Kapitel 12

93 19 0
                                    

,,Hallo Dad", begrüße ich meinen Vater am Telefon.

,,Hey Großer, na wie läuft es in der Uni?"

,,Soweit gut. Bald stehen die Prüfungen an, deswegen muss ich so langsam anfangen zu lernen, damit ich das schaffe", erzähle ich.

,,Oh echt? Ich komm da überhaupt nicht mehr mit. Aber das schaffst du, wenn du irgendwo Hilfe brauchst, gib mit bescheid", entgegnet er.

,,Natürlich Dad. Und bei der Arbeit? Auch alles in Ordnung?"

,,Alles Bestens. Sind immernoch die selben, bekloppten Kollegen, wie vorher", scherzt er und lacht ins Handy.

,,Aber ich rufe eigentlich noch wegen etwas anderen an", fügt er nach ein paar Sekunden Stille hinzu.

,,Weshalb rufst du dann an?"

,,Ich wollte mal wieder etwas mit euch machen, als Familie. Eigentlich treffen wir und ja immer an den Feiertagen alle zusammen, aber ich würde mal gerne bei euch am Wochenende vorbeischauen, wie klingt das?", schlägt er vor.

,,Das klingt toll, Dad. Ich frag mal Mum, wie es bei ihr mit den Schichten aussieht. Ich müsste halt abends weg um zu arbeiten, aber das weißt du ja", sage ich.

,,Ja, dass weiß ich. Dann richte mal allen einen lieben Gruß aus und gib mir Bescheid, wegen dem Wochenende, Okay?"

,,Mach ich Dad", versichere ich.

,,Okay, danke dir. Wir sehen und Louis, pass auf dich auf", verabschiedet sich mein Vater.

,,Wir sehen uns, Dad."

Ich beende den Anruf und lege mein Handy zur Seite.

Schnell laufe ich die Treppen hinunter und finde dort Mum in der Küche.

,,Mum?", frage ich, während sie die Sauce gerade macht.

,,Ja, mein Schatz?"

,,Ich hab gerade mit Dad telefoniert", fange ich an.

,,Echt? Wie geht es ihm?", fragt sie direkt.

,,Ihm geht es soweit gut, wie immer. Er würde gerne am Wochenende mal bei uns vorbeikommen und einen Familienabend machen", erzähle ich ihr und lehne mich an die Theke.

,,Einen Familienabend? Sonst kommt er doch immer nur an Feiertagen oder Geburtstagen", hakt sie nach.

,,Ja, aber er wollte uns wieder sehen."

,,Ja, von mir aus gerne. Wann möchte er kommen?", fragt sie nach.

,,Dieses Wochende."

,,Das trifft sich gut, da habe ich Frühschichten. Wie sieht es bei dir aus? Arbeitest du dort?", frage ich.

,,Ja, aber erst spät Abends", entgegne ich ihr.

,,Ja, dann geht das klar."

Sie sieht lächelnd zu mir und kocht weiter.

Ich bin gerade auf den Weg nach oben zu laufen, als sie mich nochmal zurückruft.

,,Louis?"

,,Ja?", sage ich und schaue um dir Ecke.

,,Kann ich dich etwas fragen?", fragt sie und schiebt den Topf auf die kalte Herdplatte.

,,Äh, natürlich"

Verwirrt sehe ich zu ihr, als sie sich an den Tisch setzt und ich mich gegenüber von ihr hinsetzen soll.

,,Alles in Ordnung Mum?", frage ich besorgt.

,,Alles Bestens Schatz. Es geht mir eher um dich", sagt sie.

,,Um mich?"

,,Ja, Schatz. Der Junge, der am Wochenende da war, wie hieß er nochmal. Henry?", fragt sie.

,,Harry", korrigiere ich sie.

,,Achso, tut mir leid. Harry also. Ist das dieser Junge, wo du mich letztens um Rat geben hast?", fragt sie.

,,Achso, ähm. Ja?", gebe ich ehrlich zu.

,,Ach Schatz", murmelt sie und fährt sich durch ihr braunes Haar.

Verwirrt sehe ich sie an.

,,Was ist mit ihm Mum?", frage ich nach.

,,Ich kann deine Sorge nachvollziehen Schatz und ich möchte, dass du auf dich aufpasst."

,,Wie meinst du?"

,,Ich hab ihn nicht lange gesehen, aber so damit ich sehen kann, dass er einiges gerade durchmacht oder durchgemacht hat. Er sieht sehr kaputt aus, wenn du verstehst was sich meine", drückt sie sich detailliert aus.

,,Ja, ich weiß Mum", stimme ich ihr zu.

,,Habt ihr euch mal kennengelernt?", fragt sie.

,,Ja, so ein bisschen schon. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass er mich nicht mag oder das er es hasst, dass ich mich sorge.
Aber das ist doch nochmal, oder? Das würden andere Menschen auch tun", entgegne ich.

,,Natürlich ist das normal. Aber anscheinend kommt er nicht so gut damit klar, wenn Menschen ihm helfen möchten.
So Menschen gibt es auf der Welt.
Nicht jeder erwartet die Hilfe, erst recht nicht von jemand Fremdes", erklärt sie.

,,Ja, ich weiß", bestätige ich.

,,Aber pass auf, Louis. Lass dich nicht in etwas reinziehen. Probleme von anderen können einen ganz schön schnell verändern und schneller wie du schauen kannst, ist ihr Problem auch dein Problem.
Harry scheint ein netter Kerl zu sein, aber so wie ich ihn mir angesehen habe, sieht er aus, als wäre er Alkoholiker."

,,Ich weiß nicht, ob man das schon als Alkoholiker bezeichnen kann, Mum.
Er übertreibt es halt immer", rede ich sein Verhalten gut.

,,Natürlich. Aber denk daran Louis, deine mentale als auch normale Gesundheit geht immer vor.
Also pass auf das hier auf", ratet sie mir und tippt mir sanft mit dem Zeigefinger auf mein Herz.

,,Werde ich. Danke Mum."

,,Ich will nur nicht, dass dir etwas passierte", entgegnet sie und wendet sich wieder dem Essen zu.

𝓔𝓿𝓮𝓻𝔂𝓽𝓱𝓲𝓷𝓰 𝓲 𝓷𝓮𝓿𝓮𝓻 𝓽𝓸𝓵𝓭 𝔂𝓸𝓾Where stories live. Discover now