11. Kapitel - Brian

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Mein Atem ging stoßweise und mein ganzer Körper kribbelte von der Spannung zwischen uns. Ich versuchte unauffällig ein bisschen Abstand zwischen uns zu bringen, weil mich ihre Nähe so verdammt aus dem Konzept brachte. Wieso fühlte ich mich so komisch? Wieso löste ein Mädchen wie sie so eine Reaktion in mir aus? Ich konnte es mir nicht erklären. Ich hatte dieses Gefühl das letzte Mal gehabt, als ich mit Nadine zusammen gewesen war. Verdammt. Nadine. Ich hatte wirklich versucht sie aus meinen Gedanken zu verbannen, aber gerade in diesem Moment musste ich wieder an sie denken. Und der Gedanke tat unglaublich weh. Es fühlte sich an, als würde eine kalte Hand nach meinem Herz greifen und es schmerzhaft zusammenquetschen. Ich hatte Nadine wirklich geliebt, bevor ich herausgefunden hatte, was für ein Arschloch sie eigentlich war.

Holly musste meinen plötzlichen Sinneswandel mitbekommen haben, denn sie sah mich besorgt an und musterte aufmerksam mein Gesicht. "Was ist los? Hab ich was falsches gemacht?" "Du? Ach Quatsch, alles gut." An ihrem Gesicht war abzulesen, dass sie mir nicht glaubte, aber sie bedrängte mich nicht weiter. Keiner von uns sagte etwas und die Stille wurde langsam unangenehm. Sie kratzte sich verlegen am Nacken: "Naja, ich ... ich sollte dann mal langsam gehen... Es ist ja schon spät geworden." Ich fluchte. Die Zeit hatte ich durch mein ganzes Gefühlschaos total vergessen. "Scheiße, tut mir leid. Ich fahr dich nach Hause." "WAS?" Sie starrte mich erschrocken an. Ich hatte schon ihre Sachen zusammengepackt und schaute sie verwirrt an. "Ja klar. Wieso denn nicht?" Sie schnaubte: "Vielleicht weil du ein mega schnelles und gefährliches Motorrad fährst? Mit dem du mega viele Unfälle bauen kannst? Und ich mich nirgendwo festhalten kann?" Irgendwie war es süß wie entsetzt sie war und ich schmunzelte: "Du kannst dich an mir festhalten." Ich zwinkerte ihr zu und sie schnaubte erneut. "Vergiss es!" "Ach komm schon. Du wirst es lieben, ich verspreche es dir!" Ich versuchte sie so vertrauenserweckend wie möglich anzuschauen. Um die Uhrzeit wollte ich sie nämlich wirklich nicht mehr Bus fahren lassen. Sie sah mich eine Weile prüfend an und ich merkte, wie ihr Widerstand langsam bröckelte. "Von mir aus", sie sah mich streng an, "wenn du mir versprichst uns nicht umzubringen!" Ich lachte: "Sowas kann ich leider nicht versprechen." Einen Moment lang sah sie aus, als würde sie mich am liebsten schlagen, aber als ihr einfiel dass ich ein Kampfsportler war und sie vorher auf dem Boden gelandet war, entschied sie sich wohl, es zu lassen.

"Jetzt halt dich einfach an meiner Taille fest." Holly saß total verkrampft hinter mir auf dem Motorrad und krallte sich an mir fest. "Ich will wirklich nicht sterben, Brian! Ich hoffe das weißt du!" Ich konnte förmlich vor mir sehen wie sie unter dem Helm die Augen ängstlich zusammenkniff und musste unwillkürlich lächeln. "Bist du bereit?" Sie stöhnte gequält. Ich verstand das als Ja und fuhr vorsichtig los. Als sich das Motorrad in Bewegung setzte kreischte Holly auf. Meine Güte. Hatte dieses Mädchen wirklich so wenig Vertrauen in mich? "Hey, beruhig dich. Alles ist gut!" Ich fuhr so behutsam wie möglich, auch wenn ich am liebsten losgeschossen wäre, nur damit sie sich noch mehr so an mir festkrallte. Aus irgendeinem Grund liebte ich das Gefühl mit ihr zu fahren. Sie so dicht hinter mir zu spüren, wie sie ihre Arme um meinen Oberkörper schlang und ihr Gesicht an meinem Nacken verbarg, um nicht nach vorne sehen zu müssen, löste Gefühle in mir aus. Die mir um ehrlich zu sein ein bisschen Angst machten. Aber es war auch schön.

Als wir an ihrem Haus ankamen hielt ich vorsichtig an und sie kletterte so schnell wie möglich von meinem Motorrad herunter und zwar so hektisch dass sie glatt hängen blieb. Ich musste schmunzeln. "Hey, warte ich helf dir." "Ähm, danke. Und danke für's nach Hause fahren." "Hab ich gern gemacht." Sie lächelte etwas schüchtern und wusste nicht so richtig wie sie reagieren sollte. "Dann ... komm gut nach Hause." Bei diesem Worten machte mein Herz einen Satz. Das waren wahrscheinlich die süßesten Worte die ein Mädchen je zu mir gesagt hatte. Sie trat vor und umarmte mich, dann ließ sie mich hastig wieder los und sprintete fast ins Haus. Ich stand noch einige Sekunden ratlos da und wusste nicht wie ich reagieren sollte. Wie auf Autopilot fuhr ich schließlich nach Hause.

From fighters to loversWhere stories live. Discover now