13.Kapitel

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In Lady Violetts altem Kleid betrat ich den festlich geschmückten Ballsaal. Es war ein sehr teures rotes Kleid, indem ich beinahe wie eine Lady aussah. Meine langen, blonden Haare hatte ich kunstvoll nach oben gesteckt, so wie ich es immer bei den Ladys machte.

Alle Blicke ruhten auf mir, als ich eintrat. Sofort erkannte ich George, der mich überglücklich anlächelte, sobald er mich erblickte. Ich liebte dieses Lächeln, denn es war eines dieser einzigartigen Lächeln, das alle Menschen in seiner Umgebung anstecken konnte.

Es war kein Wunder, dass George der erste war, der mich zum Tanzen aufforderte. Dein Großvater war ein sehr guter Tänzer. Auch ich tanzte damals sehr gut, was ich heute manchmal kaum noch glauben kann.

Während wir tanzten, beobachtete ich aus dem Augenwinkel, wie Lady Bentley uns beobachtete. Hinter vorgehaltener Hand unterhielt sie sich mit ihrer Mutter. Und ich hatte Angst, dass sie etwas bemerken könnten.
Um kein Aufsehen zu erregen, musste George auch andere Dienstmädchen zum Tanzen auffordern. Dies löste in mir eine riesige Eifersucht aus. Und auch ich musste ein oder zwei Tänze mit einem der Diener tanzen. Aber nachdem George mit Evelyn getanzt hatte, wich er mir den ganzen Abend nicht mehr von der Seite. Wir tanzten noch einige Male glückseelig durch den Raum. Und nach einer Weile konnte ich alles um mich herum vergessen.

Das einzige was in diesem Moment noch zählte, war George glücklich zu machen. Dabei war es egal, dass seine Mutter und Großmutter, sowie die ganze Dienerschaft uns beobachten konnten.
Während wir tanzten unterhielten wir uns leise. Und den ganzen Abend musste ich mich bemühen ihn immer mit my Lord anzusprechen. Denn dies hatte ich mir seit einiger Zeit abgewöhnt. Er war einfach nur noch George, der mich so sehr liebte wie ich ihn."

Charlotte lächelte, "das ist so romantisch." Ich seufzte, ja es war romantisch. "Ich habe mich deswegen aber oft sehr schlecht gefühlt. Am schlimmsten war die Angst, dass er nicht zu mir halten könnte falls es je heraus kommen sollte. Erst später wurde mir klar, wie falsch ich mit dieser Angst lag."
Ich sah auf meine Uhr, "Charlotte, Liebes... Uns erwarten weitere Verpflichtungen."
Gemeinsam gingen wir in den Garten hinaus, wo wieder der Tee serviert wurde.
Es war ein wunderschöner sonniger Tag in der Grafschaft Yorkshire. Die alten Möbel standen auf einem kleinen Grasstreifen, der von herrlich blühenden Blumenbeeten umgeben war.
Die Tische waren festlich, aber gleichzeitig schlicht gedeckt. Mit weißen und blauen Blumen und altem Porzellan Geschirr.
Zum Tee wurden köstliche Scones gereicht.
Als Charlotte und ich es uns auf den alten Stühlen bequem gemacht hatten, fragte sie: "wann habt ihr euch verlobt. Und war es in der damaligen Zeit nicht unschicklich sich nicht zu verloben?"

"Heimlich schlichen wir uns von dem Ball weg. Keiner schien unser Verschwinden zu bemerken. George führte mich aus dem Saal, vor das Schloss. Es war ein kalter Wintertag. Und dichte Schneeflocken wirbelten um uns herab, als wir in die Dunkelheit hinaus traten.

Wir unterhielten uns eine Weile mit gedämpften Stimmen. Je länger wir uns unterhielten umso kälter wurde mir und George wurde von Minute zu Minute nervöser. "Ich wollte dich etwas fragen" platzte es aus ihm heraus.
Bevor ich auch nur fragen konnte, was er fragen wollte, ging er vor mir in die Knie. Vorsichtig nahm er meine Hand.
"Ich wollte dich, Clara Carson, fragen, ob du mir die Ehre erweist meine Frau zu werden" flüsterte er. Schon wieder war ich den Tränen nahe, als ich "ja" hauchte. Dies war einer der glücklichsten Augenblicke meines Lebens.

Vorsichtig steckte er mir einen wunderschönen, silbernen Ring, der mit einem kleinen Diamanten besetzt war, an die Hand.

Nun rannen dicke Freudentränen über mein Gesicht...
Dies war einer der romantischsten Momente meines Lebens. Wie wir da in unserer Abendgarderobe im Schnee standen und der Mann den ich über alles liebte, machte mir den perfektesten Antrag überhaupt..."

Verträumt lächelte Charlotte mich an. "Hat er es daraufhin seiner Familie gesagt" fragte sie aufgeregt. Resigniert schüttelte ich den Kopf, "ich hatte gehofft, dass er es tun würde. Doch dem war nicht so." "Warum nicht"
Ich zuckte die Schultern und betrachtete meine Hand, an der ich noch immer den Ring trug. "Wann habt ihr denn geheiratet?"
Ich seufzte, "leider erst nach dem Krieg... Während dieser schweren Jahre hatte ich mir oft gewünscht, ihn schon eher geheiratet zu haben."
"Und wie ging es mit euch beiden weiter?"

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz