Kapitel 17

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"Also Jungs, was geht heute so?", grinsend lasse ich mich neben Luca und Max fallen, die gerade total vertieft in einem Fifa-Spiel sind und mir deswegen nach langen Warten immer noch keine Antwort gegeben haben.
"Juhuuuungs?", probiere ich es wieder. Doch beide zischen nur ein 'pscht! 2 Minuten'.
Genervt lehne ich mich zurück und tippe ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.
Als das Spiel dann, offensichtlich, beendet ist klatschen die zwei Jungs grölend ein. Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch und wechsle die Blicke zwischen beiden.
"Sorry Mel, aber heute ist Jungs-Tag mit Sebastian, Petrit und Rotpilz. FIFA und Fußball", sagt Luca entschuldigend, klopft mir auf die Schulter.
"Aber was soll ich dann heute machen?", schmolle ich, möchte nicht den ganzen Tag allein im Gästezimmer verbringen.
"Keine Ahnung. Wir dachten du machst wieder was mit den Jungs aus dem Youtuberhaus", lacht Max und tätschelt meinen Kopf.
In dem Moment klingelt es an der Tür. Wenig später kommen die drei restlichen Jungs, mit Bier & Chips beladen, ins Wohnzimmer.
"Na gut, dann viel Spaß. Ich komm' heute Abend wieder oder so."
Ein wenig enttäuscht schlurfe ich in 'mein' Zimmer und ziehe mich an.
Kurze Zeit nachdem ich fertig bin rufe ich ein 'Tschüß' in die Wohnung und laufe mit Trailerpark in den Ohren zur Bahn.
Ziel: Felix. Grund: Handynummer.
Es dauert heute ein wenig länger, eh ich vor dem weißen, modernem Block stehe, da die Stadt überraschend voll ist. Ich drücke auf das Schildchen mit dem Namen 'von der Laden' und wenig später surrt die Tür. In einem langsamen Tempo stiefle ich die vielen Treppen hoch. In der Tür von Felix' Wohnung steht ein Mädchen. Etwa 1,75 m groß, lange braune Haare, ich schätze sie auf 16.
Verwirrt mustert sie mich, ebenso wie ich sie.
"Äh hi?", bringe ich nach gefühlten 2 Minuten Anstarren heraus.
"Hi? Kann ich dir behilflich sein?", fragt sie, "du bist doch kein Fan, oder?" Zum Ende ihrer Frage hin wirkt sie angespannter und abwehrend.
"Nein, ich wollte zu Felix", sage ich, "also ich bin kein Fan, ich kenne ihn."
"Felix, hier ist ein Mädchen für dich", ruft sie in die Wohnung.
Dafür das sie vermutlich jünger als ich ist, macht mir ihre Größe ganz schön zu schaffen. Ich bin 19 und fühle mich mit ihr verglichen wie ein Zwerg.
"Wer?", höre ich Felix aus einem Zimmer zurückrufen.
"Wie heißt du?", zischt das Mädchen, genervt, dass Felix nicht einfach selbst kommt.
"Melanie."
"Sie heißt Melanie", ruft sie wieder in Richtung Zimmer.
Ich höre sein raues Lachen und dann ein 'lass sie rein Jil' von Felix.
Jil heißt sie also. Cooler Name. Stellt sich nur noch die Frage, wer sie ist, ein bisschen zu jung für Felix..
"Ja gut, du hast ihn gehört. Komm rein."
Jil tritt zur Seite und winkt mich rein.
"Willst du irgendwas trinken?", fragt sie höflich.
"Ja bitte, was Felix halt so da hat."
Sie reicht mir eine Cola und bittet mich ihr zu folgen. Wir lassen uns im Wohnzimmer nieder und sie mustert mich einen langen Moment.
"Tut mir leid, wenn ich unfreundlich an der Tür war. Felix' kriegt am Tag nicht so oft Frauenbesuch. Ich bin Jil, die kleine Schwester."
Ich musse kurz kichern und schaue Jil dann wieder an. Die Schwester, hätte ich mir ja denken können.
"Kein Problem. Ich bin Mel..eine Freundin. Naja nicht wirklich. Eine Bekanntschaft von Felix", schüchtern lächle ich Felix' Schwester an, die mir als Antwort nur ein offenes Grinsen schenkt.

Nach einer gefühlten Stunde, in der ich mich mit Jil über Musik unterhielt, hören wir hinter uns lautes Gepolter. Felix steht auf der letzten obersten Stufe der Treppe und mustert uns.
"Hi Felix", grinse ich.
"Hey Mel", antwortet dieser und setzt sich neben seine Schwester.
Stille.
"Und, was habt ihr so gemacht in meiner Abwesenheit?", fragt Felix neugierig.
"Haben uns unterhalten", antwortet Jil schlicht.
"Und..worüber?"
"Felix. Mädchengepräche. Das geht dich nichts an", sagt Jil genervt.
"Ist ja gut. Und was machen wir jetzt? Ich bin fertig mit aufnehmen und schneiden."
"Also ich will eigentlich nur das hier abgeben", sage ich kleinlaut und halte Felix einen Zettel vor die Nase. Gott, warum ist mir das gerade so peinlich? Wirkt es vielleicht zu aufdringlich? Oh man, natürlich wirkt es das..
Er fängt an zu grinsen und schnappt sich das weiße Blättchen, steckt es in seine Hosentasche.
Als ich zum Gehen ansetze hält Jil mich jedoch auf.
"Willst du nicht noch bleiben? Unser Bruder Bennet kommt gleich und ich bin mir sicher, das er dich mögen würde. Außerdem kannst du mich doch nicht mit zwei idioten allein lassen."
"Jil das ist lieb. Aber ich denke ich geh' jetzt besser."
"Doch, bleib", besteht Felix und ich gebe nach. Der Junge braucht nur mit seinen Fingern schnipsen und ich tanze nach seiner Pfeife. Irgendwas läuft hier gewaltig in die falsche Richtung.

"Kann ich dich noch nach Hause begleiten?", fragt Felix, als wir aus dem Restaurant treten, in dem wir zu viert gegessen haben.
"Wenn du das möchtest", lächle ich.
"Dann komm. Jil, Bennet, geht schon mal nach Hause. Ich bring Mel noch schnell sicher heim." Ich verabschiede mich von beiden, die mich herzlich umarmen und laufe dann zu Felix.
"Komm wir müssen da lang." Ich ziehe ihn lachend mit mir zur Bahn.
Keine 10 Minuten später stehen wir vor Max' Wohnung, aus der lautes Gegröle zu hören ist.
"Da wären wir", sage ich und schiele zu dem Riesen hoch.
"Hier wohnt Max?"
"Seine Tante", korrigiere ich ihn, "Hat mit gefreut deine Geschwister kennengelernt zu haben. Sie scheinen echt nett zu sein."
"Ja, ich glaube sie mögen dich", sagt er gedankenverloren und starrt mich an.
Ich strecke mich um ihn zu umarmen, als er mich in meiner Bewergung stoppt und ansetzt mich zu küssen. Again.
"Felix hör auf. Bitte hör auf das immer zu tun", flehe ich. Diese ganzen Situationen zerstören meinen Kopf..
Verstehend nickt er, umarmt mich schließlich einfach.
"Ich krieg' dich noch, Mel."
Mit diesen wieder mehr als verwirrenden Wörtern verschwindet er blitzschnell und lässt mich allein mit meinen Gedanken.
Als ich in das Wohnzimmer tapse trifft mich beinahe der Schlag. Das Zimmer ist das reinste Chaos. Verstreute leere Bierflaschen, ausgekippte Chipstüten und schreiende Jungs.
"Oh Gott", murmle ich und lache.

Küssen ist der leichte Teil. (Dner-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt