2. Kapitel - Brian

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Bumm. Ich schlug ein zweites Mal zu. Bumm. Und noch einmal. Bumm bumm bumm. Ich hörte nicht auf. Ich konnte nicht. Ich sah die ganze Zeit ihr Gesicht vor mir. Ihr verflucht schönes Gesicht. Die braunen Locken, die über ihre Schultern flossen, die Augen, die die Farbe von Kaffee hatten und die vollen, weichen Lippen, die nach Erdbeeren schmeckten. Ich bekam sie nicht aus meinem Kopf. Ich konnte sie nicht vergessen. Doch genau das hatte sie getan. Sie hatte mich vergessen, schon lange bevor sie überhaupt mit mir Schluss gemacht hat. Ich konnte es immernoch nicht glauben, dass sie mich so leicht gegen das Arschloch eingetauscht hatte. Noch während wir zusammen gewesen waren hatte er sich an sie rangemacht. Und sie hatte es zugelassen. Nein, mehr noch: Sie hatte ihn ermutigt und sich hinter meinem Rücken mit ihm getroffen. Ich weiß nicht ob sie mich auch noch betrogen hat, aber ich konnte es mir gut vorstellen.

Bumm bumm bumm. Ich schlug mit so einer Wucht auf den Boxsack ein dass die Haut an meinen Fingerknöcheln fast aufriss. Meine Hände waren schon rot und blau. Aber ich wollte solange auf diesen bescheuerten Boxsack einschlagen, bis Nadine's Gesicht aus meinen Gedanken und meinem Kopf verschwand. Und das ihres neuen Bastard-Freundes Tyler auch. Schweiß lief über meine Stirn als ich mit meinem Händen und Füßen auf den Boxsack eindrosch. Mein ganzer Körper brannte und schmerzte, aber am meisten schmerzte mein Herz. Jetzt wusste ich warum das immer so dramatisch in den Filmen und Bücher dargestellt wurde. So als würde man sterben, wenn man das Herz gebrochen bekam. Aber genau so fühlte es sich an. Ich schlug und trat noch stärker als mir das bewusst wurde. Dass sie mein Herz gebrochen hatte. Vor ihr hatte das noch nie jemand geschafft. Und ich würde auch nicht zulassen dass es irgendjemand nochmal schaffen würde. Niemals.

Das eiskalte Wasser traf auf meinen Kopf und lief über meine Brust herunter. Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf gegen die Wand. Nach dem Kickbox-Training war ich sofort unter die Dusche gegangen um auch noch die letzten Gedanken an Nadine zu vertreiben. Ich stand hier wahrscheinlich schon seit 20 Minuten oder so aber das war mir egal. Ich wollte einfach alles vergessen. Und langsam wirkte die Kombination aus trainieren-bis-zum-umfallen und eiskalt-duschen-bis-man-vor-zittern-fast-umfällt. Ich dachte an gar nichts mehr. Und ich war so erleichtert über die Leere in meinem Kopf, dass ich mich umdrehte und die Dusche ausstellte. Ich griff nach einem Handtuch, rubbelte kurz meine Haare trocken und schlang es dann locker um meine Hüften. Dann trat ich aus der Dusche und zog meine Sachen an.
Als ich aus der Umkleide kam fühlte ich mich endlich wieder wie ein Mensch, die Energie floss immernoch durch meine Adern und mein Körper kribbelte. Ich öffnete die Tür der Kampfschule, die meinem Vater gehörte und trat nach draußen.

Es war bereits dunkel und die frische Nachtluft beruhigte meine Sinne vollends. Ich liebte es nachts draußen zu sein, alles war so still und irgendwie lag etwas in der Luft, dass mich jedes Mal ganz ruhig werden ließ. Ich lief weiter Richtung Parkplatz und als ich mein Baby dort stehen sah breitete sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. Mein Motorrad glänzte im schwachen Licht der Straßenlaternen. Es war so wunderschön und ich prahlte damit, so oft ich nur konnte. Kein Wunder, wenn man sich dieses Prachtstück hier ansah. Ich setzte meinem Helm auf und schwang mich auf mein Motorrad, dann fuhr ich los, in die Nacht hinein.

From fighters to loversWhere stories live. Discover now