Kapitel 44

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Nachdem ich gestern den gesamten Tag mit Jil verbracht habe, werde ich in zwei stunden zum Bahnhof fahren. Diesmal jedoch nach Köln, zu Taddl & Ardy und zu Felix.

Jil und ich waren gestern zusammen in der Uni, sie zu ihrem Infotag und ich zu meinen normalen Vorlesungen, danach sind wir ins Kino gefahren und waren am Abend noch mit Luca und Mary essen.
Umso mehr hab ich mich jedoch gefreut, als der Tag vorbei war und ich wusste, dass ich morgen endlich wieder in Köln bin.
Zwei Wochen habe ich Felix und die anderen Idioten nicht gesehen, es kommt mir vor wie eine Ewigkeit..

"Mel, kommst du nochmal mit zum Hafen?", ruft Luca aus dem Nebenzimmer.
"Jaha", rufe ich zurück und springe auf.
Luca kommt gerade in den Flur und reicht mir das Longboard, während er sich sein kleines Pennyboard schnappt.
"Wann müssen wir los?", fragt er.
"In zwei Stunden, wir können also in Ruhe noch ein bisschen fahren."
"Stört es dich, wenn ich nebenbei noch ein bisschen filme und Fragen beantworte?"
"Nein, mach ruhig." Ich finde es schon immer witzig Luca beim Filmen zuzusehen, und naja, dann bin ich halt diesmal auch mit im Bild, mittlerweile kennen mich sowieso schon zu viele.
Zusammen hüpfen wir wie Kleinkinder die Treppen runter und treten an die schwüle Nachmittagsluft.
"Hier, halt die mal kurz", weist Luca mich an und reicht mir die Legria. Belustigt starte ich die Kamera und grinse wie eine bekloppte hinein.
"Hallo meine Lieeeeben", quietsche ich in meiner besten Bibisbeautypalace-Stimme.
"Was machst du da?", fragt Luca lachend.
"Deine Zuschauer begrüßen", steige ich auch in sein Lachen ein.
Luca nimmt mir die Kamera wieder ab und beginnt ein paar Fragen von Twitter zu beantworten, während wir durch die Stadt und am Hafen entlang fahren.
An unserem Lieblingsstand holen wir uns ein Softeis und begeben uns langsam auf den Rückweg.
"Erzählst du Felix eigentlich davon, dass du mit Max zusammen bist?", fragt Luca mich unterwartet.
"Natürlich. Warum sollte ich es ihm verheimlichen?"
"Naja ich weiß ja nicht. Vielleicht ist er eifersüchtig."
"Worauf denn?" Verwirrt mustere ich Luca. Felix ist schließlich nicht in mich verliebt und ich auch nicht in ihn. Wir sind einfach nur gute Freunde, die sich ab und an zueinander hingezogen gefühlt haben. Aber das hat ja jetzt auch ein Ende.
"Keine Ahnung", sagt mein Cousin, "ihr wirkt immer so vertraut und alles..egal."
"Wir sind nur Freunde Luca, da war nie was und da wird auch nichts sein", beruhige ich ihn lächelnd. Luca nickt einfach nur und fährt weiter.
Ich kann seine Sorge ja verstehen..ich weiß, dass er immer noch Angst hat, dass die Sache mit Max & mir nicht gutgeht, aber er muss jetzt einfach ein bisschen Vertrauen in uns haben.

"Wir sehen uns dann morgen Abend", verabschiedet sich mein Cousin, umarmt mich schnell.
"Bis dann."
Winkend steige ich in den Zug und suche nach einem freien Platz.
Dieses ganze Prozedere bin ich ja mittlerweile irgendwie gewohnt. Meine Zeit vertreibe ich mir mit einer neuen Playlist, die Luca auf Spotify gestellt hat, und Candy Crush Saga.

Am späten Nachmittag komme ich schließlich am Bahnhof in Köln an. Vor dem Eingang stehen einige Taxen, eins davon picke ich mir heraus und gebe die Adresse des Youtubehauses durch. Der Verkehr ist recht stockend, weshalb wir länger als sonst brauchen. Aber der Taxifahrer ist echt nett, weshalb ich mich mit ihm unterhalte und die Fahrt doch relativ schnell umgeht.
"Bitteschön und einen schönen Tag noch", sage ich zum Fahrer, drücke ihm das Geld, inklusive ein paar Euro mehr, in die Hand und steige aus.
Da wär ich also wieder und stelle mir die Frage: zuerst zu Felix oder zuerst zu den Brudis?

Naja, letztlich schreibe ich Taddl & Ardy, dass ich gerade in Köln bin und heute Abend gern' mit ihnen essen würde, während ich meinen Koffer die Treppen hoch zu Felix schleppe.
Vor seiner Tür angekommen atme ich tief ein & aus, bevor ich klingle. Ich muss wirklich anfangen mehr Ausdauertraining zu machen..
"Hey", sagt ein grinsender Felix, als er die Tür öffnet und mich sieht, "habe dich gar nicht erwartet."
"Na." Ich strecke mich zu ihm hoch und umarme ihn kurz, aber herzlich.
"Komm rein. Die anderen sind auch grad da, wir grillen."
"Oh ok. Wer ist denn da?"
"Taddl, Ardy, Rewi, Jodie, Palle und Kati."
Oh, naja dann hat sich das ja mit dem Essen gehen erübrigt. So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.
"Das trifft sich gut, ich wollte Taddl & Ardy eh sehen."
Immer noch lächelnd läuft Felix vor mir her, biegt jedoch kurz in die Küche ab.
"Kannst du mir helfen noch ein paar Sachen hochzubringen?"
"Klar."
Felix drückt mir einen Korb mit Brot und ein paar Soßen in die Hand, was ich schließlich versucht geschickt hochtrage.
Ich schiebe so gut es geht die Tür zur Terrasse auf und stolpere auf den hölzernen Boden. Gut gemacht, Mel. Ich ziehe damit natürlich alle Blicke auf mich.
"Hey", lache ich peinlich berührt.
"Meeeel", sagt Taddl glücklich und kommt auf mich zu. Er nimmt mir das Zeug ab und umarmt mich ebenso herzlich, wie Ardy es ihm danach gleichtut.
Kurz begrüße ich die anderen und gucke dann, ob Felix noch Hilfe braucht.
Beschäftigt steht dieser vor dem Backofen und achtet darauf, dass die Baguettes nicht anbrennen.
"Und, was gibt's Neues bei dir?", fragt er nebenbei.
"Ach nicht viel. Äh, aber da ist etwas, was ich dir noch sagen wollte", sage ich verlegen und kratze mir am Kopf. Irgendwie hab' ich doch Angst ihm von Max zu erzählen, keine Ahnung warum. Felix kann man manchmal ziemlich schlecht einschätzen und wer weiß, wie er reagieren wird..
"Ok?", mit zusammengezogenen Augenbrauen mustert Felix mich, "ist irgendwas passiert?"
"Ähm naja. Nichts schlimmes", murmle ich in meinen nicht vorhandenen Bart.
"Rück schon raus mit der Sprache", lacht er und widmet mir nun seine volle Aufmerksamkeit.
"Max und ich sind ein paar", platzt es aus mir heraus. Beschämt sehe ich auf den Boden, höre wie Felix scharf die Luft einzieht.
"Oh Uhm, schön. Also das freut mich natürlich. Aber..ich wusste gar nicht, dass du was von ihm willst?"
"Ich habe es keinem erzählt, aber es hat sich ergeben.. letzte Woche, als ich in Frankfurt war."
Vorsichtig sehe ich hoch, traue mich wieder in seine klaren Augen zu gucken. Wie er mich so mustert würde ich am liebsten meine Arme um seinen Nacken schlingen und ihn küssen.. Warte, was? Wrong way, totally wrong way Melanie! Reiß dich verdammt nochmal zusammen.
"Gut. Dann, nur das Beste für euch", schnauft er und schiebt mich aus der Küche, "ich komm' gleich nach."
So hatte ich mir das Gespräch nicht vorgestellt. Man merkt Felix an, dass er sich nicht wirklich für uns freut und ihn diese Information nicht glücklich macht. Warum? Das bleibt wohl ein ewiges Rätsel..

Mit nach unten hängenden Mundwinkeln tapse ich die Treppe hoch und husche durch die Terrassentür.
Neben Taddl & Ardy lasse ich mich fallen.
"Jungs, habt ihr nächstes Wochenende schon was vor?"
"Nö, eigentlich nichts großes. Vielleicht mal ins Studio oder so", sagt Ardy, "wieso fragst du?"
"Ich feire da mit meiner kleinen Schwester Geburtstag und würde mich echt freuen, wenn ihr auch kommen würdet. Felix, Luca und co kommen auch."
"Da sind wir locker dabei! Wo steigt die Fete?"
"In meiner alten Heimat. Setzt euch mal mit Felix zusammen, ihm habe ich die Adresse und ein mögliches Hotel schon geschrieben."
"Okay, machen wir", antwortet diesmal Taddl, "mit uns kann diese Party nur gut werden!"
"Nice, ich freu mich. Und meine kleine Schwester sicherlich auch."
"Fangirl?"
"Fangirl", lache ich, "apropos, sie hat heute Geburtstag und ich habe ihr versprochen sie heute nochmal anzurufen, wenn ich nicht mehr unterwegs bin. Singt ihr mit mir zusammen 'weil heute dein Geburtstag ist'?"
"Natürlich."
Sofort wähle ich Lisas Nummer, welche sofort abnimmt:

"Hey", sagt sie in den Hörer, "ich habe schon auf deinen Anruf gewartet." Schnell stelle ich auf laut.
"Weil heute dein Geburtstag ist, da haben wir uns gedacht", singen Taddl, Ardy und ich gleichzeitig, bis sogar der Rest mit einstimmt, "wir singen dir ein schönes Lied, weil dir das Freude macht! Happy Birthday!!"
Am anderen Ende der Leitung Stille.
"Lisa? Ich sitz' grad neben Taddl, Ardy und noch ein paar anderen deiner Lieblingsyoutuber", lache ich.

Diesmal ein lautes kreischen aus dem Hörer, woraufhin ich mein Handy ein Stück vom Ohr festhalten muss

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Diesmal ein lautes kreischen aus dem Hörer, woraufhin ich mein Handy ein Stück vom Ohr festhalten muss.
"Autsch."
"Danke Mel, oh mein Gott. Mein Tag hätte nicht besser enden können", höre ich meine kleine Schwester in den Hörer schluchzen.
"Oh kleines, weinst du?"
"Ja", schnieft sie, "Danke Mel, wirklich. Das ist eines der schönsten Geschenke."
"Kippst du dann nächste Woche um, wenn ich die Jungs mitbringen?", lache ich.
"WAS? WEN?", kreischt Lisa erneut.
"Lass dich überraschen."
"Du bist gemein."
"Ich hab dich auch lieb. Wie war dein Tag?"
"Er hätte nicht besser sein können und ich freu' mich auf dich, nein auf euch."
"Ich freu mich auch. Ich muss jetzt aber auflegen, ist das ok? Wir grillen nämlich gerade."
"Klar. Meld' dich nochmal bei Mama wegen nächster Woche. Hab dich lieb."
"Mach' ich, ich dich auch."
Dann legt sie auf.
"Aw", sagt Taddl lachend neben mir.
"Ich glaub' sie rastet aus, wenn sie euch sieht", steige ich in sein Lachen ein..
"Das glaube ich auch."
[...]

Küssen ist der leichte Teil. (Dner-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt