∆ Kapitel 11

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Nicht lange stehe ich vor meiner Haustür, bis meine beiden Zwillingsmonster nach Hause kommen. Beide haben noch Farbreste vom Kinderschminken auf dem Gesicht. In der Kinderspielhalle gibt es ein Kinderschminkstand. Natürlich stürzen die zwei sich immer darauf, nur leider weigern sie sich immer abgeschnitten zu werden. Sie können aussehen, wie aus dem größten Horrorfilm, aber nein das Gesicht muss schön vollgeschmiert bleiben. Schminkt man ihnen es ab geht das Geschreie los. „Nein der pinke Glitzer", „die Schnurrhaare lässt du aber", „Nicht so fest", „Aua das ist Körperverletzung", sind nur einer der vielen Dingen, die man sich anhören darf. Und dann geht das Zeugs so schwer ab, dass man meinen könnte, dass es mit Edding auf die Haut gemalt wurde.

Natürlich hat die Mutter ihrer Freundin es einfach drauf gelassen, damit ich es machen darf. Es ist aber auch jedes Mal so. „Uh ist wieder Halloween?",sagt Liam als er von seiner Wohnung raus zu uns kommt.
„Es ist September. Halloween haben wir Ende Oktober. Wie kann man das nicht wissen?",fragt Lila rechthaberisch. Lola grinst nur und sagt:„Sehen wir wirklich so schlimm aus? Ich soll ein Kätzchen sein?"
„Kommt wir gehen rein, dann wasche ich euch euere Gesichter", brumme ich genervt. Lola packt daraufhin ihren Schlüssel aus und schließt auf.

Liam steht schon wieder im Garten und zündet sich seine Zigarette. Und wie immer ist das Geschreie groß, als ich ihnen die Farbe vom Gesicht wasche. Manchmal fühle ich mich wie eine Nanny oder eine Art zweite Mutter. Der Altersunterschied ist eben nicht gerade gering. Wären nur ein oder zwei Jahr Unterschied wäre das etwas Anderes. Richtig witzig wird es noch wenn sie sechzehn sind...
Ich will gar nicht dran denken...

Um wen sich meine Gedanken drehen ist Liam. Ein kurzer Name, der so viele verschiedene Emotionen in mir hervorrufen. Lust, Abneigung, Hass, Freude, Neugier,...
L.I.A.M.- 4 Buchstaben und schon so eine große Wirkung. Allein wenn ich an ihn denke, fühle ich, wie meine Schmetterlinge sich beinahe überschlagen, dabei wohnen sie erst in mir seit unserer ersten Begegnung. So viele romantische oder auch sexuelle Gefühle sind mir normalerweise fremd.

Als ich mit der Gesichtswäsche fertig bin gehe ich in mein Zimmer. Liam steht immer noch da mit seiner Kippe in der Hand. Genüsslich zieht er an ihr und schaut zum Glück nicht in meine Richtung. Irgendwie sieht er schon heiß aus. Verbotene Gedanken spielen sich rauf und runter in meinem Kopf ab, seit dem wir uns das erste Mal gesehen haben. Momentan könnte ich keine einzige Person aufzählen, die heißer als er ist. Vorher hatte ich, wenn ich mich verliebt habe, einzelne Schmetterlinge und bei ihm ist es eine ganze Herde. Allein an ihn zu denken macht mich wuschig.
Dennoch bringt er mich irgendwie zur Weißglut. Sein dummes Grinsen, seine nervige Art, wie er immer genau vor meinem Fenster raucht.

Kaum habe ich meine Schwestern angeschminkt klingelt mein Handy.
Bex. Direkt gehe ich ran. „Wie geht es dir? Wie schlimm ist der Kater?",fragt sie besorgt. „Ich weiß nichtmal wie viel ich getrunken habe", antworte ich verwirrt. Das stimmt. Ich habe wirklich keine Ahnung. Wir stehen eben noch in dem Strippclub und dann wache ich bei Liam im Bett auf. Natürlich behalte ich das für mich. Vor allem wenn Liam vor meinem Fenster steht und raucht. Lieber sag ich es ihr persönlich.

„So viel dass du mit dem braunhaarigen Stripper, in den Fiona so vernarrt war rumgemacht hattest...deshalb sind wir etwas früher gegangen", entgegnet Bex mit einem Lachen. „Warte. Ich habe meine Schlüssel vergessen und er hat mich bei sich schlafen gelassen. Weißt du etwas davon?",frage ich verwirrt. „Warte was...", antwortet sie geschockt. „Ich bin heute morgen neben ihm aufgewacht und meine größte Angst war es schwanger oder keine Jungfrau mehr zu sein. Ok es gibt die Pille danach aber trotzdem ", sage ich aufgebracht.

Meine Wut entfacht sich in mir, wie ein Feuer. Erst sprüht ein kleiner Funken über, der sich schnell ausbreitet und alle andere Gefühle in Rauch aufgehen lässt. „Hat er es mit dir getrieben?", fragt sie nach. „Wenn ich ihm glaube nein. Aber er hat mir nicht Mal erzählt, dass wir rumgemacht hatten. Verdammt er ist so ein Idiot. Und dann steht er schon wieder vor meinem Zimmer und raucht. Ich hasse ihn!", zische ich genervt. „Malia, was sag ich dir immer? Du kannst nicht alle töten. Scheiße nur, dass er dein Nachbar ist", meint sie.

„Du hast Recht", sage ich und bin immer noch rasend. Wut ist leider keine Jacke, die man schnell abwerfen kann. Wenn Wut ein Kleidungsstück wäre dann ein Ganzkörperanzug -super schwierig allein da wieder herauszuschlüpfen und das vor allem alleine. In diesem Fall öffnet mir Bex sozusagen den Reißverschluss, in dem sie so lange mit mir telefoniert, bis ich einigermaßen meine Wut losgeworden bin. Es sind irgendwelche nebensächlichen Themen, doch genau über so welche muss ich reden, um mich abzulenken.

Als wir aufgelegt haben gehe ich in unseren Garten, um das Unkraut etwas zusammen zu machen. Nicht, wie in üblichen Romanen, in denen die Gärten sich von Zauberhand selbst machen, muss ich selbst jedes Grün aus dem Beet entfernen. Zum Glück ist es nicht allzu riesig. Hauptsächlich sind dort Obstpflanzen drin, da meine Mama findet, dass diese Kinder Freude bereiten würden und damit hätte sie Recht- wenn ich nicht beim Unkraut entfernen mir die Besten raussuchen würde. Ja scheint fies, aber die Zwillinge müssen einfach Mal lernen auch etwas zu machen.
Sie wurden so schon genug verwöhnt.

Als ich Rauch in meiner Nase bemerke drehe ich mich um und sehe, wie Liam da steht. „Verdammt, lass mich in Ruhe", brumme ich genervt. Er grinst nur:„Warum so kratzbürstig?" „Du hast nicht erwähnt, dass wir im Club noch etwas hatten", murmel ich leise. Nicht weil es mir an Durchsetzungsfähigkeit mangelt, sondern weil ich nicht will dass weder meine Mutter noch meine beiden Zwillingsbiester Wind von dem was zwischen mir und Liam passiert ist bekommen. „Ich wollte noch darüber reden, nur fand ich den Zeitpunkt nicht passend, da du eh schon angekratzt warst", antwortet er.

„Wenn wir in irgend einer Weise Geschlechtsverkehr hatten sag es mir jetzt und nicht in neun Monaten, wenn es eh schon viel zu spät ist", zische ich wütend. „Hälst du mich für asozial? Ich mache diesen verdammten Beruf nur, weil er am nähsten am Tanzen ist und ich dabei gut verdiene. Wobei es mir jedes Mal unangenehm ist meine Klamotten fallen zu lassen",meint Liam und verschwindet aus dem Garten.

Strip that Down | L.P. Where stories live. Discover now