29 - Der Patriarch

26 8 8
                                    

Ihr Rachefeldzug hatte sich verselbständigt und Fahrt aufgenommen. Sie drohte die Kontrolle zu verlieren! Sie musste von ihren Plänen abweichen, alles gut durchdenken, andernfalls würde alles zerstört werden und das Patriarchat würde obsiegen! Es gab nun keinen Weg zurück mehr, dafür hatte sie schon zu viel investiert. Der Feind hatte ihr bereits eine Falle gestellt und sie fast geschnappt! Jetzt hatte sie den ermittelnden Kommissar in ihrer Gewalt, der Lügen über sie verbreiten lassen hatte. Was sollte sie nur mit ihm anstellen?

„Katharina!", jemand hatte ihren Namen gerufen und sie damit aus ihren Gedanken gerissen. Ihr Vater verlangte nach ihr. Er war in letzter Zeit noch kränklicher geworden. Sie konnte ihn kaum noch alleine lassen. Seine Pflege entwickelte sich mehr und mehr zu einem Fulltimejob.

„Was gibt es denn? Fehlt dir etwas?", fragte sie fürsorglich als sie sein Schlafzimmer betrat. Ihr Vater lag wie gewohnt im Bett. Der Fernseher lief und zeigte eine Sendung über Milchkühe.

„Da bist du ja endlich, du faules Stück! Ich hab Durst und will was trinken!", antwortete er jähzornig.

„Natürlich, Papa. Kommt sofort." Katharina Katzenbach gehorchte und reichte ihrem Vater eine Schnabeltasse mit Wasser in seine zitternden Hände. Sie half ihm auch, diese zum Mund zu führen. Gierig trank er die Flasche in einem Zug aus.

„Doch nicht so hastig, Papa!", kommentierte sie das Geschehen.

„Danke", sagte der Greis und lächelte seiner Tochter dankbar entgegen, „Sag mal Katharina, hörst du in letzter Zeit auch diese Geräusche?"

„Geräusche? Nein, ich habe keine gehört."

„Doch, ich meine sie kommen aus dem Keller! Wohlmöglich hat sich dort ein Tier eingenistet. Hilf mir auf, ich muss das überprüfen!" Er versuchte sich aufzurichten, doch er war zu schwach um dies alleine zu bewältigen.

„Bist du ganz sicher? Vielleicht bildest du dir das nur ein? Du weißt, dein Kopf spielt dir gelegentlich einen Streich..." Katharina besänftigte ihren Vater und wollte ihn von seinem Vorhaben abbringen.

„Doch, ich bin mir ganz sicher!", stammelte der Vater aufgeregt.

„Nein, da ist nichts im Keller!", fuhr sie ihn an.

Er gab ihr eine Backpfeife. Es war eine harte Antwort darauf, dass sie sich ihm gegenüber im Ton vergriffen hatte.

„Wie redest du denn mit mir?! Ich bin zwar alt, aber immer noch dein Vater! Zeig gefälligst Respekt, du missratene Göre! Und jetzt hilf mir, ich will wissen was im Keller los ist!", mit aller Kraft schaffte er es, sich aufzusetzen und an den Bettrand zu rutschen, doch Katharina griff ihn am Brustkorb und drückte ihn zurück in sein Bett.

Erschrocken sah ihr Vater auf. „Was verheimlichst du mir? Was hast du schon wieder angestellt? Schon seit deiner Geburt, machst du nur Ärger! Deine Mutter war viel zu weich mit dir, eine Tracht Prügel mehr, hätte dir wohl kaum geschadet!"

Er tobte und war völlig außer sich. Diese Wut übertrug sich auf Katharina, die ihr Leben lang gegenüber ihrem herrischen Vater nachgegeben hatte! Die Wut vereinigte sich mit der ganzen Wut, die sich bereits über viele Jahre in ihr angestaut hatte. Sie befand sich gerade in einer Metamorphose, sie sprengte ihre Ketten und befreite sich aus einer von Männern dominierten Welt! Das nächste Glied in dieser Kette musste nun aufreißen! Sie griff das Kissen und zog es unter dem Kopf ihres Vaters hervor. Dann drückte sie es ihm fest in sein Gesicht. Sie war auf einmal so voller Hass. Der Alte versuchte sich zu befreien, zappelte und schlug wild um sich. Er traf Katharina im Gesicht, doch sie ließ nicht locker! Sie dachte an alle Gemeinheiten, die ihr Vater ihr angetan hatte. Minutenlang dauerte der Todeskampf, mittlerweile schmerzten schon Katharinas Arme, doch sie drückte das Kissen weiter mit ihrer ganzen Kraft über Nase und Mund des alten Bauern. Er wehrte sich immer weniger und seine Bewegungen wurden langsamer. Dann erschlaffte sein Körper komplett. Es war zu Ende. Der Patriarch hatte abgedankt.

Katzenmorde - Kommissar Roses erster Fall (Krimi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt