Madelyn-XVIII: Ich, die Verräterin

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„Nicht nötig." Ihr Grinsen wird mich noch Jahre verfolgen-vorausgesetzt ich komme hier weg.
„Lassen wir die Formalitäten und sagen sie mir, was dass hier soll." Die Königin hebt ihre Augenbrauen und lacht diabolisch.
„Zura hat versagt. Sonst wärst du jetzt in Frieden auf Melody."
Was? Ich sehe das Puzzle vor mir aber ich kann die Teile nicht zusammenfügen. Was ist hier los?!
„Ich denke, ich sollte es dir erklären."
Das kann nur eines bedeuten: Ich werde hier nicht lebend rauskommen.
„Das wäre doch nur angemessen", erwidere ich trocken.
„Zura arbeitet für uns und wir arbeiten an der Hexenrevolution. Du bist sehr mächtig, Madelyn. Du besitzt die Macht des Wetters und hast diese nicht voll ausgeschöpft. Wir mussten dich also aus dem Weg räumen, bevor du das tust. Das deine Mutter-tut mir Leid, aber es läuft doch immer auf sie hinaus-eine der Winx ist, konnte ich dich nicht einfach verschwinden lassen und deswegen sollte Zura dich dazu bringen, zurück nach Melody zu gehen und dich nicht mehr mit unseren Angelegenheiten zu beschäftigen."
Ich bin sehr mächtig?
Was labert die denn?
Gut ich kann Wolken verschieben und die Sonne heller scheinen lassen aber wirklich mächtig bin ich nicht.
Ich erinnere mich wieder daran, dass die Königin nicht gedenkt, mich lebend hier raus zu lassen und erwidere niedergeschlagen: „Aufgrund der Tatsache, dass sie mir das jetzt alles erzählen nehme ich an, dass ich hier und jetzt sterben werde." Die Königin lächelt nur und wirkt...überrascht.
„Hast du mir nicht zugehört? Deine Mutter ist Musa und ich gebe es nicht gerne zu, aber die Winx sind eine zu große Nummer, als dass ich mich mit ihnen anlegen wollen würde. Meine Soldaten sind mir dafür zu wichtig und meine Geschäfte viel zu lukrativ. Also wirst du eine Informantin für mich, Madelyn."
Das kann jetzt nicht wahr sein. Ich bin der loyalste Mensch den ich kenne und ich werde nicht meinen Freunden das antun, vor dem ich selbst am meisten Angst habe! Ich werde sie nicht verraten.
„Niemals. Was denken sie sich eigentlich?! Ich bin meinen Freunden loyal." Ich denke, ich habe kurz meine wahren Gefühle gezeigt. Nämlich Angst. Wie dumm ich doch bin.
Ich blicke in das Gesicht der Königin und sehe nur stolz und Autorität. Ich bin verdammt.
„Madelyn, ich will ganz ehrlich mit dir sein, was unsere zukünftige Beziehung betrifft und bedauere, dass ich nun tun muss, was ich jetzt tue." Mein Puls beschleunigt sich und mein Atem bleibt mir kurz weg.
Spuck's aus, würde ich sagen, aber ich habe zu viel Angst.
Ich hasse es, Angst zu haben.
„Wir haben dir bereits einen Zauber untergejubelt, mit dem wir dich immer sehen und hören können. Sobald du irgendein Wort über unsere Verbindung verlierst, werden deine Freunde in tragische Unfälle geraten. Wenn du dich weigerst zu informieren, genauso. Loyalität heißt, deine Menschen zu schützen und genau das würdest du tun. Haben wir uns verstanden?"
Nein!
Will ich ausspucken, aber nichts verlässt meine Lippen.
Ich kann das nicht. Ich kann nicht. Wenn ich das tue, dann breche ich zusammen unter meinem Gewissen.
Ich bin loyal.
Ich bin kein Verräter.
„Eure Majestät, entschuldigen sie, dass ihre Definition von Loyalität in Frage stelle, jedoch ist sie inkorrekt. Loyalität bedeutet Vertrauen, Zuverlässigkeit und vor allem Ehrlichkeit. Ich bin nun ehrlich zu ihnen, wenn ich sage, dass ich niemals auf ihre Erpressung eingehen werde und das ich alles in meiner Macht stehende tun werde, um meine Freunde zu schützen." Die Sicherheit ist zurück in meiner Stimme und mein Haupt ist hoch oben, denn ich habe Rückgrat und eine gewisse Ethik, an die ich mich halte. Die Königin schnauft trotzig und in ihrem strengen Gesicht zuckt etwas. Sie verliert die Beherrschung, ich kann es sehen.
Sie will etwas sagen und sie will mich anschreien und zusammenstauchen, doch kurz davor legt sich des Königs Hand auf ihre Schulter. „Meine Liebe, halte dich zurück. Lass sie gehen und wir werden sehen, wann sie bereit ist, zu kooperieren." Sie dreht sich zu ihm und flüstert ihm etwas zu. Ich gebe mir alle Mühe, sie zu verstehen aber es bringt nichts. „Bis dahin...", setzt der König an und baut sich vor mir auf. „Wirst du kein Wort über uns verlieren." Der König fährt mit seinen Händen durch die Luft und meine Augen fallen erneut zu. Haben die keine anderen Tricks drauf?
Ich werde den anderen alles erzählen sobald ich zurück bin und dann werden die Königin und der König vom Dunkelwald es büßen, mich je getroffen zu haben.
Jedenfalls dachte ich das.

Ich habe jetzt schon zum tausendsten Mal versucht, Fini und Belle zu erklären, was passiert ist, aber die Worte bleiben mir immer im Hals stecken und mir ist nun klar, dass das Königspaar einen Fluch über mich gelegt hat. Die verflixte Frau muss gecheckt haben, dass ich meinen Freundinnen alles erzählen würde und hat deswegen ihren Mann gebeten, mich zu verfluchen. „Mads, was ist denn nur mit dir", fragt Fiona besorgt, denn ich stehe mit offenen Mund vor ihr und Bella und versuche weiterhin gequält, ihnen alles zu erzählen.
„Ich kann nichts sagen", entfährt es mir dann und ich bin erleichtert, dass ich zumindest das sagen kann.
Dann folgt die Erleuchtung!
Wenn ich es ihnen nicht sagen kann, dann werde ich es ihnen zeigen.
Im nächsten Augenblick halte ich Papier und Stift in der Hand und bin bereit, zu schreiben. Fini und Belle starren mich auch dementsprechend perplex an aber ich sage nur: „Ihr werdet schon sehen."
Mein Werk ist vollbracht und ich starre genauso verwirrt wie die beiden auf das Blatt denn vor mir sehe ich nur die wunderschöne Zeichnung einer Wiese.
War ja klar.
„Wow, Maddy! Ich wusste nicht, dass du das kannst!"
Bella's Enthusiasmus macht die ganze Sache etwas erträglicher und ich lächele gequält.
Was denken die jetzt von mir?
„Das ist aber nicht- Ich habe... Worte geschrieben." Ich drücke mich vorsichtig aus, schließlich ist ein Filter in meinem Mund eingebaut, der alles aufsaugt, was mit einem unglaublich grässlichen Königspaar verbunden ist.
Vielleicht könnte ich sie einfach zum Wald führen und sie kommen von selbst darauf!

Das wäre echt schön gewesen.
Doch als ich auch nur in die Nähe des Dunkelwaldes gehe, drehen sich meine Beine einfach um und bewegen sich wieder davon weg. Wow.
Ich sehe aus wie der letzte Clown-da bin ich mir sicher.
Das ist gar nicht Maddy-like.
Ich gebe auf.
Es ist doch nicht zu fassen.
Ich bin eine Verräterin.
Oder eben nicht eine VERRÄTerin.
Meine Magen zieht sich zusammen und mein Gewissen meldet sich bei mir.
Geh weg!
Doch es bleibt. Meine Freundinnen vertrauen mir und ich... Ich kann ihnen nichts erzählen. Ich habe doch alles versucht! Verdammt, was soll ich denn jetzt machen?
Und dann wird mir etwas noch viel schlimmeres klar: Meine Freunde denken alle, dass Miss Rosalind die Böse ist, obwohl das Böse direkt in Ree's und Luni's Zimmer schläft.
Diese verfickten Wichser.
Ich werde jetzt also dabei zusehen, wie meine besten Freunde in ihr Verderben rennen und an den falschen Enden ziehen wobei ich genau weiß, was los ist.
Aber noch etwas bereitet mir Sorgen: Die Königin will mich als ihre Informantin.
Doch das wird nicht passieren.
Gerade bin ich wieder durch die Tür zur Krankenstation gegangen, denn die Schwester möchte mich nochmal durchchecken. Sie macht ihr Ding und ich gehorche ohne Wiederworte.
Kurz lässt sie mich alleine, um irgendwelche Gerätschaften zu besorgen und ich seufze angespannt.
Mir bleibt der Atem im Hals stecken, als ich eine Hand auf meiner Schulter fühle und Nägel, die sich in mein Fleisch bohren.
„Kleine Rebellin", flüstert niemand geringes als Zura in mein Ohr und gegen meinen Willen verspüre ich Angst.
„Was willst du", frage ich kühl und wirke dabei vollkommen furchtlos. Ihre schwarzen Haare streifen meinen Nacken, meine Schultern und meine Arme als Zura sich neben mich auf's Bett setzt und ein fasziniertes Grinsen aufsetzt. Verdammt macht mich das aggressiv!
Für sie mag das nur ein Spiel sein, aber für mich bedeutet es den größten Selbsthass, denn wenn ich mir eins je ernsthaft geschworen habe, dann ist es die Tatsache, dass ich keine verdammte Verräterin bin! Sie arbeitet für die Königsfamilie vom Dunkelwald und sie ist nun wirklich perfekt geeignet als Spionin. Von den Bewohnern im Dunkelwald wird gesagt, dass sie entweder bleiche Gestalten sind, oder vollkommen im Schatten verschwinden. Zura passt da gar nicht herein, denn sie hat braune Haut, schwarze Haare und wirkt verdammt lebensfroh. Sie kommt von Melody-zumindest steht das auf ihren Papieren, aber es würde mich nicht wundern, wenn das alles gefälscht ist.
Ich bin stets nett und freundlich zu ihr gewesen-habe ihr Hilfe angeboten! Ich bin so dumm.
Ich dachte nur, dass wir Mädels von Melody zusammenhalten müssen, oder, dass wir irgendwas gemeinsam haben.
Doch ich habe mich getäuscht.
Ich habe mich täuschen lassen.
„Heute um Mitternacht wirst du in den Tunnel der Schulen gehen und nach exakt 80 Metern direkt nach rechts gehen. Es wird so aussehen, als würdest du durch eine Wand laufen. Lass dich von niemandem sehen und pass auf-dir darf niemand folgen."
Ich befinde mich in einer Schockstarre und fasse mich dann wieder. Das kann ich ihr nicht durchgehen lassen! Sie hat mich gedemütigt und bloßgestellt-vor mir selbst. Das ist so viel schlimmer, als wenn es andere mitbekommen würden.
„Zura-oder wie auch immer du heißt-das werde ich nicht tuen." Mein Blick ist aus stahl und mit meinen Augen versuche ich, sie zu durchbohren. Ihr Grinsen wird nur breiter und sie lehnt sich zu mir. Ich weiche nicht zurück und verstehe: Wer zieht zurück?
Wer hat Angst?
Ich nicht.
Sie grinst aber mein Blick ist vollkommen todeswürdig.
„Und jetzt verschwinde und komme mir nie wieder unter die Augen, kleine Schlange."
Jetzt kichert sie nur und legt eine Hand auf meine Schulter. Ich tue so, als würde ich es nicht bemerken und starre sie weiterhin an.
„Wir sind schon so ein gutes Team, kleine Rebellin! Wir werden die Feen gemeinsam niederschmettern."
Mein Magen zieht sich bei diesem Gedanken zusammen und ich kann ein Schlucken nicht unterdrücken. Ich gebe mir alle Mühe, meine Fassade aufrecht zu erhalten, aber ich schwächele.
Ich muss sie einschüchtern-sie mit ihren eigenen Waffen schlagen. Selbstsicher umschließe ich ihr Handgelenk und ziehe es von meiner Schulter auf ihre. Ich drück es gegen irgendwelche Knochen und wende mich ihrem Ohr zu.
„Wir werden niemals ein Team sein und jetzt verschwinde, bevor ich das größte Unwetter über dich schicke, dass du je erlebt hast." Ich weiß, dass das verdammt gut war. Mein Griff an ihrem Handgelenk war fantastisch und ich hinterließ rote Abdrücke auf ihrer Haut. Miene Stimme hat die perfekte Lage gehabt und ich klang gefährlich und mächtig. Jeden hätte das umgehauen, aber Zura lacht nur auf und schmeißt ihren Kopf nach hinten bevor sei ihre Nägel in meine Arme krallt. „Rebellin, du bist echt der Wahnsinn! Bis heute Abend." Ich will etwas erwidern aber sie zwinkert mir zu und löst sich in Luft auf.
„Oh Liebes, geht es dir etwa nicht gut?"
Die Schwester lässt dieses Folterwerkzeug fallen, dass sie an mir anwenden wollte und läuft besorgt auf mich zu. Sehe ich wirklich so schlimm aus?
Hat Zura mich so aus der Fassung gebracht?
Denn das darf sie nicht!
Sie darf keine Macht über mich haben!
Ich bin keine Verräterin.
Ich bin loyal.

Ich versuche erst gar nicht, meinen Mädels klarzumachen, dass Rosalind nicht der Feind ist und kann nur still sitzen, während sie ihren Plan perfektionierten, die Professorin zu stürzten. Lumina ist nicht da-mysteriöser Ausflug-eigentlich ein Geheimnis, aber Ree hat gemeint, dass sie beobachtet hat, wie sie mit Professor Odeu durch ein Portal gegangen ist. Ich hoffe einfach, dass er nicht auch ein Spion ist oder so. Ich finde es reicht, wenn ich schon komplett verwirrt bin.
Wo bin ich nur hineingeraten?
Und wie komme ich wieder da raus?
Lässt mich das Königspaar frei, wenn ich tue, was sie sagen?
Würden sie mich in Frieden lassen, wenn ich heute Nacht in diesen Tunnel gehe? Wäre dann alles wieder so, wie es war?

BEI ARCADIA!
Madelyn, du denkst nicht wirklich darüber nach, auf sie zu hören?! Das wird nichts besser machen und du kommst da nie raus. Du wirst kämpfen und deine Freunde beschützen. DU MUSST!

„HALLO!? MAGIX AN MADELYN?" Bella's Stimme bringt mich zurück in die Realität. Dann bemerke ich ihre Hand, die auf meinem Oberschenkel liegt und bei Arcadia-verdammt- darauf war ich nicht vorbereitet. Mein ganzer Körper ist ein Wackelpudding und ich will nicht mehr in diesem Raum sein. „Ich brauche eine Pause", bringe ich heraus und stürme aus meinem Zimmer. Ich spüre fünf verwirrte Augenpaare in meinem Rücken aber schließe einfach die Tür und laufe möglichst schnell den Gang entlang. Ich habe keine Lust mehr um diese Scheiße. Ich fange an zu rennen und ich spüre vielleicht, dass mir eventuell Tränen die Wangen runterrennen. Verflucht, habe ich lange nicht geweint. Ich bin in der Kälte und vor den Toren Alfeas-bereit abzuhauen-dich plötzlich werde ich an der Schulter berührt.
Von Panik erfüllt schrecke ich auf, zucke zurück und drehe mich um. Vor meinen Augen steht Professor Rosalind und ich habe das Gefühl, jeden Moment umzukippen.
Was ist hier los?!
Das ist-bei Arcadia-kein Zufall!
Das Puzzle, dass ich als relativ gelöst ansah hat sich gerade wieder in den Karton zurückgeschlichen und ich muss von vorne anfangen.
Das ist alles so verwirrend.
Erst Zura: Eine Spionin vom Königspaar des Dunkelwalds!
Dann ich: Eine Verräterin und Informantin für besagtes Königspaar.
Und Miss Rosalind: Vielleicht doch nicht so ungefährlich?
Mein Kopf schafft das nicht mehr. Ich bin die einzige die weiß, dass es noch viel komplizierter ist, als gedacht, aber kann nichts sagen! Es macht mich so verrückt und jedes Mal ist der brennende Schmerz in der Kehle unerträglich, wenn ich es doch versuche, in der Hoffnung, ich hätte die Begegnung mit der Königin nur geträumt.
Doch das habe ich nicht.
Also findet mein Körper anscheinend, dass es eine gute Idee ist, genau jetzt zu schlafen und was süßes zu träumen. Oder ich bin einfach überfordert und verliere mein Bewusstsein. Eines von den beiden wird es sein.

Meine Augen öffnen sich und ich grummele nur vor mich hin.
Ich weiß wo ich bin.
Und es gefällt mir nicht.
Miss Rosalind sitzt gegenüber von mir in ihrem Sessel und wirkt angespannt, während sie ihr Sudoku macht. Kampfbereit springe ich auf sie, um dem Chaos jetzt ein Ende zu setzten, aber diese Frau blockt meine Beine und Arme bevor ich sie erreiche.
Wie hat sie das gemacht?
„Was", stottere ich perplex.
Das ist nicht möglich. Mein Angriff ist unvorhersehbar-sie konnte mich nicht kommen sehen!-Und doch hat sie das getan.
„Ich glaube, wir müssen reden, Madelyn." Ihre Stimme ist ruhig-nichts diabolisches zu entdecken- und sie wirkt ehrlich. Sie lächelt kurz und deutet auf den riesigen Sessel, auf dem ich mich gerade erst befand.
Wenn ich ihr nicht gehorche, dann wird das jetzt früher ungemütlich als nötig, also setzte ich mich stumm.
„Was ist hier los?"
Meine Frage ist undeutlich, jedoch kann ich nicht weiter ins Detail gehen, da ich mit einem verdammten Fluch belegt bin!
„Madelyn, wenn ich dir das jetzt erzähle, dann musst du mir dein Wort geben, dass du keine Fragen an mich stellst, dich ich nicht beantworten darf."
Hä?
Was will die jetzt von mir?
Fragen, die sie nicht beantworten darf?
Aber vielleicht würde sie mir endlich Antworten liefern. Ich verdiene ein bisschen Klarheit und Ordnung in diesem Salat.

„Ich gebe ihnen mein Wort."

Winx-Legacies I ~ REVOLUTIONWhere stories live. Discover now