Kapitel 8

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Aimee

Mein Wecker reißt mich aus meinem traumlosen Schlaf. Müde reibe ich mir über meine Augen, die immer noch vom weinen gerötet und geschwollen waren. Na das ist doch mal ein guter Start in den Tag. Schleppend machte ich mich fertig und ging runter. Am Tisch begrüßte mich mein Vater. "Geht es dir besser?" Ich nickte und nahm mir ein Blatt, dort schrieb ich "Ja, danke. Deine Idee, mich als Wolf zu trösten war echt gut. Das hat mir sehr geholfen, auch wenn ich sagen muss, in meinen Erinnerungen war dein Fell nicht so dunkel, wie gestern." Als mein Vater es las, verkrampfte er sich kurz, fing sich aber wieder. Ich schrieb noch "Bringst du mich heute zur Schule?" "Kann ich machen, aber dann müssen wir jetzt schon los Schatz." antwortete er. Ich nickte und nahm mein Brot mit.
Zum Glück war Killian heute nicht hier. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir 10 Minuten früher sind. Quatsch, das wird es nicht sein. Er kommt hoffentlich nicht auf die Idee mich wieder abzuholen.
Als wir auf den Schulhof fuhren, zuckte mein Vater so stark zusammen, dass ich ins Lenkrad greifen musste, um einen Zusammenstoß mit einem anderen Auto zu verhindern. Schockiert blickte ich zu meinem Vater, er war eigentlich ein sehr sicherer Fahrer. Entschuldigend sprach er "Es tut mir Leid, aber ich bekam gerade eine ziemlich wütende Nachricht von Killian, er wollte dich anscheinend abholen." Mein Herz machte einen freudigen Hüpfer. Was? Warum reagiere ich so? Ich schüttelte meinen Kopf. "Ich kann dich nach dem Training wieder mitnehmen, aber ihr müsst miteinander reden." Ich nickte, einerseits um ihm zu signalisieren, dass er mich bitte mitnehmen soll und andererseits um zu sagen, dass ich es zur Kenntnis nehme. Allerdings werde ich es so lange wie möglich aufschieben. Wir verabschiedeten uns und ich machte mich auf den Weg zu meinem nächsten Raum.
Es war langweilig, aber immerhin jetzt endlich vorbei. Ich packte gerade meine Tasche, als ich wahrnahm, wie jemand ziemlich nah neben mir stand. Nur mit Mühe schaffte ich es, ein Zusammenzucken zu verhindern. Mit einer fertig gepackten Tasche, wendete ich mich um und wollte den Raum verlassen. "Komm schon Aimee, du kannst mich hier nicht einfach stehen lassen. Nicht nach heute morgen." fing Killian an. Am Anfang klang er zwar eher reumütig, dies änderte sich aber zum Schluss in unterdrückter Wut. Pff, als ob ich ihn gebeten hätte, mich zur Schule zu bringen. Dies schrieb ich auch auf einen Zettel, drückte es ihm in die Hand und verschwand.
Die anderen Pausen schaffte ich es tatsächlich, Killian nicht zu begegnen. Zwar musste ich die meiste Zeit auf der Toilette verbringen, aber das war es mir alle mal wert. Ich war noch nicht bereit dazu, mit ihm zu reden. Auch wenn es vermutlich eine einfach erklärte Werwolf-Sache war, wieso er so reagierte, nichtsdestotrotz hatte er mir doch Angst gemacht. Ich mein, was hätte er gemacht, wenn es nicht mein Vater gewesen wäre? Ehrlich gesagt möchte ich das auch gar nicht herausfinden. Ich war jedenfalls gerade auf dem Weg zum Theatersaal. Etwas früher als die anderen, da ich noch mit der Lehrerin reden möchte. Naja, schreiben wohl eher.
Als ich durch die Saaltür ging, war ich sprachlos. Ehrlich gesagt hatte ich mit einer einfachen Holzbühne gerechnet und nichts weiter, aber das hier war weit mehr als das. Es beinhaltet alles, was man braucht. Fast genauso wie an meiner alten Schule, die mit dem Broadway kooperierte. Meine alte Schule war für ihr Theaterprogramm bekannt.
"Du musst Aimee sein oder? Dann gehe mal auf die Bühne und zeig mal was du kannst." sprach mich eine energisch wirkende Frau an. Ich gab ihr den Zettel vom Therapeuten und einen Zettel auf dem stand:"Bitte geben sie mir eine Chance, ich bin wirklich gut. Lassen sie mir die Zeit, die ich brauche, bis ich wieder spreche und singe. Solange kann ich mich auch um alles mögliche kümmern wie Maske oder Kostüme, aber bitte geben sie mir eine Chance." Die andere Möglichkeit wäre, dass ich in den Kunstkurs komme, aber das geht auf gar keinen Fall. Ich werde nie etwas zeichnen. Ruby war diejenige, die gezeichnet hat. Bevor ich mich wieder in der Trauer verfangen konnte riss mich ihre Stimme heraus "Schön, aber woher weiß ich, ob du wirklich gut bist?" Ich lächelte kurz und deutete ihr an zu warten. Ich kramte mein Handy heraus und zeigte ihr einen Ausschnitt aus meiner letzten Aufführung, an der alten Schule.

Die FlüstererTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang