Plötzlich ertönte ein "Was sich liebt, dass neckt sich" und Liz und ich drehten uns gleichzeitig um. In der Tür lehnte ein grinsender Chris. Kann der Arsch nicht seine Klappe halten? Was ist, wenn sie nun weiß, dass ich in sie verliebt bin. Oder schlimmer, sie über mich lacht, weil sie meine Gefühle nicht erwiedert. Ich schielte leicht zu Liz rüber. Sie war rot geworden und schaute schnell zu Boden. Ist sie etwa auch in mich verliebt? Oder ist sie vor Wut so rot? Ich habe echt keine Ahnung.

Liz P.O.V:

Chris ist so ein Arsch! Hoffentlich versteht Kyle nicht, dass ich in ihn verliebt bin. Sonst stellt er das bestimmt online und macht sich dann vor seinen ganzen Fans und unserer Schule über mich lustig. Aber eigentlich habe ich Kyle ja besser kennengelernt und eigentlich ist er ja gar nicht so. Eigentlich ist er immer sehr nett! Sonst hätte ich mich bestimmt nicht in ihn verliebt. Er kümmert sich immer um mich. Er hat mir geholfen auf dem Surfbrett stehen zu bleiben, er hat mich auf der Party vor Toby gerettet und hält mich immer fest, damit ich nicht hinfalle. Ich sollte das vielleicht eine Zeit lang weiter beobachten. Ich möchte keine vorzeitigen Schlüsse ziehen.

Um den peinlichen Moment zu überspielen, bat ich Chris: "Kannst du bitte Alex und Luke zum Frühstück holen?" Ich war mir nicht sicher, ob er verstand, dass ich vom Thema ablenken wollte, oder ob er einfach nur machte, was ich ihm sagte. Aber auf jeden Fall verschwand er. Ich wandte mich an Kyle: "Ist er nicht ein Spinner?" Einen kurzen Augenblick verzog er irritiert das Gesicht. Doch dann machte es wohl bei ihm klick. Mit komischer Weise rauer Stimme entgegnete er: "Stimmt. Du hast vollkommen recht!" Puh, an alle Steine, die noch auf meiner Brust lasten, ihr dürft jetzt runterfallen. Zum Glück hat er nichts bemerkt!

Am Frühstückstisch schlugen die Jungs wie immer zu. Ich gewöhne mich langsam an diese Tatsache. Kaum waren sie fertig, fingen sie an zu diskutieren. Luke sprach laut die Frage aus, die jeder dachte: "Was wollen wir denn heute machen?" "Wie wär es mit: Wir gehen zum Strand und machen nichts?", schlug mein Bruder vor. "Ich bin dagegen. Das ist mir zu langweilig!", maulte Luke. "Hat jemand dann bessere Vorschläge?", motzte Alex. "Wir könnten zum Santa Monica Pier fahren und dort durch die Gegend laufen.", mischte ich mich in den stummen Kampf zwischen Alex und Luke ein. "Das ist mindestens genauso langweilig!", nervte mein Bruder. Chris versuchte die Diskussion unter Kontrolle zu halten und sagte: "Wir können ja zum Santa Monica Pier fahren und uns dort ein wenig umschauen. Und bevor einer sagt, dass er in den Freizeitpark will. Wir werden dort nicht in den Park gehen, wir werden mal ein bisschen krativ sein. Wir spielen "Wahrheit oder Pflicht"! Einverstanden?" Alle nickten, außer Alex, der schaute grimmig. "Und um unsere kleine beleidigte Leberwurst glücklich zu machen, werden wir, wenn wir zurückkommen, hier an den Strand gehen. Deal?", lenke Chris schließlich ein. Und so kam es, dass doch alle mit dem heutigen Programm zufrieden waren.

Wir fuhren mit dem Auto zum Pier. Natürlich lief die ganze Zeit Musik im Auto, sonst hätten meine Pappenheimer mal wieder genervt!

Leider liefen wir nur ein bisschen herum, weil es diesen Idioten zu langweilig war. Wir hatten eine große Decke mitgenommen, mit der wir uns in den Sand setzten. Anschließend holte Alex eine Flasche aus seinem Rucksack und legte sie in die Mitte. Das konnte ja was werden! Alex drehte als erstes die Flasche. Sie blieb bei Chris stehen. "Wahrheit oder Pflicht", wurde er von Alex gefragt. Er entschied sich für Pflicht. Alex grinste hinterhältig: "Trink ein Schnappsglas voll scharfer Soße!" "Hier ist keine Soße! Wir sind ja nicht in einem Restaurant!", lachte Chris ihn aus. Doch ich kannte meinen Bruder und deswegen tat mir Chris jetzt schon leid. Meine Ahnung bestätigte sich, als mein Bruder ein zweites Mal in den Rucksack griff und extrascharfe Soße herausholte. "Du Arsch!", brüllte Chris. Er nahm die Flasche in die Hand und das Glas, dass er von Alex geteicht bekam. Er goss sich das Höllenzeug ein und trank es auf Ecks! Er fing an zu Röcheln und zu Husten. Sein Gesicht wurde auch total rot. Alex, Kyle und Luke lachten laut los. Ich schaute schweigend zu Chris. Er ist echt arm dran. Irgendwann erlöste mein Bruder Chris ein wenig von seinem Leid, indem er ihm ein Glas Milch reichte. Er hatte an alles gedacht.

Kurz darauf schubste Chris die Flasche an, die dann so stehen blieb, dass der Flaschenhals auf Kyle zeigte. "Wahrheit oder Pflicht", wollte Chris von Kyle wissen. "Wahrheit", antwortete Kyle ihm. "Warum zur Hölle nimmst du Wahrheit!?!", rief Chris. "Vielleicht weil ich kein Opfer deiner Wut sein will?", erklärte er. Chris sah aus wie ein Dämon, als er seine Frage stellte: "Bist du verliebt?" Mir stockte der Atem und gespannt lauschte ich auf die Antwort. Kyle sagte schlicht: "Jap." "Und in wen?", bohrte Chris weiter. Auch Kyle grinste jetzt böse: "Eine Frage!" Mist, gerade jetzt wenn es so spannend wird, hält er sich an die Spielregeln. Sonst nehmen das die Jungs doch auch nicht so ernst. Ich versteh ihre Logik einfach nicht. Außerdem kapier ich nicht, warum er uns nicht erzählt auf wen er steht. Ich meine, wir sind hier unter Freunden! Und ich weiß vermutlich eh nicht wen er meint, weil ich seine ganzen Bekanntschaften - zum Glück - nicht kenne. Wobei, ich glaube, dass ich gar nicht wissen will, in wen er verknallt ist. Schon alleine die Tatsache ist scheiße. Meine Chance ist jetzt hin. Meine Laune ging so langsam den Bach runter. Besonders, als ich überlegte, wen er meinen könnte.

Der nächste Flaschenhals zeigte auf Alex. Er entschied sich für Pflicht. "Siehst du die Mädchen dahinten? Schütte einer von ihnen Milch über den Bikini und schrei dann: "Kannst du nicht aufpassen!" Und dreh dich gleich darauf wieder um." Er machte es und ich sah, wie eines der Mädchen ganz beschämt zu Boden schaute. "Die Arme!", murmelte ich. "Sie wird es überleben.", meinte Luke. Ich sah ihn böse an. Da waren sie wieder, die Badboys!

Nach Alex kam Luke an die Reihe. Auch er nahm Pflicht. "Trag Liz durch den Sand bis zu der roten Decke da hinten und wieder zurück.", bestimmte mein Bruder. Seit wann ist er so locker, dass er sogar von alleine solche Vorschläge bringt. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, weil ich plötzlich über eine Schulter geworfen wurde. Luke lief ziemlich schnell zu der Decke. Doch langsam war es warm geworden und so fing er beim Rückweg an zu fluchen. "Hast du zugenommen?", maulte er. Ich lachte: "Nein, habe ich nicht, aber ich glaube, dass deine Muskeln sind weniger geworden." Er murmelte nur etwas unverständliches. Bei den Jungs wieder angelangt, suchten sie ihr neues Opfer.

Es wurde mal wieder Chris. "Vergesst es, ich nehme Wahrheit. Einmal scharfe Soße reicht mir." Luke überlegte lange und fragte dann: "Wenn du dich zwischen Liz und Alex als Freunde entscheiden müsstest, wen würdest du nehmen?" "Die Antwort ist leicht! Natürlich Liz! Die wollte mich ja auch nicht mit Soße vergiften!", rief er. Wir fingen alle an zu lachen.

Chris drehte die Flasche. Sie drehte und drehte und zeigte dann auf mich. Ich stöhnte: "Ich nehme Pflicht, aber ihr dürft nicht so gemein sein, ich bin ein Mädchen." "Nichts da!", meinte Luke und die anderen mussten natürlich mitnicken. Solche Verräter! "Geh zu den Typen da vorne hin und nenne ihn Dad!", forderte mich Chris heraus. Der Typ war ungefähr so alt wie die Jungs, das heißt so etwa 18 Jahre alt. Mit einem "Ok" lief ich los. Als ich etwa 5 Meter von ihm entfernt war, fing ich an "Dad" zu rufen. Natürlich ragierte er nicht. Als ich hinter ihm stand, klopfte ich ihm auf die Schulter und er und seine Kumpel drehten sich um. "Oh sorry, ich suche meinen Dad.", sprach ich. Der Typ knurrte: "Hast du gerade gesagt, dass ich aussehe wie dein Vater? Ich könnte dein großer Bruder sein!" Ich verzog kritisch das Gesicht: "Du siehst echt viel älter aus als mein Bruder. Ne sorry, ich will keinen großen Bruder, der schon uralt aussieht. Aber ich muss jetzt los...", ärgerte ich ihn. Vor Schock klappte ihm die Kinnlade runter. Ich drehte mich mit einem Grinsen um und ging zu den Idioten. Ich erzählte ihnen alles und wieder einmal lachten wir. Von meinem Bruder gekam ich ein Bussi auf die Wange. Mein Gott, eigentlich wollte ich sein Ego gar nicht pushen.

Weil jetzt jeder mindestens einmal an der Reihe war, beschlossen wir aufzuhören. Wie versprochen machten wir uns auf den Weg nach Hause um unser Versprechen an Alex einzulösen, der wollte ja noch schwimmen gehen.

Urlaub mit Bad Boys im HandgepäckWhere stories live. Discover now