TRUST ISSUES (Toxic Traits Band 1)

Kapitel 24 - Nur ein Tanz

Es gibt Tage, an denen komme ich gut mit Romantik und überschwänglichen Glücksgefühlen zurecht- und dann gibt es Tage wie heute, an denen ich absolut keine Ahnung habe, wie ich oder mein Körper darauf reagieren sollen. So gerne wäre ich ein von Natur aus herzlicher Mensch, der mit anderen lachen, weinen, feiern und mitfühlen kann -der Fakt aber ist: Ich bin es nicht und ich kann das auch nicht. Während sich alle in den Armen liegen und dem Brautpaar für ihre wundervolle Trauung gratulieren, versuche ich mich gedanklich so weit davon zu distanzieren, damit niemand mitbekommt, dass es auch mich zu Tränen gerührt hat. Mit einem Glas Sekt habe ich mich an einen der Tische gestellt und checke mein Telefon- obwohl ich keine einzige Nachricht bekommen habe. Ich schicke ein Selfie von mir und meinem Glas an Samantha, die mir erst gar nicht glauben wollte, dass ich tatsächlich auf eine Hochzeit gehen werde. Die Fotosession, die jetzt folgt, will und will einfach nicht enden und immer wieder wandert mein Blick durch die Menge, die sich immer wieder um das Brautpaar neu bildet und nach ein paar Blitzen des Fotografen wieder auflöst.

>Da bist du ja, hat dir die Trauung gefallen?< übertrieben lässig lehnt Marlow an der anderen Seite des Tisches und nippt an seiner Wasserflasche.

>Äh..ja ich schätze schon?!< mein Tonfall ist fragend und ich versuche so unauffällig es geht die Augen zu rollen. Marlow trägt immer noch das Outfit von vorhin, hat es jetzt aber um eine grüne Fliege ergänzt. >Und dir, ich meine, was machst du eigentlich hier?< ich stemme meine Hände in die Hüften und schaue ihn herausfordernd an.

>Vielleicht bin ich auch ein Masochist und stehe noch dazu auf herzzerreißende Romantik oder vielleicht sorge ich auch mit meinem Bruder für die Dinnermusik.< Sein Grinsen ist triumphierend und sein Grübchen taucht wieder auf.

>Wieso denkst du, dass ich nicht eingeladen bin?< er fährt sich mit der Hand durch die Haare und schaut abwechselnd zwischen meinen Augen und meinem Mund hin und her.

>Ich...ich hab die Tischkarten geschrieben, da warst du nicht mit dabei.< meine Stimme klingt belegt und ich muss mir Mühe geben, dass man mich verstehen kann.

>Ich werde dafür bezahlt hier zu sein, Parker...kommst du?< Er schaut an mir vorbei genau dort hin, wo eben noch der Fotograf stand um die Fotos für das Brautpaar zu machen.

>Komm schon Parker, Amber und Collin möchten ein Foto mit allen, die beider Planung und Umsetzung geholfen haben.< Ohne Rücksicht auf meine Antwort zu nehmen, legt er seinen Arm um meine Schulter und schiebt mich auf die kleine Plattform mit Blumenschmuck zu.

Kelly, Amber und Collin, Mallory, Manuel und auch noch ein paar andere die ich nicht kenne, die aber wie Kellys Verwandte aussehen, stehen schon dort und beobachten meinen kläglichen Versuch nicht mit meinen Absätzen im Rasen stecken zu bleiben, aber auch mich der Berührung von Marlow zu entziehen.

Kelly zieht eine Augenbraue hoch, und schenkt mir danach ein triumphierendes Lächeln, als ich mich auf der anderen Seite neben den anderen Wallis' Familienmitgliedern einreihe. Die Fotos sind bestimmt furchtbar geworden. Ich habe jeden Muskel meines Körpers angespannt und auch versucht mir ein Lächeln abzuringen. Zum Glück ist es schnell wieder vorbei. Kelly kommt nach den Fotos sofort zu mir gelaufen.

>Lily, du und ich, wir müssen jetzt wirklich mal reden...< Sie wirft noch einen kurzen Blick zu Marlow, der verwegen grinst.

Ohne auf meine Absätze Rücksicht zu nehmen zieht sie mich am Handgelenk weg von den anderen Gästen, bis wir an ihrer kleinen Wohnung ankommen. Als sie sie Tür endlich aufsperrt und ihre Schuhe in die Ecke daneben kickt, fühlt es sich auch für mich wie eine Befreiung an, als ich es ihr gleichtue. Diese Schuhe sind wirklich eine Qual.