Kapitel 35

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Unfassbar, wie die Zeit verflogen ist. Heute führen wir zum letzten Mal „Die Eiskönigin – Das Musical" auf. Zudem treten Killians Eltern heute zurück, da heute Vollmond ist und sie schon immer gesagt hatten, dass Killian nach seinem Schulabschluss zum Alpha wird. Die Zeugnisübergabe war relativ unspektakulär, daher erspare ich euch sie. Viel spannender ist, dass Amanda, Killians kleine Schwester, nicht weiß, dass wir hier die Eiskönigin aufführen. Keine Ahnung, wie sie das vor ihr verheimlicht haben, aber sie weiß nur, dass sie heute zusammen unser Stück ansehen. Ich bin schon so gespannt wie sie es findet.

Ihr merkt, ich lenke mich von heute Abend ab. Viel lieber konzentriere ich mich auf meine Rolle als Elsa. Ja, ich darf tatsächlich Elsa spielen. Mein kleines Mädchenherz ist vor Freude beinah kollabiert, als Ms. Darbus die Cast veröffentlicht hat. Es hatte Jona, Hanna und mir sehr viel Spaß gemacht, Killian damit reinzulegen, dass ich Anna spiele und daher Hans und Kristoff küssen muss. Leider mussten wir ihn sehr schnell aufklären, da ansonsten das Wohnzimmer dran glauben hätte müssen.

Der Gong ließ mich aus meinen Gedanken schrecken. Es war das Zeichen, dass es jetzt beginnt. Gänsehaut breitet sich auf meinem ganzen Körper aus. Irgendwas war heute anders, aber gut anders. Ich schlich mich zu der Seitenbühne und schaute versteckt zu Amanda. Sie hatte riesige Augen und strahlte, als sie die Melodie erkannte.

Dann ging es auch schon los. Die beiden Mädchen, die jung Anna und Elsa spielen sind einfach goldig. Sie spielen so toll, dass man wirklich denken könnte sie wären Geschwister. Dann ging gefühlt alles rasend schnell und ich musste auch schon auf die Bühne. Ich konnte beobachten, wie Amandas Mund nun auch aufklappte. Ihre Überraschung und Freude war schon fast greifbar. Die Show flog nur so an mir vorbei.

Schon kamen wir zu dem Treffen zwischen Anna und Elsa, nachdem Elsa abgehauen ist. Da passierte etwas magisches für mich. Wir sangen das Lied „Du bist alles" als ich auf einmal Ruby im Zuschauerraum stehen sah. Sie lächelte mich an und an ihrem Blick konnte ich lesen, dass sie mich immer beobachtet hat und es auch immer wird. Sie war glücklich, dort wo sie auch immer ist. Plötzlich erschien auch meine Mutter hinter ihr und lächelte mich und dann meinen Vater an. Dieser spürte es wohl auch, denn er drehte sich zu beiden um. Genau wie Ruby und ich, kommunizierten beide still. Mom legte schließlich eine Hand auf Rubys Schulter und mit einem letzten Lächeln verschwanden beide wieder.

(Und auch einmal in Deutsch:)

So wurde das Lied nochmal extrem emotional und ich konnte meine Tränen kaum zurückhalten. Zudem musste ich auch noch weiter spielen. Ich war froh, als ich wieder von der Bühne abgehen konnte und mich kurz sammeln kann. Sie stehen hinter uns und wachen über uns. Immer und überall. Meine letzten Zweifel über die Schuld an Rubys und Moms Tod fielen von meinen Schultern. Es fühlte sich wie ein Schlussstrich an, sodass ich jetzt frei in die Zukunft starten kann.

Mit neuem Mut und Kraft spielte ich weiter. Allerdings verschloss ich diese Erinnerung in meinem Herzen, sodass ich es nie vergessen werde.

Auch das letzte Lied sprach mir aus tiefster Seele „... Lasst uns die Welt mit Licht erhellen, brecht die Wolken auf. Unsere Familie ist vereint nach all der Zeit. Wir sehen nie mehr zurück, das ist Vergangenheit. Lass es los..."

Die FlüstererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt