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26.11.1995

Ich musste einige Male blinzeln, bis ich meine Umgebung wieder erkannte. Mit dem Unterschied, dass Rose nicht mehr vor mir stand sondern genauso wie in der Erinnerung auf dem Boden kniete. Sie starrte in die Leere, Tränen wie Bäche über ihre Wangen, doch man hörte sie nur atmen. Sie schluchzte nicht. Machte keinen Mucks. Sah direkt durch mich hindurch wie in einer Trance oder einem Traum. Bis ihr Blick den Meinen traf und sie schlagartig zurück im hier und jetzt war.
Sie stand auf, ihre Beine wackelig, doch standhaft genug um auf mich zu zu stapfen und mir fest auf den Oberkörper zu schlagen. Immer und immer wieder. „DU-MIESER-KLEINER-VER-RÄTER!" Ich fing ihre Hände in der Luft ab und sie atmete schwer, ließ sich aber nicht davon abhalten mich weiter anzuschreien. „JEDES MAL WENN ICH DICH AUCH NUR EIN BISSCHEN IN MEIN LEBEN LASSE, DIR EIN BISSCHEN VERTRAUEN SCHENKE, NUTZT DU ES AUS. JEDES VERDAMMTE MAL. Ich dachte hey, vielleicht vermisst du die Zeit genauso. Vielleicht lass ich dich auch nochmal zurück reisen. ABER NEIN. DU NUTZT ES AUS. Je te déteste, déteste, déteste Mattheo Riddle!" Sie riss sich los, schubste mich immer weiter nach hinten. „ICH HAB DICH VERDAMMT NOCHMAL GELIEBT UND DU HAST ALLES KAPUTT GEMACHT! " Meine Augen wurden riesig. Sie hatte... „ICH HAB SO VIEL SCHEIßE WEGEN DIR DURCH GEMACHT UND DU TUST SO ALS WÄRE NICHTS PASSIERT! WIDERSETZT DICH MEINER BITTE, DICH VON MIR FERNZUHALTEN, KÜSST MICH, FLIRTEST MIT MIR UND TAUCHST DANN HIER AUF ALS WÄRE NICHTS GESCHEHEN. ENFOIRÉ!" In meinem Kopf begann sich alles zu drehen. Ich musste Narzissa umbedingt fragen, ob sie mir Französisch beibringen konnte. „ICH HASSE DICH." Sie ballte ihre Hände erneut zu Fäusten, lies sie aber dieses Mal an ihre Seiten fallen. Und schlagartig schien alles so unglaublich klar. Klarer als alles in den letzten Jahren. Klarer noch als die Zeit, in der wir noch befreundet waren.
Dieses Mal war ich die Person, die auf sie zu ging. „Ist es war? Dass du mich geliebt hast?" Es schien als würde die Zeit für sie stehen bleiben. Ihre Augen wurden riesig, ihre Atmung schneller als zuvor und geschockt starrte sie mich wieder an. Als schien sie eben erst zu merken, was sie gesagt hatte. Was sie damit getan hatte. Und umso weiter ich auf sie zu ging, umso weiter ging sie zurück. Zurück bis ihr Rücken auf eine der Säulen traf. Sie wollte einen Schritt zur Seite machen, zum Ausgang flüchten, wurde aber schließlich von meinem Arm abgeblockt. Ihr Blick wandelte sich. Panisch. Und ihrer Kehle entwich ein leises Wimmern. „Du hast gesagt, du hast mich geliebt und ich hab alles kaputt gemacht. Stimmt das?" Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen und sie begann ihren Kopf zu schütteln, bekam aber keinen Ton raus. Einen weiteren Schritt nach vorn und ich konnte ihren Atem auf meiner Haut spüren. „B-bitte hör auf R-riddle." „Beantworte meine Frage." Sie blieb still.
Vorsichtig, ganz langsam, beugte ich meinen Kopf nach unten, berührte mit meiner Nase ihre Wange. Ein erneutes Wimmern. Ich fühlte wie sie sich an die Säule drückte, vermutlich hoffte sich darin einfügen zu können. Meiner Nase folgte meine Hand, umschloss ihre Wange als wäre sie dafür gemacht worden.
Und dann, schließlich, als würde sich ihr Körper gegen ihren Verstand wenden, begann sie zu entspannen, schmiegte sich regelrecht in die Berührung und schloss die Augen. Sie atmete einmal tief ein und aus und lehnte ihre Stirn an meine. Öffnete ihre Augenlieder wieder langsam. „Ich hasse dich." Ihre Stimme war brüchig und doch sanft und leicht wie eine Feder.
Eine Sekunde später lagen ihre Lippen auf meinen. Und ganz anders als beim letzten Mal, kämpfte sie regelrecht um die Oberhand. Wollte die Kontrolle behalten. Scheiterte jedoch kläglich und gab nach. Meine Hand verließ ihre Wange, mein Arm, der sie vorher an Ort und Stelle gehalten hatte, senkte sich. Glitten langsam an ihren Seiten herunter bis an ihre Hüfte.
Und so sehr wir auch mit der Luft des Anderen atmen zu wollen schienen, mussten wir schließlich Luft holen.
Es stellte sich als den größten Fehler heraus, den ich in dem Moment hätte tun können. Denn ihre Augen wurden größer und größer, die Panik darin nahm zu und schlagartig drückte sie mich von sich weg und wich zurück Richtung Ausgang.
„D-das mit uns...", sie deutete abwechselnd auf mich und auf sich selbst, „...wird nie passieren. E-es wird niemals ein wir geben." Und mit diesen Worten drehte sie sich um und hetzte die Treppen nach unten.
Eins hingegen hatte sie nicht verstanden. Es war bereits passiert. Es gab bereits ein wir. Und ich würde dafür sorgen, dass es erneut passieren würde. Dass sie dieses wir akzeptieren würde. Lieben würde. Brauchen würde. Genau wie die Luft zum Atmen, die diesen Moment unterbrochen hatte.
Zufrieden zog ich meine Zigarettenschachtel aus meiner Jackentasche, nahm eine heraus und zündete sie an.
Bald würde es soweit sein.

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Merlin. Ich LIEBE den Astronomieturm so so so sehr.
Da passieren immer so unglaublich tolle Sachen.😆
Lg Mylittlelivestory19

Stars and Cigarettes - Mattheo Riddle Fanfiction Where stories live. Discover now