühle in seiner Gegenwart unter Kontrolle zu halten. Seit dem Unfall wollte ich ihm schon immer gesagt haben, wie leid mir das alles tat. Wie leid es mir tat, dass ich ihn zurückgelassen hatte. Auch wenn ich keine andere Wahl hatte.

Zudem ich ihn einfach nur in meine Arme ziehen und seine Nähe genießen wollte.
Ich wusste nicht, was schlimmer war: Ihn nicht wirklich umarmen zu können, weil er im Koma lag oder ihn nicht umarmen zu können, weil er sich an mich nicht mehr erinnern konnte.

Jedes Mal wenn ich in seine Augen schaute, sah ich uns beide.
Unsere Vergangenheit, unsere Freundschaft, unsere Liebe, unsere Zukunft, die wir geplant hatten und so viel mehr. Das alles hatte für ihn nie existiert.

Aber was würde es auch schon bringen ihm das alles zu erzählen? Er würde mich für einen Verrückten halten und auf Abstand gehen. So wie es jetzt war, war es meine einzige Möglichkeit ihn in meiner Nähe zu halten. Auf ihn aufzupassen. Auch wenn ich dafür meine Gefühle ihm gegenüber umkrempeln musste.

Was passiert war konnte ich nicht rückgängig machen, doch im Hier und Jetzt und solange er da war konnte ich versuchen ihn zu beschützen, wovor auch immer.

Meine größte Angst war jedoch, dass er sich in jemand anderen verlieben würde. Das zu sehen und zu erleben würde mich in Stücke reißen. Ich wusste genau, dass George sich niemals in jemand anderes verliebt hätte, doch seine einst so starken Gefühle mir gegenüber waren an dem Tag, an dem er seine Erinnerung an mich verloren hatte, ausgelöscht worden.

Es war schon schwierig und schmerzhaft genug einen Freund für ihn zu spielen, wenn er mich überhaupt bereits als einen Freund sah. Doch niemals wäre ich in der Lage mich mit ihm abzugeben, wenn er sich in jemand neues verlieben würde.

Ich hatte jedoch natürlich keinen Einfluss darauf. Alles was ich tun konnte war zu hoffen, dass er sich vielleicht noch einmal in mich verlieben würde, doch das fühlte sich falsch an. Dennoch hätte er jegliche Erinnerung an unsere gesamte gemeinsame Zeit nicht wieder.

Ich war ratlos, hilflos und ahnungslos.
Wie sollte ich mit der Situation überhaupt richtig umgehen können?
Wie sollte ich mich in bestimmten Situation verhalten?
Sollte ich mich überhaupt in sein Leben wieder begeben, wenn ich genau wusste, dass es mir nur wieder Schaden zufügen würde? Schaden, für den er nichts konnte?

,,Alles okay bei dir? Du bist schon eine Weile da drinnen'' riss mich seine Stimme aus meinen Gedanken. Erst jetzt hatte ich bemerkt, wie lange ich mich schon im Badezimmer befand.
,,Ich bin sofort fertig, tut mir leid fürs Warten'' entgegnete ich ihm.

Als ich erneut in den Spiegel blickte, sah ich, dass mir während all diesen Gedanken Tränen die Wange heruntergelaufen sein mussten. Ehe ich mich wieder zu ihm begab, atmete ich einmal tief durch und versuchte mich zu beruhigen.

Es war erst der erste Tag, der noch nicht einmal wirklich begonnen hatte. Doch bereits jetzt wusste ich, dass die nächsten vier Wochen die reinste Hölle für mich werden würden.


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Missing Part könnte tatsächlich die längste Ff werden, die ich je geschrieben habe, da noch so viel passiert... 👀

(Sowas wie Stepbrother zählt nicht, da sich alle 3 Bücher dort in einem befinden und nicht ein gesamtes einzelnes sind)

Missing PartDonde viven las historias. Descúbrelo ahora