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Ich habe mir schon oft vorgestellt wie das Anwesen von Lord Henry aussieht, aber das hätte ich in keiner Fantasie mir ausmalen können.
Timo nimmt meine Hand um mir aus der Kutsche raus zu helfen, unser Gepäck und meine Malutensilien werden von Angestellten des Hauses hineingetragen.
Alles okay?" Fragt Timo mich und ich nicke als Antwort.
Es wird alles nach Plan gehen." Verspricht er mir, ich wende meinen Blick ab und sehe an der Tür Lord Henry warten. Und wieder einmal bin ich überrascht über sein jung gebliebenes Gesicht und dieses hinreißende Lächeln. Ich folge Timo zum Lord und wir begrüßen ihn mit einer tiefen Verbeugung.
„Ich freue mich sehr Sie und Ihre Schwester hier Willkommen zu heißen." Begrüßt uns Lord Henry, ich lächle unsicher, während Timo sich bedankt.
„Bitte folgen Sie mir." Timo schiebt mich hinein und am liebsten würde ich sagen wie schön alles ist. Ich schaue mir jedes einzelne Detail der Räumen an, durch denen wir laufen.
Ziemlich viele Räume." Timo sieht sich auch um und nickt zur Bestätigung. Es wäre sicherlich schwer sich einen Überblick zu verschaffen, hätten wir nicht einen Plan.

„Ich denke es ist für Ihre Schwester angenehmer wenn sie immer ein Stift und ein Buch zur Hand hat, zur Kommunikation. Ich habe ihr ein Buch anfertigen lassen, ich hoffe damit das Sie nicht immer bei ihr sein müssen." Wir sitzen in einem großen Salon, der schon alleine die Größe unseres Hauses hat.
„Ich bin gerne bei meiner Schwester, das macht mir nichts aus." Sagt Timo sichtlich angespannt, ich sehe ihn fragend an.
„Ich wollte Sie nicht beleidigen, ich dachte nur das Ihre Schwester auch mal alleine sein will und sollte diese Situation sein, wissen wir uns zu helfen." Erklärt Lord Henry und Timo nickt grimmig, ich lege ihn meine Hand auf seinen Arm und er schaut zu mir. Seine Miene entspannt sich und er übersetzt für mich.
Ich lasse dich nur ungern alleine, auf der Suche wirst du hoffentlich niemanden begegnen." Ich lächle leicht, drehe mich dann zu Lord Henry.
Danke." Gebe ich ihn dem Handzeichen.
„Das bedeutet danke, ich denke das Sie meiner Schwester auch ein bisschen entgegen kommen könnten." Meint Timo wieder ernst und am liebsten würde ich ihn ermahnen wie er so mit unserem Lord reden kann, doch Lord Henry reagiert gelassen.
„Natürlich, wenn Sie mir das wichtigste Mitgeben könnten." Und so zeigt Timo ihn wie man Bitte, Danke und Hallo kommuniziert. Alles einfache Dinge die man schnell gelernt kriegt.
Nach der kleinen Lernstunde werden Timo und ich in separate Zimmer geführt, damit wir uns ausruhen können und anschließend fertig machen können für das Abendessen.

Die Zofen haben mir Wasser in eine Wanne gegeben und mir Kleider auf mein Bett gelegt, ich habe den Kopf geschüttelt doch mir wurde trotzdem eines der Kleider angezogen. Ich hätte auch einige Kleider dabei gehabt, aber wahrscheinlich keines welches angemessen wäre für die Lords. Es klopft an der Tür, eine Zofe macht sie auf und ich folge ihr. Timo lächelt, er hat ebenso neue Kleidung an.
Ein schönes Kleid." Ich bedanke mich für das Kompliment.
Das ist viel zu übertrieben." Ich sehe zu Timo hoch, doch dieser hebt nur gelangweilt seine Schulter hoch.
Umso schmerzhafter ist der Verrat." Umso höher die Chance das wir bestraft werden und die Lords uns dann in Ruhe lassen.
„Ah, da sind ja unsere Gäste!" Ruft Lord Henry und ich sehe sein bereits geleertes Glas, ich klammere mein Buch gegen die Brust und verbeuge mich kurz.
„Wir danken Ihnen für die großzügige Gastfreundlichkeit." Sagt Timo nach der Verbeugung, wir werden zu unseren Plätzen begleitet und stellen fest das unsere Sitzplätze gegenüber sind. Timo neben Killian und ich neben Lord Lucien.
Ob er dass so wollte?
Nach unserer letzten Begebung kribbelt meine Hand ab und zu noch und ich kann seine Lippen immer noch auf meiner Hand spüren. Ich habe Timo nichts davon erzählt und da er mich nicht darauf angesprochen hat, scheint es so als hätte Mutter auch nichts gesagt. Aber das ist vielleicht besser so, ich lege mein Buch zwischen dem Lord und mir und verstecke meine Hände unter den Tisch.

„Timo erzählen Sie etwas über sich? Wie sind Sie und ihre Schwester aufgewachsen?" Fragt Lord Henry nach dem ersten Gang, der Vorspeise. Ich bin froh das Vater uns früh gezeigt hat wie man am Hofe isst und welche Etiketten es gibt.
„Wir sind gut aufgewachsen, unser Vater war ein angesehener Kaufmann hier in der Stadt und unsere Mutter hatte hier am Hof als Zofe für Ihren Vater gearbeitet." Beginnt Timo und ich sehe wie Killian zu mir herüber schaut, er fragt sich bestimmt was passiert ist.
„Es war alles gut, wir waren an einer guter Schule, uns wurde alles wichtige beigebracht, bis vor 5 Jahren." Timo schaut vorsichtig zu mir und ich neige meinen Kopf.
Ich finde Lord Lucien ist ziemlich nah bei dir." Ich muss mich zusammen nehmen um nicht automatisch zu ihm zu sehen, presse meine Lippen aufeinander und nicke dann.
„Unser Vater wurde vor 5 Jahren grausam ermordet und in den Fluss geworfen, am nächsten morgen fand man ihn. Wir verloren alles, bis hin zu unsere Mutter, die dem Alkohol versank." Ich schaue vor mir auf den Teller und auch wenn ich Vater immer noch vor meinen Augen habe wie er tot im Fluss liegt, habe ich mich nie getraut ihn zu malen.
„Das tut mir schrecklich leid." Sagt Lord Lucien und ich verlagere meine Sitzposition, ein bisschen weg von ihm.
„Danke, es war keine einfache Zeit." Sagt Timo.
„Aber warum sind Sie bei ihrer Familie geblieben, Sie haben das Alter um eine eigene Familie zu gründen." Lord Henry trinkt aus seinem Wein Glas und ich sehe zu Timo.
Er ist geblieben wegen unseren Plan.
„Ich bin geblieben für meine Schwester, es wäre ihr tot gewesen wenn ich gegangen wäre. Das hätte ich niemals übers Herz gebracht, sie ist das wichtigste für mich." Ich hätte am liebsten geweint, aber ich kann nichts weiter tuen, außer einen neutralen Blick zu waren.
„Ein Ehrenmann also?" Fragt Lord Henry weiter.
„Soweit würde ich gewiss nicht gehen, aber Claire ist meine einzige Familie und mit dem wissen das sie nie eine Familie gründen kann, kann ich es nicht übers Herz bringen sie alleine zu lassen." Sagt Timo und ich spüre alle Blicke auf mir, die Blick die ich schon so oft gesehen haben. Die ich so sehr verabscheue.
„Dabei hat ihre Schwester so viel Talent." Lord Henry nimmt das inzwischen wieder befühlte Glas in die Hand und nimmt einen Schluck. Ich schaue kurz zu Killian, er lächelt leicht und ich kann nichts erwidern, stattdessen blicke ich schnell zu Timo.
Ich hoffe die Trachten wirklich nur dein Talent hinterher." Timo scheint inzwischen angespannter und ich kann ihn ansehen das er am liebsten auf sein Zimmer gehen will.
Du bist ja nur neidisch." Nach dem Satz lege ich meine Hände wieder auf den Schoß ab.
Ich denke eher weniger, außer es wären drei Frauen." Ich muss schmunzeln und bin froh, als der nächste Gang serviert wird.

Im nächsten Kapitel kriegt ihr einen kleinen Einblick in die Gedanken der drei Herren. Die, würde es nach Timo gehen, eher Frauen sein sollten.
Eure Soli 💕

Silent Thief Where stories live. Discover now