Shot Gun [Divergent]

▪︎ 05

Es war unfassbar, wie lange die Freude und Begeisterung anhielt.

Wenn Ripley so an ihre eigene Zeit als Initiantin im letzten Jahr zurückdachte, war es ein wenig anders. Das komplette Gegenteil. Keine Freude beim Essen. Doch, sie war ein ganz anderer Typ Mensch. Diese ausgelassene Stimmung beim ersten Essen. Es war ihr ein wenig suspekt. Es passte nicht mit dem zusammen, was zuvor geschehen war. Der Zug, das Dach und der Sprung ins Ungewisse. Ein trügerischer Frieden. Die Ruhe vor dem Sturm. Ja, und genau damit, sollte sie recht behalten. Es braute sich etwas zusammen. Ein aufkommender Sturm. Zwei beschissene Monate.

Gequatsche hier, Klatsch und Tratsch dort und natürlich, Spekulationen unter den Neuankömmlingen, was in den kommenden Tagen auf sie zukommen wird. Am liebsten hätte Ripley gesagt, jede Menge Scheiße, aber das und wie toll das Training werden wird, würden die Initianten schon bald am eigenen Leib erfahren. In ein paar Stunden. Mitten in der Nacht.

Nach einer guten Stunden, in der Ripley herumgelaufen war und nichts von ihrem Interesse entdecken konnte, fasste sie den Entschluss, auf ihr Zimmer zu gehen. Auf Trinken besaß sie keine Lust, ein Tattoo wollte sie nicht und jedes Gespräch, würde früher oder später auf dasselbe Thema hinauslaufen. Die Initianten.

Gemütlichen Schrittes, schlenderte Ripley durch das Labyrinth von Gängen in die Richtung ihres Wohntrakts. Früher Abend. Die meisten würden beginnen sie auszulachen, wenn diese fragen würde, wohin sie um diese Uhrzeit denn ginge und antworten würde, schlafen.

Auf halben Wege blieb Ripley jedoch abrupt stehen, legte die Stirn in Falten und hob den Kopf, um zu erfahren, ob sie richtig gehört hatte. Es dauerte ein wenig, dann erschien sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht und sie ging der Gruppe entgegen, die gerade dabei war, ihren Weg zu kreuzen.

"Hey Peter", grinste Ripley und schaute zu ihrem alten Freund.

"Kennen wir uns?", entgegnete Peter jedoch und ging geradewegs an Ripley vorbei, der ihr nur einen flüchtigen Blick geschenkt hatte.

Wie wäre gleich mit einem 'verpiss dich' gewesen? Schlussendlich wäre es auf dasselbe hinausgelaufen.

Entgeistert, fassungslos und empört zugleich, öffnete sich Ripleys Mund wie von selbst und ehe sie der Gruppe mit Peter hinterher sah, blinzelte sie mehrfach, um sicherzugehen, dass dies soeben geschehen war.

'Kennen wir uns?'. Alles klar. Das war also die Reaktion darauf, nachdem sie sich beide, ein Jahr später, endlich wiedersehen.

Alles klar, Nummer zwei. Du kannst mich mal, war es, was Ripley schnaubend von sich gab, als diese traumhafte Begegnung, das tolle Wiedersehen, verarbeitet war.