Aufkeimende Gefühle

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WARNUNG! Anspielung von sexuellen Inhalten. Lesen auf eigene Gefahr!

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Sunny lässt sich widerstandslos den Peilsender um den Hals binden. „Du kennst die Regeln, Sunrise. Um achtzehn Uhr bist du wieder hier, sonst muss ich dir einen Elektroschock verpassen. Viel Spaß, ihr beiden." Serrin lacht die Wache an und winkt ihr zum Abschied zu. Zusammen haben die beiden Hand in Hand das Gebäude verlassen. Es ist Samstag. Mittlerweile hat Serrin die Begegnung mit Moon einigermaßen verarbeiten können. „Wo gehen wir diesmal hin? In den Park? In den Zoo? Oder doch in ein Museum?" Serrin lacht über seine aufgedrehte und freundliche Art. „Nein, ich möchte dir heute einen ganz besonderen Ort zeigen. Einen Ort, der mir persönlich sehr wichtig ist und mir viel bedeutet."
„Oh, da bin ich aber gespannt." Sunny ist doch schon sehr überrascht, da Serrin ihn mitten in die Stadt führt. „Wo bringst du mich denn hin?"

„Geduld, wir sind gleich da." Die Weißblonde führt ihn um die Kurve und öffnet nun ein kleines Tor, wo in einen Vorgarten führt. Plötzlich bekommt der Sonnen-Animatronic große Augen. „Nein...", sagt er erstaunt. „Ist das etwa...?" Serrin nickt. „Das ist mein Zuhause. Hier wohne ich."

Jetzt versteht Sunny auch, was sie damit gemeint hat, dass ihr dieser Ort sehr wichtig ist. Sie sperrt die Tür auf und bittet ihn herein. Der große Sonnenmann muss sich bücken, um durch die Tür zu passen. „Wow..." Serrin vertraut ihm inzwischen so sehr, dass sie ihn mit nach Hause genommen hat. Es ist eine kleine, aber sehr gemütliche Wohnung. Nach dem Eingang steht man erst einmal mitten im Flur, der nach links und nach rechts führt. Links herum geht es ins Wohnzimmer, an dem wiederum eine kleine Kochnische angrenzt. Rechts herum kommt man ins Schlafzimmer und kurz vor dem Übergang ins Schlafgemach kann man das Badezimmer betreten. „Es ist nicht sehr groß, aber fühl dich wie Zuhause." Serrin lächelt und lässt ihm Zeit, sich alles anzusehen. Zuerst schaut sich Sunny das Wohnzimmer an. Ein gemütliches anthrazitfarbenes Sofa lädt zum gemeinsamen kuscheln ein.

In einer großen Vollholzvitrine kann er allerlei Dekorationsgegenstände sehen. Im hinteren rechten Winkel des Zimmers steht eine Essgruppe, an der vier Leute sitzen können. Wenn Sunny sich umdreht hängt an der Wand ein Fernseher und darunter steht eine Vollholzkommode. Der Durchgang zur Küche wird von einem Raumteiler geteilt. Sunny schmunzelt, da ein Einhorn darauf abgebildet ist. „Manche Dinge ändern sich wirklich nie." Die kleine Küche ist schon recht alt, doch vollkommen funktionstüchtig. Sie besteht lediglich aus einer Arbeitsplatte, ein paar Schränken, einem Spülbecken und dem Kühlschrank. Für eine Person reicht es. Nun schaut sich der Sonnen-Animatronic das Badezimmer an. Auch das ist klein und enthält lediglich eine Toilette, ein Waschbecken und eine Badewanne. Mehr muss ein Badezimmer nicht haben. Das Interessanteste von allen hat sich Sunny für den Schluss aufgehoben.

Das Schlafzimmer. Mitten im Raum steht ein großes Boxspringbett, über dem etliche Traumfänger hängen. Zwei große Kleiderschränke stehen in dem Raum, was Sunny eine großartige Garderobe vermuten lässt. Auch das große Bücherregal beeindruckt ihn, welches über und über mit Büchern gefüllt ist. „Du hast eine wirklich schöne Wohnung, Serrin. Klein, aber sehr gemütlich." Sie lächelt und steht gerade vor einem Spiegel. „Danke. Es macht mich glücklich, dass sie dir gefällt." Sunny kommt zu ihr und zusammen betrachten sie sich im Spiegel. Bei diesem Anblick wird ihr erst einmal bewusst wie groß er eigentlich ist. Sie geht Sunny gerade einmal bis zur Brust und bei Moon ist es nichts anders. Für einen kurzen Moment kann sie das zweifarbige Gesicht des Nachtbetreuers mit seinen roten Augen und dem gruseligen Grinsen sehen. Sie erschrickt daher. „Alles okay?" Sie blinzelt. „J-Ja, alles okay." Manchmal spielt der Verstand eben einen Streich. „Hast du vielleicht Lust mit mir einen Film anzusehen?"
„Da fragst du mich noch? Natürlich will ich mit dir einen Film anschauen."

Serrin entführt ihn ins Wohnzimmer, wo sie sich gemeinsam einen Film aussuchen. Sie vertraut Sunny wirklich sehr. Dennoch macht sie der Gedanke sehr nervös, dass sie sich den Feind direkt ins Haus geholt hat. Insgeheim muss sie nur dafür sorgen, dass es immer schön hell in ihrer Wohnung ist. Dann passiert auch nichts. „Ich gehe nochmal auf die Toilette, mach es dir gemütlich." Das lässt sich Sunny nicht zweimal sagen. Glücklicherweise ist das Sofa groß genug, um seine Körpergröße aufnehmen zu können. Fünf Minuten später liegen beide in der Löffelchenstellung eng aneinander gekuschelt und schauen sich die wohl lustigste Komödie aller Zeiten an. Tatsächlich sieht Sunny nur äußerst selten fern. Trotzdem macht es ihm großen Spaß diesen Genuss mit Serrin zu teilen. Er ist sich unsicher, wie lange er seine Gefühle noch verstecken kann. Dabei ahnt er nicht, dass sein bösartiger Zwilling ihm alles kaputt machen will. Nach etwa der Hälfte des Filmes fühlt sich Serrin ein bisschen müde, weshalb sie nur für einen kurzen Moment die Augen schließt.

Sie bekommt eine Gänsehaut, als Sunny plötzlich mit dem Finger ihren Arm auf und ab streicht. Aufgeregt stellen sich die kleinen Härchen auf und zeigen ihm, dass es ihr gefällt. Sie schaudert kurz, da sich diese zarte Liebkosung wirklich gut anfühlt. Dadurch entspannt sie sich noch mehr und stößt einen leichten Seufzer aus. „...Magst du das...?", fragt er. „Hmm...", antwortet sie. Seine Streicheleinheiten werden energischer. „Magst du es immer noch?" Plötzlich hat sich seine Stimme verändert. Sie ist tief, rau und furchterregend. Serrin reißt die Augen auf. Es ist dunkel. „W-Was....?" Ein starker Arm hat sich soeben um ihre Taille geschlungen. Damit hindert er sie an der Flucht. „Ich habe gefragt, ob es dir immer noch gefällt.~" Mit einer enormen Angst erfüllt, dreht sie sich so weit wie möglich um, nur um in das zweifarbige Gesicht von Moon zu starren. Serrin schreit und zappelt, versucht sich zu befreien. „Nein, diesmal nicht." Er drückt sie auf den Rücken und steigt direkt über sie. „Ich habe dir doch gesagt es war nicht das letzte mal wo wir uns gesehen haben", raunt er. Moon presst ihr seine Hand auf den Mund, um sie am Schreien zu hindern.

„Heehehehe....du solltest längst im Bett sein. Böse Mädchen müssen bestraft werden." Serrin schreit erneut auf. Ihr schießen die Tränen in die Augen, als seine lange, schleimige Zunge über ihren Hals wandert. Mit einem gezielten Handgriff, hat er ihre beiden Handgelenke fixiert. „Hehehehe..." Er lacht einmal widerlich. Serrin will schreien, um Hilfe rufen, ihn beißen. Doch sie kann es nicht. „Anscheinend hast du deine Lektion noch immer nicht gelernt. Du gehörst mir. Du sollst mich lieben...", grollt er. „Anscheinend muss ich dir das auf eine andere Art und Weise beibringen, du böses, ungezogenes Mädchen." Serrin reißt die Augen weit und erschrocken auf. Sie schüttelt panisch den Kopf und wird noch immer am Schreien gehindert. Das hält die Weißblonde einfach nicht aus. Sie jault gequält auf, als er sich gewaltsam in sie zwängt. Neben einem stechenden, brennenden Schmerz kann sie noch etwas flüssiges zwischen ihren Schenkeln fühlen. Blut. Jungfernblut. Moon hat sie mit seiner Sünde beschmutzt. Sie stöhnt ein weiteres mal erstickt auf, bevor er sich dann weiter in sie drückt. „Heehehehe...ich sagte doch: Böse Mädchen müssen bestraft werden..."

„Serrin! Wach auf!" Die junge Frau zuckt und fährt verstört nach oben. „Was...was....?" Ihr Herz rast. Sie kann es schmerzhaft gegen ihre Brust hämmern fühlen. „Serrin, alles in Ordnung? Du hattest einen Alptraum..." Anscheinend muss sie doch länger und tiefer geschlafen haben als angenommen. Sie schwitzt und kann den imaginären Schmerz zwischen ihren Beinen noch richtig fühlen. „...Oh mein Gott...er hat mich..." Sie fängt an zu weinen, weshalb Sunny sie in den Arm nimmt. „Schon gut, es ist vorbei. Ich bin da und beschütze dich..." Serrin kuschelt sich schutzsuchend an ihn. „Sunny...oh Sunny..." Sie weiß nicht wie lange sie das noch aushält. Nicht einmal der nette und gutmütige Sunrise weiß von dieser Fähigkeit seines dunklen Bruders etwas. Sich ohne Schwierigkeiten in die Träume anderer zu schleichen, um sie im Schlaf quälen zu können. „Sunny...", wimmert sie leise. „...Ich...hab Angst..." Er drückt sie noch fester an sich. Alleine seine Anwesenheit scheint sie etwas zu beruhigen.

Serrin schnieft noch leise und hat ihren Kopf an seine Brust gelegt. Sie fühlt sich immer so wohl bei ihm. Er ist nett und aufmerksam und scheint immer die richtigen Worte zu finden. Nein – sie kann es nicht länger leugnen. Sie liebte ihn. Sie liebt ihn mehr als alles andere auf der Welt. Auch wenn sie versucht diese Tatsache zu verdrängen, es verändert die Realität nicht. Sanft löst sie sich von ihm. Mit einem glasigen Blick, schaut sie ihm lange in die Augen. „...Sunny...", haucht sie leise. „...Ja...? Was ist...?" Nun kann Serrin dem Drang nicht länger widerstehen. Er ist immer für sie da gewesen, er hat sich selbst in Kindertagen schon um sie gekümmert. „...Ich..." Sie schluckt. Schließlich beugt sie sich vor, presst seinen immerzu grinsenden Mund in die richtige Position und küsst ihn. Sunny hat das überhaupt nicht kommen sehen. Er verkrampft sich und ist total damit überfordert. Dann jedoch setzt auch bei ihm jedes logische Denken aus. Sanft legt er seine Hand auf ihre Wange und erwidert es. Serrin wünscht sich, dass dieser besondere Moment für die Ewigkeit anhält. Es fühlt sich so an, als ob die Zeit für einen klitzekleinen Moment stehen geblieben ist.

Nach einer wirklich langen, jedoch wunderschönen Minute löst sie sich wieder von ihm. Ihre Wangen haben sich zart rosa gefärbt, während sie ihn liebevoll anlächelt. Beide sagen nichts. Keiner will diesen Augenblick ruinieren. „Das ist sowas von gemein...", kann er die Stimme von Moon hören. Sunny ignoriert ihn. Sanft schmiegt sie ihren Kopf wieder an seine Brust, sodass er seinen auf ihr seidig weiches Haar betten kann. Es ist Serrin egal, dass er zur Hälfte eine Maschine ist. Sunny besitzt mehr Herz und mehr Verstand als alle Menschen, die sie bis jetzt in ihrem Leben kennengelernt hat. „Am liebsten würde ich dich für immer hier behalten", bricht sie nun die Stille. „Ich weiß, aber die Kinder brauchen mich." Der Sonnen-Animatronic legt seine Arme wieder um sie und zieht sie näher an sich heran. Beide scheinen das gleiche füreinander zu empfinden, trauen sich aber nicht es dem jeweils anderen mitzuteilen. „Sag mal, bist du eigentlich wasserdicht?"
„Natürlich, wieso fragst du?"
„In den nächsten Tagen ist sonniges Wetter gemeldet. Lass uns doch mit den Kindern in den Wasserpark gehen. Das macht riesengroßen Spaß und du musst keine Angst haben, dass dein verrückter Bruder die Kontrolle übernimmt."

Sunny ist von dieser Idee vollauf begeistert. Allerdings muss er Ausflüge immer erst beantragen und man muss die Einverständniserklärung der Eltern einholen. Immerhin ist der Tagespfleger für die Sicherheit seiner Schützlinge verantwortlich. Normalerweise spielt jedes Kind gerne im Wasser. Sunny hat bis jetzt noch keine Ausnahme gesehen. „Ich werde die Leitung heute Abend noch um Erlaubnis bitten." Wenn Serrin zu sich ehrlich ist, dann hat sie der Stromausfall in der Kita geprägt. Sie glaubt eigentlich nicht, dass Moon dumm ist und er bei jedem seiner Wutausbrüche dazulernt. Daher weiß sie auch nicht wie oft sie ihm noch entkommen kann. Dennoch hat sie keine Lust darauf ihr ganzes Leben in Angst zu verbringen. Moon ist ein Teil von Sunny und vielleicht sollte sie besser anfangen zu lernen, wie sie richtig mit ihm umgehen kann. Genau genommen sind Sunny und Moon ein und dieselbe Person, nur eben mit zwei unterschiedlichen Persönlichkeiten. Dabei ahnt sie nicht, welch bittere Rachepläne der Nachtbetreuer gegen sie hegt. „Ich werde dir auf jeden Fall rechtzeitig bescheid sagen, ob und wann der Ausflug in den Wasserpark genehmigt wird." Serrin lacht einmal zuckersüß. „Hoffentlich geht es in Ordnung, dann werde ich dich nämlich nass spritzen." Sunny schmunzelt. „...Serrin?"
„Ja, was ist?" Völlig unerwartet schießt der Sonnenmann nach vorne, um sie nun ohne Vorwarnung zu küssen. Das hat sie nicht kommen sehen, errötet daher und erwidert es zärtlich. Sanft löst er sich wieder von ihr. „Jetzt sind wir quitt", sagt er.


Moondrop weiß was du in der Dunkelheit tust (Abgebrochen)Where stories live. Discover now