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Timo und ich laufen die ganze Nacht durch und machen erst eine Pause als die Sonne aufgeht, er überreicht mir ein trocken Brot, welches ich dankend annehme und wir studieren zusammen die Karte.
„Wenn ich die Karte richtig lese, sollten wir bei dem Schritt Tempo heute Nachmittag den Fluss erreichen." Sagt Timo, er war schon immer der bessere Leser von Karten. Ich habe als Kind immer nur geflucht und geweint, weil ich mich meistens verirrt habe und nicht nach Hause gefunden habe. Nur mit Timos Hilfe habe ich nach Hause gefunden und das wird auch dieses Mal so sein.
Also gehen wir weiter, kommen zum Nachmittag am Fluss an und machen uns dort schnell frisch, ich verbinde meinen Oberschenkel neu.
„Geht es mit den Schmerzen?" Fragt Timo und hilft mir beim aufstehen.
„Ja, alles gut." Lüge ich und laufe meinen Bruder hinter her.
Ich mache drei Kreuze wenn wir diesen Marsch hinter uns haben und den Kampf der uns noch bevor steht. Meine einzige Hoffnung ist das wir so schnell sind um uns noch kurz auszuruhen.

Nach weiteren fünf stunden laufen, machen wir für zwei Stunden nochmal Pause und ich schließe meine Augen. In der Hoffnung das mein Pochen im Bein nach lässt konzentriere ich mich auf meine Atmung und höre meiner Umgebung zu. Ich höre die Vögel, kleine Tiere die über den Waldboden laufen, Timo atmen und etwas aus dem Rucksack holen. Kein Essen, kein Verbandszeug und ebenfalls keinen Schlafsack, ich öffne ein Augen um zu schauen was er raus geholt hat.
Es ist eine Landkarte, aber nicht die Landkarte die wir bekommen habe, sondern eine andere. Ich schließe schnell wieder mein Auge, bevor er mit kriegt das ich etwas gesehen habe. Timo hat bestimmt die Karte von Mutter bekommen oder eine andere Aufzeichnung vom Wald mit bestimmten Wegen, die uns zu unserem Ziel führen. Doch wieso macht er so ein Geheimnis daraus und liest sie so, dass ich es nicht mitbekomme?
Hat er wirklich Geheimnisse vor mir?
Jetzt wo wir so weit gekommen sind und fast Vaters letzten Wunsch erfüllen. Ich rede mir ein das es nicht so schlimm ist und er mich einfach nur in Ruhe lassen will. Ich bin sogar kurz eingeschlafen, doch es kann nicht lange gewesen sein denn es kommt mir kurz vor als Timo mich weckt, damit wir weiter gehen können. In der nächsten Stunde fängt es an zu regen und Timo und ich laufen schneller.
„Wieso nur!" Fluche ich, als der Starkregen einsetzt und wir versuchen unter einen Baum Schutz zu suchen.
„Wir müssen aufpassen, wenn die Erde matschig wird." Sagt Timo und schaut grimmig nach oben zum Himmel.
„Du meintest wir sind noch ein Tag entfernt von unserem Ziel?" Frage ich ihn, er nickt.
„Glaubst du die anderen sind genauso weit?" Frage ich weiter.
„Schwer zu sagen, ich hoffe nicht." Er schaut sich um.
„Wir müssen weiter." Sage ich mit fester stimme und mit dem wissen das wir komplett nass werden.
„Wohl oder übel, wir teilen uns den Überzug vom Zelt. So können wir uns ein bisschen vor dem Regen schützen." Brüllt Timo inzwischen, weil der Regen so laut ist. Ich helfe ihn dabei und wir legen uns die Plane über unseren Körper und laufen durch den matschigen Weg.
Timo hat recht es ist rutschig und das erschwert das weiter kommen, aber wir wissen nicht wie weit die anderen Teams sind und können es uns nicht erlauben die letzten zu sein. Also Zähne zusammenbeißen und die Stunden durch den Regen laufen.
Nach zwei Stunden regen, hört es auf und die Sonne kommt raus und trocknet uns ein wenig. Meine Haare Flechte ich, damit mich die nassen Haare nicht stören und ich wechsel meine Hose. Mein Oberschenkel sieht schon viel besser aus und das habe ich leider Lucien zu verdanken. Inzwischen bin ich mir unsicher ob er wirklich nichts für mich empfindet? In der Küche und seitdem ist wieder diese Spannung zwischen uns, die mich verrückt macht und es kaum auszuhalten macht in seiner Nähe zu sein. Umso glücklicher bin ich weit weg von ihm zu sein und die Zeit an der Frischen Luft hilft mir wieder klar zu denken. Bald haben wir unser Ziel erreicht und sind weg von hier, ich kann nicht ein Gedanken mehr an Lucien verschwenden. Da er dann nicht mehr Teil meines Leben sein wird, er ist meine Vergangenheit ebenso wie ich ein weiterer Abschnitt seines Lebens bin.
„Wir brauchen eine kleine Stärkung." Sagt Timo und wir schauen in unseren Rucksack ob wir noch etwas zum Essen haben. Wir finden ein halbes Brot, was schon ziemlich hart geworden ist, etwas Gemüse und Wasser. Wir essen alles auf, weil wir wissen das wir in der Nacht ankommen werden, da wir keine Pausen mehr machen.

Und so kommen wir gegen 3:00 Uhr morgens auf dem Anwesen des König's an, die Soldaten die Wache stehen erkennen uns nicht sofort und befehlen uns stehen zu bleiben.
„Wir sind Spieler des Wettkampfes." Ruft Timo zu den Wachen rüber und die schauen verblüfft zu uns.
„Wir haben frühestens mit Personen um die Mittagszeit gerechnet." Ruft der eine Wachmann.
„Wir sind lieber schon zum Frühstück da." Wir wagen es uns weiter zu laufen und die Wachen lassen uns durch. Einer der Männer begleitet uns und bringt uns in das Schloss.
Wortwörtlich Schloss, die anderen Orte die wir davor gesehen haben können nicht annähernd mit dem hier mithalten.
„Sind das etwa die ersten Teilnehmer." Höre ich eine Frauenstimme, sie trägt ein schwarzes Kleid mit einer weißen Schürze und das gleiche Wappen das auch Prinz Georg trägt.
„Genau, ich denke ihr wollt noch etwas zu euch nehmen bevor ihr in eure Gemächer geht?" Fragt der Soldat zu Timo, während ich mich umsehe.
„Wir wollen keine Umstände bereiten." Sagt Timo, die Frau schüttelt den Kopf.
„Folgen Sie mir." Und das tuen wir, sie bringt uns in einen kleinen Vorraum.
„Setzt euch, ich bringe euch etwas zu essen." Damit verlässt sie den Raum und ich setze mich auf den Sessel und stöhne. Meine Füße kribbeln und mein Rücken schmerzt, nun merke ich wie mein Körper rebelliert und langsam an seine Grenze kommt.
„Wir haben das gut gemacht." Timo legt den Rucksack neben sich und setzt sich dann auch hin.
„Ja, jetzt können wir uns ausruhen und Kräfte sammeln für die letzte Aufgabe." Ich massiere meinen Nacken und schließe kurz meine Augen.
Die Frau kommt zurück mit Brot und einer Suppe für jeden, wir nehmen das Essen dankend entgegen und essen schnell auf. Da wir nicht wissen wann unsere Gegner eintreffen und wir uns noch für einige Stunde hin legen wollen, müssen wir schnell sein.
Als wir aufgegessen haben, werden wir in ein Zimmer gebracht.
„Wir konnten so schnell kein Zimmer organisieren, ich hoffe das Ihnen das Zimmer nichts ausmacht." Erklärt die Frau während Timo und ich uns umsehen, es ist ein Gästezimmer mit einem Ehebett und einer kleinen Couch mit zwei Sesseln.
„Danke das wird genügen." Sagt Timo und lächelt zu der Frau.
„Wenn Sie noch etwas benötigen, einfach auf diesen Knopf drücken. Dann wird jemand zu Ihnen kommen." Damit verlässt sie uns und ich werfe mich aufs Bett.

Ob die Geschwister die letzte Aufgabe schaffen und die Krone klauen können?
Eure Soli 💕

Silent Thief Where stories live. Discover now