ᴡɪᴇ ʜᴇɪßᴛ ᴅᴇɪɴᴇ ᴡᴏ̈ʟғɪɴ? ✔️

Einundvierzig

- Jason -

Gerade als ich in Linns Garten hineinstürmte, stieß jemand ihre Haustür auf und ich hörte nur noch leise Flüche. "Hallo Jason.", erklang dann eine männliche Stimme und Linns Vater stampfte genervt an mir vorbei und direkt auf sein Auto zu. "Isabella, kommst du jetzt?"
Ich stand verwundert vor der Haustür und sah dem ganzen Spektakel neugierig zu. Linn und ihre Mutter erschienen dann diskutierend bei der Haustür und es war augenscheinlich, dass Linn genervt und empört gleichzeitig war.
"Schätzchen.", fing ihre Mutter an auf sie einzureden in einem Ton der zeigte, dass sie das Thema langsam Leid war. Was auch immer es für ein Thema war. "Wir fahren erst einmal in die Firma und schauen uns an, was genau los ist. Vielleicht müssen wir auch nicht sofort fliegen oder lange wegbleiben. Aber jetzt kann ich dir keine Details sagen - so gerne ich es würde. Wir wurden doch auch gerade erst angerufen. Du warst doch dabei."
"Ja, klar. Lasst mich ruhig alleine und wolfslos zurück, während ihr euch zwei schöne Wochen in der Schweiz macht. Wen interessiert schon mein Training und meine mentale Gesundheit.", meinte Linn missmutig und verschränkte die Arme der Brust. Ich war doch noch vor einer Viertelstunde hier und da schien noch alles okay. Was hab ich denn verpasst?

"Linn-", zischte ihre Mutter entrüstet, während ihr Vater dröhnend den Kopf in den Nacken warf.
Ich drehte mich neugierig zu ihm und musste erst einmal den Atem anhalten dabei wie aggressiv er sein Auto aufsperrte. "Wir bereden alles wenn wir vom Meeting zurückkommen. Ich hab auch keine Lust wieder zu verreisen. Isa, beeil dich jetzt endlich."

Keine Minute später waren die beiden weg und ich wandte mich kommentarlos Linn zu. Sie starrte mir einem genervten Blick dem Auto nach und drehte sich dann mit derselben müden Energie zu mir um. "Was willst du schon wieder hier? Hast du wieder deine Katze verloren?", schnauzte sie mich an.
Ich riss nur lustlos die Augenbrauen hoch und räusperte mich. "Was ist denn bei dir los?"
"Was soll schon los sein?"
"Wer hat auf deinen Nerven herumgetanzt? Warum bist du so gereizt?"

Das war mein erster Strike.
Linn schlug mir schonunglos die Haustür vor der Nase zu. Ich musste erst die Tür eine Minute anstarren bis ich verstand, was sie da gerade getan hat. Schnaubend drückte ich auf die Klingel. Ein paar Mal.
Linn öffnete ausatmend die Tür.

"Was ist los?", versuchte ich es erneut.
"Du wirst mir sowieso keine Ruhe lassen, oder?", meinte sie und kratzte sich an der Stirn. Während ich durchdachte, ob die Frage ernst gemeint oder rhetorisch war, sprach sie schon weiter. "Ach, warum frage ich dich das überhaupt?" Also wirklich. Sie hat mich das gefragt, als ob sie mich nicht kennen würde. Sie wusste, dass mich alles interessierte. "Meine Eltern haben vorhin spontan einen Anruf bekommen, dass sie so schnell wie möglich in die Schweiz fliegen sollen, weil irgendwo in der Nähe von Zürich eine Pharmamesse stattfindet. Eine andere Firma hat abgesagt und die Firma meiner Eltern hat die Stelle sofort angenommen ohne vorher alles mit meinen Eltern abzuklären. Sie sind praktisch gezwungen dorthin zu fliegen.", erzählte Linn kraftlos. "Das allerbeste ist noch, dass ihr Chef sofort dann irgendwelche Businesspartner angerufen hat und Termine ausgemacht hat, die meine Eltern dann 'unterwegs' auch gleich besuchen können."

Ich nickte. Was sonst? Ich sah in ihrer Rede keine einzige Lüge und so wie das alles gerade eben noch wirkte, konnte die Geschichte wirklich stimmen.
"Sind deine Eltern eigentlich die einzigen, die in dieser Firma ständig verreisen müss-"
"Ja.", unterbrach mich Linn voreilig und drückte die Lippen zusammen. "Sie sind die Einzigen in der PR-Abteilung und seit ihr Chef mitgekriegt hat, dass ich volljährig bin, will er ihnen jede Woche irgendwas eindrücken."

Linn in ihrem jetzigen Zustand würde ich nie im Leben alleine lassen, egal wie 'gut' es ihr angeblich gehen soll. Sie mag zwar wieder gesünder aussehen, als sie es letzte Woche noch tat und sie kann ja angeblich wieder Gesichter sehen, aber ich traute ihr noch nicht so über den Weg.