Kapitel 2

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Aimee

Die Fahrt dauerte ein paar Stunden, die ich allerdings komplett verschlief. Ich wurde von meinem Vater geweckt. "Aimee aufwachen, wir sind da." Verschlafen blinzelte ich und schaute mich dann um. Wir standen vor einem gemütlich aussehenden Haus mit zwei Etagen. Ich stieg aus und ging zu meinem Vater, der die Nase in der Luft hatte und schnüffelte. Ich zog an seinem Hemd, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Als ich diese hatte, schaute ich ihn fragend an. "Hier riecht es nach einem Rudel. Wir sind in einem Gebiet eines fremden Rudels." sagte er als Antwort. Ich kramte in meiner Tasche nach meinem Block und einem Stift, bevor ich darauf schrieb "Und das fällt dir jetzt erst auf? Wie hast du diesen Ort übrigens ausgesucht?" Verlegen kratzte sich mein Dad im Nacken "Ich habe vielleicht einen Dartpfeil geworfen und da ich hier auch gleich einen Job bekam, habe ich nicht daran gedacht, dass hier andere Wölfe leben könnten." sprach er. Ich schüttelte den Kopf und schrieb wieder "Und was machen wir jetzt? Du bist auf fremden Gebiet, es könnte gefährlich für dich werden. Ich könnte es nicht überleben, wenn dir auch noch etwas passiert." Bei dem letzten Satz kamen mir wieder die Tränen. Als mein Vater es gelesen hatte, zog er mich in eine Umarmung "Ach Schatz, mir wird schon nix passieren. Wir packen jetzt aus und dann werde ich mich heute Abend auf die Suche nach dem Rudel machen und um Asyl bitten."

Immer noch beunruhigt, begannen wir damit auszupacken. Die Kartons mit den Sachen von Mom und Ruby kamen auf dem Dachboden, sodass wir jederzeit drankommen würden, sie aber nicht immer sehen müssen.

Im Erdgeschoss befand sich die Küche, das Wohnzimmer, ein Abstellraum und ein Gäste-WC. Oben waren zwei Schlafzimmer, mit je einem Badezimmer und ein leeres Zimmer, keine Ahnung wofür das gedacht ist. Mein erstes Eindruck vom Haus wurde nur bestätigt, es war gemütlich. Unsere Möbel standen alle schon, wir mussten sie nur noch verrücken, wie wir es wollten. Als auch das endlich geschafft war, war es Abends. "Aimee, denk dran, du musst morgen wieder zur Schule." Ich nickte nur, ich mein was soll ich darauf schon erwidern? Yeah, neue Schule, ich freue mich? Wohl eher nicht, zumal eine so coole Schule, wie meine vorherige wird es nie zweimal geben. Als ich bemerkte, dass mein Vater sich fertig machte, sah ich ihn fragend an. "Ich werde jetzt das Rudel suchen. Mache dir keine Sorgen, falls ich morgen noch nicht zurück bin. Es könnte etwas dauern, bevor ich es treffe." Wieder nickte ich. Bevor er aber aus der Tür verschwinden konnte, zog ich ihn nochmal in eine Umarmung, aus der ich ihn eigentlich nicht mehr heraus lassen wollte. Er war der einzige, der mir noch geblieben ist. Klar hatten Ruby und ich auch Freunde, aber nach dem Tod von Ruby merkte ich nur noch deutlicher, dass es eigentlich nur Rubys Freunde waren. Sie nahm mich immer mit, aber ich fühlte mich meistens fehl am Platz, da die Freunde, wie Ruby waren, also eher extrovertiert. Auch meine aus der Theatergruppe passten besser zu Ruby, als zu mir. Ich hingegen liebte es, irgendwo gemütlich zu sitzen und ein Buch zu lesen oder zu singen. Ein leises "Du musst mich auch wieder loslassen können." riss mich wieder aus den Gedanken. Nur schwer kam ich seiner Aufforderung nach. Er gab mir noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er ging. Ich entschied mich, gleich schlafen zu gehen, damit mein Vater schneller wieder da war. Ich klinge ja gerade wie ein Kleinkind, dass es nicht schafft, alleine zu Hause zu bleiben. Ich schüttelte den Gedanken ab und machte mich fertig. Als ich dann in mein Zimmer kam, fühlte es sich komisch an. Es war das erste Mal, dass ich ein Zimmer alleine bewohne. Unsere Eltern hatten uns zwar immer angeboten, eigene Zimmer zu bekommen, aber Ruby und ich wollten immer zusammen bleiben. Ich legte mich ins Bett und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Dies schaffte ich aber nicht und weinte mich schließlich in den Schlaf.

Am nächsten Morgen, weckte mich mein Wecker. Ich machte mich fertig und schnappte mir meine Tasche für die Schule, bevor ich mich nach unten schleppte. In der Küche erstarrte ich. Mein Vater saß auf einem Stuhl und begutachtete seine Wunden. Als ich mich wieder bewegen konnte, holte ich Verbandszeug und ging dann zu ihm. Er zuckte erschrocken zusammen "Das solltest du eigentlich gar nicht sehen. Ist sowieso nur noch halb so schlimm." Ich zog nur meine Augenbraue hoch und begann die Wunden nochmal zu versorgen. Irgendwer hatte es schon gemacht, aber die Verbände waren voller Blut, weshalb ich sie wechselte. Ich sah meinen Vater fragend an und deutete auf die Wunden. "Ich habe sie gefunden. Bevor ich aber was sagen konnte haben sie mich angegriffen, da ich ein Rudelloser bin. Ich verwandelte mich zurück, um zu zeigen dass ich keine Gefahr darstelle, da ich meinen Verstand noch nicht verloren hätte. Der Beta kam dazu und fragte was ich wolle, ich erklärte es ihm. Er holte dann auch den Alpha. Er entschied, dass ich erst mal auf Probe bin. Da ich fast verblutete, nahmen sie mich mit zur Krankenstation und verarzteten mich soweit, dass ich es von alleine schaffe. Aber für einen kurzen Moment habe ich mich gefragt, ob es nicht besser wäre, wenn ich verblutet wäre." Seine Augen weiteten sich bei dem zuletzt gesagtem. Das wollte er anscheinend nicht sagen. Ich war geschockt und wütend. Mit den Resten vom Verband, die ich noch in den Händen hielt, schlug ich auf ihn ein. "Es tut mir leid, Aimee. Aimee hör mir zu, ich würde dich nie alleine lassen okay?" versuchte mich mein Vater zu beruhigen, was nur mäßig funktionierte. Ich hörte auf, die Reste ihm, um die Ohren zu schlagen und schnappte mir meine Tasche und machte mich auf den Weg zur Schule. Bevor die Tür ins Schloss fiel, konnte ich noch ein "Aimee, dein Frühstück" hören. Ich hatte aber keinen Hunger. Den Anblick von Dad und dann sein Satz, hatten mir den Appetit gehörig verdorben.

(Hey, ich habe mich dazu entschieden, die schon fertigen Kapitel langsam zu veröffentlichen, obwohl mir noch das Ende fehlt. Da komme ich irgendwie nicht weiter, aber jetzt kommt erstmal die fast fertige Geschichte)

Die FlüstererWhere stories live. Discover now