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Es ist unglaublich. Ich habe es tatsächlich geschafft. Ich habe Eleanor sprachlos gemacht. Es ist ein persönlicher Erfolg für mich, den ich noch nie so gefühlt habe. Macht und Stärke durchfließt mein Inneres und ich fühle mich unbesiegbar. Ich habe den Drachen gezähmt. Wenn auch nur für einen Moment. Aber ich habe etwas geschafft, was sonst keiner von den Mitarbeitern geschafft hat. Eleanor und mich als ein Team zu sehen, macht die Sache für mich um einiges einfacher. So sehr wir uns auch streiten und Meinungsverschiedenheiten haben, wir ergänzen uns.


Lächelnd sitze ich in meinem Büro, als Evelyn hineinplatzt. »Was hast du mit ihr gemacht?«Mein fragender Blick trifft ihren.


Evelyn sieht meine Verwirrtheit und setzt fort: »Eleanor... sie ist an uns vorbeigegangen und hat sich über keinen von uns beschwert. Sie hat uns gesehen, aber sie war in ihren Gedanken verloren und hat uns komplett ignoriert.«


Das einzige Mal, dass sie uns ignoriert hat, war, nachdem sie mit Gael geschlafen hat. Ich bin Gael 2.0. Nur auf eine andere Art.In meinem Lächeln spiegelt sich mein Triumph.


»Was hast du ihr gesagt?«, will Evelyn von mir wissen. »Hast du wieder Tiergeräusche gemacht? Warst du dieses Mal eine Gottesanbeterin? Das hat sie sicher zu sehr an sich selbst erinnert. Sie verschlingt ihre Partner sicher genauso, wie dieses Vieh und uns gleich mit.«


»Ich wüsste nicht, dass eine Gottesanbeterin Geräusche von sich gibt.«


»Du musst ja keine Geräusche machen. Es reicht schon, wenn du mit deiner Körperhaltung dieses Tier nachahmst und ihr vorführst, wie sie ihre Partner frisst.«


»Eleanor und eine Gottesanbeterin. Die sind sich wirklich ähnlich.«


»Du liebes bisschen. Eleanor die alles fressende Gottesanbeterin. Ich glaube, heute Nacht werde ich von Alpträumen verfolgt.«


Ein zögerliches Klopfen unterbricht unsere Unterhaltung. Ich schaue zur Tür und sehe Cassy. »Hey, Cassy. Komm rein.«


Sie macht die wenigen Schritte nach vor und stellt sich neben Evelyn. »Hey, ihr zwei! Eleanor hat mich geschickt. Ich soll dir das hier geben.«


Sie legt ein weißes Kuvert mit goldener Verzierung auf meinen Tisch.


Mein Blick ist starr auf das Kuvert gerichtet. Ich wage es nicht einmal, anzufassen. »Ist es... ist es das, was ich denke?«


Cassy nickt. »Wie hast du das geschafft, Leah? Nicht einmal ich, als ihre Assistentin, durfte da jemals hin.«


Vorsichtig nehme ich das Kuvert und öffne es. Die hochwertig verarbeitete Karte passt farblich zum Kuvert und hat eine leichte Struktur. In einer eleganten Schnörkelschrift lese ich die Worte, die mich zu Eleanors Geburtstag einladen.Jedes Jahr veranstaltet sie eine große Feier. Natürlich mit dem vollen Programm, was da eben dazugehört. Ein roter Teppich, Limousinen, schöne Roben, Paparazzi und die Medien. Es ist jedes Mal ein großes Spektakel. Man könnte glauben, es wäre die Oscar Preisverleihung. So viele wünschen und hoffen eine Einladung zu bekommen, aber uns Mitarbeiter hat sie noch nie eingeladen. Noch nie, bis jetzt!Dennoch bin ich skeptisch. Ist es ein Friedensangebot? Habe ich ihr die Augen geöffnet und sie sieht uns als Team? Oder ist es eine Falle?

Die ChefinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt