Epilog

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Als Relina den ersten Blick auf die Insel warf, schien der ganze Aufwand der letzten Monate plötzlich, wie die kleinere Herausforderung. An Deck eines der entführten Schiffe stehend, spähte sie über die Reling um mehr zu erkennen. Sie hatte gewusst, dass die Insel unbewohnt war, aber trotzdem...

Was sie dort vor sich im Licht der ersten Sonnenstrahlen sah, war vor allem eine Lebensaufgabe.

Das Land vor ihnen hatte in etwa die Form eines Hakens. Ein bewaldeter Bergrücken zog sich durch die Mitte davon. Vögel schwebten über den Bäumen, flogen zu den näherkommenden Schiffen hinaus und tauchten ins Wasser, wenn sie einen Fisch erspähten. Ansonsten war alles ruhig und ihr einziger Begleiter blieb der Morgennebel. Es würde Jahre dauern, bis sie hier alles Aufgebaut hätten.

Die  Schakalin ließ das Fernrohr sinken. Nun, sie hatten garantiert schlimmeres Überstanden. Das Bild der brennenden Stadt in der Ferne, hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt. Und die namenlose Wut auf die Archonten... und den Mann, der sie alle Verraten hatte. Grade, als sie sich von der Insel abwenden wollte, um alles für die Landung vorzubereiten, tauchte einer ihrer Matrosen an Deck auf.  Es hatte eine Weile gedauert, bis sich alle an das Leben auf See gewöhnt hatten, doch mittlerweile konnte Relina sich auf die meisten ihrer eingeteilten Seeleute blind verlassen. Ihr selber war vor allen in der Anfangszeit leicht übel geworden. Und selbst jetzt noch suchte sie das heim. Vor allen Morgens. Das würde sicher besser, wenn sie erst einmal Land erreichten

,, Was haltet ihr davon ?" , wollte die Zauberin wissen.

,, Sieht gut aus." , meinte der Mann. ,, Das Land ist brauchbar, wenn man erst einmal die Bäume wegschafft. Aber bis dahin brauchen wir Unterschlupf. Die Schiffe sind dafür auf Dauer keine Lösung."

Sie nickte. ,, Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Seit ihr nur deshalb hier?

,, Nein... wir... haben vielleicht ein Problem." , erklärte er.

,, Sprecht frei. Wir sind aus Helike geflohen, damit wir nicht mehr Schweigen müssen. Also.."

,,Wir haben einen Blinden Passagier. Er ist uns eben erst aufgefallen, als wir die Vorratskammern überprüft haben. Ich habe keine Ahnung, wie er uns so lange entgehen konnte. Es ist beinahe so, als sei er eben erst aufgetaucht. "

Relina folgte dem Mann ohne ein weiteres Wort unter Deck. Wer könnte sich bei ihnen an Bord geschlichen haben? Und vor allem wieso ? Sie waren seit einiger Zeit auf See und sie führte streng über alles Buch. Eigentlich hätte ihnen auffallen müssen wenn sich ein blinder Passagier an ihren Vorräten bediente.

Der Matrose führte sie durch einen kurzen Korridor und eine Treppe im Schiffsinneren hinab, bevor er vor einer verriegelten Holztür anhielt.

,, Er hat mir schon mehrmals versichert, er hätte keine Ahnung, wie er an Bord gelangt ist." Der Mann zog die Tür auf und erlaubte Relina somit, eine der Vorratskammern des Schiffs zu betreten. In Säcken und Fässer lagerte trockenes Bort, gesalzener Fisch oder Pökelfleisch und Unmengen Saatgut für den Moment, in dem sie erste Felder anlegen wollten. Und im hintersten Winkel der Kammer bewegte sich etwas. Die Gestalt stand schwankend auf, offenbar war sie den Wellengang, der das Schiff ständig hin und her schaukelte nicht gewohnt. Bemerkenswert, nach all der Zeit. Alle Fragen, die das hätte aufwerfen können, verpufften jedoch, als Relina den Mann erkannte, der da vor ihr stand.

,,Du..." Ihr wurde leicht schwindlig. Sie war sich so sicher gewesen, ihn sterben gesehen zu haben. Und doch stand er vor ihr. Ein Teil von ihr wollte sich darüber freuen. Der andere sofort vollenden, was die Archonten offenbar nicht geschafft hatten. ,, Wie bei allen Göttern, kommst du hierher ?"

,,Ich weiß es nicht." Zyle Carmine schien genau so ratlos wie sie. ,, Ich weiß gar nichts mehr..."

Die Archonten der inneren Stadt (DKDFS 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt