Kapitel 4

30 13 21
                                    

Ich fühlte mich als wäre ein LKW über mich drüber gerollt, hätte sich umentschieden, den rückwärts gang eingelegt, nochmals über mich drüber und dann aber gedacht das es sinnvoller ist nach vorne zu fahren, denn vorwärts Gang eingelegt und wäre ein letztes mal über mich drüber.

 Ja das beschrieb meine Lage ziemlich genau, denn der Albtraum hatte mit in der Nacht keine ruhe gelassen und hatte mich zu meinem Leidwesen noch ein paar mal heimgesucht.

 stöhnend rieb ich mir über die Augen und fragte mich womit ich das verdient hatte. Nach ein paar Aufwach-Minuten (wer kennt sie nicht?) quälte ich mich ins Bad, wo ich mich direkt unter die Dusche stellte und auf eiskalt drehte. Bibbernd stand ich unter der Dusche, bis ich mich für sauber genug befand (ich stand ungefähr 30 Sekunden unter der Dusche) und fühlte mich danach wie ein Eisklotz. Mega.

Das gute an der Sache war jedoch das ich mich jetzt wieder halbwegs wie ein Mensch fühlte und nicht wie oben beschrieben.

Doch dann fiel mir ein das ich heute zu ersten mal in einem Flugzeug fliegen würde. Und ab da war ich eine pure Katastrophe, ich war super hibbelig, ließ Sache fallen, malte mir mit Mascara die Lippen an und verlegte mein Handy. Falls es jemand interessiert, es war zwischen meinen Socken im Koffer und ich frage mich heute noch, wie es dahin gekommen ist. Trotz meiner Nervosität und Schusseligkeit war es dann soweit.

Ich wusste nicht ob ich mich freuen oder fürchten sollte, ich entschied mich für ersters, (immer das positive sehen) weil ich immerhin mein erstes mal Fliegen sollte, und ging mit meinen ganzen Sachen runter um auf mein Taxi zu warten und mich zu verabschieden. „Mama, Papa!" rief ich und Wehmut schwang in meiner Stimme mit. „Jaa?" kam es erstickt aus dem Wohnzimmer und es klang so als hätte meine Adoptivmutter gerade geweint. „Ich fahre jetzt!" meine Eltern waren sofort da.

Sie hatten sich anscheinend damit abgefunden das ich gehen würde, man sah aber Widerwillen in beider Augen aufblitzen. Es wurde ein trauriger Abschied und sogar mein Vater hatte Tränen in den Augen, obwohl er sonst überhaupt nicht emotional wurde. Auch bei Abschieden nicht.

Wenn ich's mir recht überlege dann gerade bei Abschieden nicht. Ein lautes hupen unterbrach die traurige Stille und wir zuckten erschrocken zusammen. Das Taxi da. Mark half mir netterweise noch meine Sachen in den Kofferraum zu verstauen (alleine hätte ich es nicht geschafft, danke Mark) dann stellten die beiden sich vor das Haus und positionierten sich wie in einem Film.

Arm in Arm direkt vor dem Haus. Ich schwang mich unterdessen auf den Beifahrersitz, schnallte mich an und lehnte mich zurück. Kurz dachte ich über meine Situation nach, dann wurde ich jedoch in meinem Denken unterbrochen, denn leider, leider hatte ich einen sehr gesprächigen Taxifahrer und er bombardierte mich mit Fragen.

„Wohin soll die Reise denn gehen?" fragte er während er losfuhr „Frankfurt" sagte ich kurz angebunden in der Hoffnung dass das ihn abschrecken würde. Tat es nicht. AAAARGGH „Ach ja? Ich kann es ihnen nur empfehlen, Frankfurt ist eine sehr schöne Stadt. Ich war schon oft da! Wirklich super dort, und so viele nette Menschen! Außerdem viele wunderbare Sehenswürdigkeiten!"

„Ja..." machte es dem Typen Spaß mich zu ärgern? Oder sah er einfach nicht das ich meine Ruhe brauchte um mich zu sammeln. Die zweieinhalb stündige Fahrt wurde zu einer Höllenqual (ich weiß, ich weiß, ich übertreibe leicht, aber fast!) und ich war erleichtert als wir endlich ankamen.

„Tschüss junge Dame, war mir eine Freude sie zu kutschieren" verabschiedete sich der Fahrer von dem ich wusste das er Bruno hieß und 42 war. „Tschau" meinte ich und machte das ich wegkam. Ich ging über einen großen Parkplatz, betrat mein Terminal und blieb staunend stehen.

Überall waren Menschen. Und wen ich überall sage, dann meine ich ÜBERALL. Es war ein Gewusel wie ich es noch nie erlebt habe. Ich musste sehr aufpassen niemandem auf die Füße zu treten. Darauf bedacht keine Füße zu zerquetschen ging ich im Schneckentempo zu meinem Schalter. Mission completed, dachte ich zufrieden. Ich hatte niemanden angerempelt oder war jemandem auf die Füße getreten UND hatte riesiges Glück, (zum ersten mal an diesem Tag) denn anscheinend waren andere Urlaubsziele beliebter als Frankfurt.

Shapeshifter *Pausiert*Where stories live. Discover now