Kapitel 43

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Drei Tage sind seit dem Wochenende schon wieder vergangen. Heute bricht der nächste Donnerstag an.
Die letzten Tage habe ich die Uni relativ gut überstanden. Meine Mittagspausen habe ich, immer wenn es möglich war, mit Patti verbracht. Es gibt einfach so viel zu erzählen und ich bin so froh, dass sich zwischen uns wieder alles eingependelt hat.

Jedenfalls schaffe ich es mich aus dem Bett und unter die Dusche zu quälen. Mich anzuziehen, zu schminken und mir meine Sachen zu schnappen. Luca reicht mir, aus alter Tradition, meinen Kaffee-to-go und schon geht es wieder los zur Uni. Davor warten wie jeden Morgen unsere Freunde, die ich halbwegs munter begrüße. Warum muss ich aber auch fast jeden Tag eine 8:15 Uhr Vorlesung haben?
Die erste Vorlesung heute ist mal wieder Rechnungswesen, wo ich so absolut gar keinen Durchblick habe. Ich schreibe währenddessen ab und an mit Max. Eine weitere Nachricht lässt mich das Geschehene wieder nicht verfolgen:

'Von: Jil:
Hast du Zeit zu telefonieren? :)'

'Grad nicht, hab noch Vorlesung. Aber in einer halben Stunde. Kannst du da? :)', antworte ich ihr.

'Klar, ruf' mich einfach an. :D'

Dann lege ich mein Handy wieder zurück und schreibe das von der riesigen Tafel ab, was mein Professor mir dort hin gezaubert hat. Lad doch bitte einfach Folien hoch, Dankeschön!

Übrigens habe ich mich letzte Woche über einen Uniwechsel schlau gemacht. Gar nicht so einfach, wie schon vermutet. Allerdings habe ich schon ein bisschen rumtelefoniert und auch schon mit einer Professorin der Uni in Köln geredet. Sie meint', dass ich mich optional für das 1. Semester neu bewerben soll und ich gerade rechtzeitig damit komme. Zwar können mir meine Module angerechnet werden, allerdings empfiehlt es sich immer, nochmal 'von vorn' zu starten, also im ersten Semester einzusteigen. Viele Fächer kann ich dann einfach gleich überspringen und so zeitiger meine Bachelor-Arbeit hinter mich bringen.
Aber um in Köln studieren zu können, nehme ich es sogar in Kauf zwei Semester nochmals zu wiederholen..
Nun muss ich warten, ob jemand abspringt oder noch ein Platz zum ersten Semester frei ist. Mein Studiengang ist zwar an vielen Unis NC frei, aber ausgerechnet die Uni in Köln, für die ich mich beworben habe, hat einen NC vor drei Jahren eingeführt. Luca weiß davon leider noch nichts, aber ich habe mir felsenfest vorgenommen ihm davon heute oder morgen zu erzählen, da ich es nicht mehr länger aufschieben will und kann.

Nach dieser, durchaus langwierigen und langweiligen Vorlesung, trete ich aus der Aula und wähle sofort Jils Nummer. Es dauert einige Sekunden, eh ich Ihre fröhliche Stimme wahrnehme:

"Hey", sagt sie.
"Hey, was gibt es so wichtiges?"
"Naja. Ich bräuchte für heute einen Schlafplatz in Hamburg und da kommst du mir gerade recht", beantwortet sie meine Frage.
"Oh ok. Ja, dürfte eigentlich klar gehen. Aber was treibt dich mitten in der Woche nach Hamburg?"
"Wir haben morgen Informationstag an deiner Universität, aber nur ein paar aus unserem Jahrgang. Eigentlich sollte ich bei einer Freundin schlafen, aber die ist kurzerhand abgesprungen. Du bist quasi meine letzte Hoffnung, ansonsten muss ich das noch absagen, unsere Eltern schaffen es nicht mich früh Joch nach Hamburg zu fahren."
"Oh, klingt cool. Klar, das dürfte wirklich kein Problem sein. Wann willst du denn heute kommen?"
"Mama und ich fahren gegen um 5 los, also bin ich ca. 18 Uhr bei dir, ist das ok?"
"Klar. Du ich muss auflegen, es geht gleich weiter. Ich schick' dir meine Adresse gleich, ok?"
"Ist gut. Bis später", sagt Jil und legt damit schließlich auch auf.

Allein laufe ich durch das riesige Unigebäude zur nächsten Vorlesung, wo alle so langsam eintrudeln. Tom sitzt auf einer der hinteren Plätze und winkt mir zu. Lächelnd springe ich die Stufen hoch und lasse mich neben ihn fallen. Mein Zeug findet Platz auf dem hölzernen Pult vor mir.
Nachdem ich Jil noch unsere Adresse geschickt habe, kann ich mich voll und ganz dem Unterrichtsgeschehen widmen. Wirtschaftsrecht steht jetzt an. Eigentlich eines meiner liebsten Fächer, weshalb es mir auch nicht schwer fällt Interesse zu zeigen. Fleißig pinsle ich alles wichtige von den Folien ab und versuche mich so gut wie möglich in den Unterricht einzubringen..

Wie jeden Donnerstag nimmt Luca mich um viertel 3 mit. Zusammen fahren wir noch zum McDrive, weil wir in der Uni kaum zum Essen gekommen sind.
Mit zwei vollen Tüten geht es nun doch nach endlich Hause.
Wir setzen uns ins Wohnzimmer, packen das unglaublich gesunde Essen aus und widmen uns dem Fernseher.
"Luca?"
"Hm?", schmatzt dieser mit vollem Mund.
"Ich muss dir was beichten."
"Doch nicht schon wieder." Er wischt sich die Reste vom Mund weg und sieht mich an.
"Ich habe über einen Uniwechsel nachgedacht, ich will nach Köln", platzt es aus mir heraus.
"Du willst was?" Fast spuckt er seine Cola wieder aus.
"Naja..ich..ich weiß nicht. Köln ist..einfach, ich weiß nicht.."
"Warum? Wie? Wann bist du darauf gekommen?", ungläubig sieht Luca mich an, stützt seinen Kopf auf seine Hand, "wie stellst du dir das vor?"
"Naja. Ich hab mich schon für das erste Semester angemeldet. Aber ich muss schauen, ob nun noch ein Platz frei ist oder frei wird. Und du musst doch auch nur noch knapp ein Jahre studieren, dann wolltest du doch sowieso auch nach Köln ziehen."
"Ja schon, aber du kannst doch jetzt nicht einfach gehen und mich hier allein lassen.."
Traurig sieht mein Cousin zu mir hoch.
"Es steht doch eh noch gar nichts fest Luca", versuche ich ihn wieder aufzuheitern.
"Und was ist, wenn etwas frei ist? Lässt du dann einfach alles stehen und liegen?"
"Ich..ja, ich denke schon."
Seufzend schüttelt Luca seinen Kopf.
"Na gut. Wir werden sehen."

"Oh übrigens. Jil, also Felix Schwester kommt nachher und schläft hier. Ich hoffe das stört dich nicht."
"Nein, ist ok." Mit einem müden Lächeln sieht er mich an. Schon fast wieder gute Laune.

Kurz nach 18 Uhr klingelt es an der Tür. Kann ja nur Jil sein. Diese kommt die Treppen hochgesprungen, nachdem ich ihr die Tür geöffnet habe.
"Hey", lächelt sie und umarmt mich.
"Na." Ich bitte Sie rein und lotse sie in mein Zimmer.
"Hast du Hunger? Wollen wir schon was bestellen? Asiatisch oder so?"
"Oh ja! Ich sterbe sonst", lacht sie.
"Luca? Hast du Hunger? Wir wollen bestellen!", rufe ich in richtig Luca's Zimmer und nehme bereits mein Handy in die Hand um für uns beim Lieferservics zu bestellen..

Später sitzen wir mit Reis und Nudelpfannen in meinem Zimmer, während Luca noch aufnehmen und schneiden muss. Führen zu zweit die typischen Mädchengespräche. Ich erzähle ihr von der Sache mit Max, woraufhin sie mir enttäuscht erzählt, dass sie auf ein "Happy end" zwischen mir und Felix gehofft hat.. aber darauf muss jetzt sowohl Jil, als auch Monika verzichten.

Küssen ist der leichte Teil. (Dner-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt