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Tomura PoV.

Ich habe nicht vergessen was ich heute getan habe, wie könnte ich auch- es wabert ununterbrochen in meinen Gedanken herum und will mich beim besten Willen nicht vergessen lassen, wie tief ich gesunken bin. Auch mein Arm- dieser Schnitt brennt ununterbrochen und erinnert mich zusätzlich daran, in was für eine unangenehme Situation ich Dabi wieder einmal gebracht habe...
Kaum zu glauben dass er mir nach all dem noch angeboten hat bei mir zu bleiben.

Ich wende meinen müden Blick leicht in seine Richtung während ich über all das Nachdenke- ich verstehe ihn nicht. Ich werde aus diesem Mann einfach absolut nicht schlau. Auch jetzt wieder- sein ausdrucksloses Gesicht ist bloß wenige Zentimeter von mir entfernt, da wir hier Schulter an Schulter auf dem Bett sitzen und Musik hören.
Mich überkommt ein komisches Gefühl als auch er zu mir schielt und schnell ein vorsichtiges schmunzeln auf seine Lippen wandern lässt- ich bin enttäuscht, geschockt, verletzt und mein selbsthass wächst mit jeder Sekunde, in der ich nicht leblos auf den Bahngleisen herumliege und ausblute, immer weiter, trotzdem aber zuckt sogar mein Mundwinkel kurzzeitig etwas nach oben.

Dabi stoppt die Musik.

"Ich hoffe es geht dir schon etwas besser Tomura... Das eben muss dir nicht unangenehm sein, ok? Sorry das ich- naja, ich wünschte ich wäre doch hier geblieben"
Ich klebe so oft an Dabi, dass er sich nun schon entschuldigt wenn er mal seinen eigenen Interessen und Hobbys nachgeht.

...

Ich bin 22 Jahre alt, führe mich aber auf wie drei- ich esse nicht, rede nicht, ich behalte alles mögliche für mich und verletze mich sogar wenn ich mal ein paar Minuten allein bin. Das ist lächerlich.
Ich wende meinen Blick sofort wieder von dem anderen ab und starre bloß noch auf meinen Schoß. Mir fällt sofort auf wie dünn meine Beine- und wie schmal meine Handgelenke noch immer sind, ich weiß nicht genau warum, aber in diesem Moment grade macht mich das Krank... Wundern tut mich das natürlich nicht- wovon hätte ich auch zunehmen sollen?

Neben Dabi sehe ich doch fast Magersüchtig aus... Ich fühle mich widerlich.

All diese Gedanken sorgen erneut dafür, dass ich kein Wort herausbekomme, bloß meine Augen beginnen zu kribbeln und zu brennen, während meine Kehle trocken wird.
Auch Dabis zufriedene Miene wird sich wohl leider schon wieder verabschiedet haben, spätestens als ich mir unruhig die Hände vor's Gesicht drücke und meine Beine etwas anwinkele, damit er mir nicht ansehen kann, dürfte seine ansatzweise gute Laune wohl wieder verpufft sein.
Gott- ich wünschte ich könnte ihm einfach antworten. Ich wünschte ich könnte einfach wieder normal sein, diese Leute endlich wieder in frieden lassen und mich allein um meinen Kram kümmern, nur bin ich einfach zu blöd dafür, ich schaffe es nicht.

"Also noch nicht wirklich besser, lass dir Zeit... Nicht erschrecken-"
Kurz nachdem der dunkelhaarige mir dies mit sanfter Stimme- und einem leisen seufzen entgegen spricht, legt er Vorsichtig seinen Arm um meine Schultern, zieht mich etwas zu sich und lehnt seinen Kopf gegen meinen.
Ich weiß nicht was ich grade tun sollte- müsste ich ihn von mir stoßen? Wahrscheinlich.
Oder ihm sagen dass das nicht nötig ist, da ich nur wieder etwas dramatisch bin und er sich keine Sorgen machen braucht? Ich habe keine Antwort darauf, eins weiß ich aber- ich sollte sicher nicht so in diese Umarmung schmelzen wie es grade der Fall ist. Ich sollte meine Hände bei mir behalten, statt mich mit unruhigem Griff an Dabis Shirt festzuhalten und es sogar beruhigend zu finden, eben das tun zu können.

Jedesmal wenn dieser Mann mich umarmt habe ich wenigstens kurzzeitig das Gefühl, als würde alles schon irgendwie wieder ok werden, als könnte ich noch Chancen darauf haben, dass es mir irgendwann wieder gut gehen wird... Es ist jedesmal ernüchternd mich von ihm zu lösen, meine Arme zu mir zu nehmen und dieses warme Gefühl sofort wieder zu verlieren. Ich weiß nämlich genau dass nichts wieder gut werden wird, solange ich es mir bloß wünsche und in Dabis nähe bleibe.

Noch vor zwei Woche hatte ich nichts anderes im Kopf, als von hier zu flüchten- Richtung Bahnhof zu laufen und meinem Bedürfnis, endlich alles hinter mir zu lassen, nachzukommen. Jetzt aber... Irgendwie ist es auch jetzt noch so, trotzdem aber bleibe ich einfach hier, statt mich zu bewegen und meinen Gedanken nach zu kommen- ich werde so gerne von Dabi umarmt, manchmal Unterhalte ich mich sogar freiwillig mit ihm, außerdem mag ich es, wenn ich ihm einfach zuhören kann und dabei an nichts anderes denken brauche als die Worte, die er mir eines nach dem anderen in den Kopf setzt.

Ich zucke leicht als der andere beginnt durch meine Haarsträhnen zu kämmen und mich etwas zu kraulen. Im nächsten Moment schon verpasst es mir eine Gänsehaut- ich mag das.

Eben war dieser Schnitt noch alles was in meinem Kopf Platz hatte- ich hatte fast das Gefühl als würde die Welt Untergehen als Dabi mich damit entdeckt hat... Zumindest habe ich mich in Grund und Boden geschämt als ich diesen verdammten Tropfen Blut gesehen hatte. Auch jetzt habe ich noch angst was das bedeutet hat und zu was ich noch fähig sein könnte, wenn ich lange genug mit mir selber allein war- oder eben jemand wie Akito mir wieder vor Augen führt, was für bescheuerte Dinge in meinem Kopf herumschwirren, jetzt grade aber sind all diese Sachen, wenigstens ein klein wenig leiser geworden.

Trainwreck -Shigadabi FF- Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt