Kapitel 26 Die Windrufer

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Jiy konnte das Wasser in der ferne glitzern sehe. Die Steilklippen der Westküste Cantons lagen direkt vor ihnen. Von einer kleinen Anhöhe aus, konnten sie das gesamte Trümmerfeld überblickend das die fliegende Stadt hinterlassen hatte. Weiße Marmorbruchstücke, halb eingestürzte Gebäude und die Hütten, die während des Winters entstanden waren lagen über die gesamte Ebene verteilt. Selbst aus dem Meer ragten noch Trümmer, die mittlerweile mit Algen überwuchert waren und zunehmend Teil der Umgebung wurden. Am Fuß der Klippen trieben mehrere Schiffe in Strandnähe. Hölzerne Stege, die wohl erst nach ihrer Abreise nach Vara errichtet worden waren, ragten ins Wasser hinaus.

Auf den Brettern lief eine Unzahl Menschen und Gejarn hin und her, die auf die Entfernung wie Ameisen wirkten. Manche der Männer brachten Kisten oder Fässer an Bord der Schiffe, andere waren noch damit beschäftigt, Listen durchzugehen oder heftig  gestikulierend Anweisungen zu erteilen. Es war organisiertes Chaos, dachte Jiy , etwas, in dem Menschen einfach besonders gut zu sein schienen.

,,Gehen wir.“ , meinte Dagian und trieb sein Pferd mit einem leichten Ruck an den Zügeln die Erdkuppe hinunter. Jiy, Kellvian und die anderen folgten langsam. Einige vereinzelte Eisschollen trieben noch auf dem aufgewühlten Wasser, als sie schließlich den Strand erreichen. Jiy musste sich korrigieren. Nicht nur die hölzerne Mole war neu, sondern offenbar waren auch gleich eine ganze Reihe Gebäude entstanden, die sich gefährlich unter die Überhänge der Klippen schmiegten.

Der Geruch von Salz lag in der Luft und in der Ferne konnte die Gejarn die Umrisse einiger Möwen erahnen.

,,Hey Leute, das ist der Kapitän.“ , einer der Arbeiter setzte eine Kiste ab. Offenbar gehörte er zur Crew der Windrufer. Eden sprang sofort vom Pferd, als sie den Strand erreichten.

,,Ich hoffe ihr habt mir gut auf mein Schiff aufgepasst.“

Der Mann lachte. ,,So gut wie Neu. Wir können los. Und wie uns zu Ohren kam, steht das nächste Ziel schon fest.“

,,Helike.“ , meinte Zachary nur, welcher der weißen Luchsin gefolgt war.

,,Wir sind fast so weit. Noch ein paar Stunden und wir können aufbrechen.“

Eden nickte nur, bevor sie sich einen Weg in Richtugn Windrufer suchte. Cyrus und Erik schlossen sich ebenfalls an.  Das Schiff lag ganz am äußeren Ende des provisorischen Hafens.

Kellvian drehte sich derweil zu Dagian um. ,,Es hat keinen Sinn, lange zu Warten, schätze ich.“ , meinte er.

Der Hochgeneral nickte. ,,Desto eher ihr aufbrecht… desto eher seit ihr zurück. Ich werde hier so lange alles in Ordnung halten.“

,,Das hoffe ich.. Wenn alles gut geht, bin ich vor Anbruch des nächsten Winters zurück. Zyle, Jiy… Wys… Wenn alle bereit sind…“

Die drei Gejarn nickten. ,,Also dann.“ Kell streckte dem General die Hand hin und dieser ergriff sie ohne wirklich hinzusehen.

,,Achtet mir einfach gut auf Canton.“ , meinte Kellvian.

,,Keine Sorge Herr, das werde ich.“ Als sich der Kaiser umdrehte und mit den anderen in Richtung

der Schiffe verschwand, sah Dagian ihnen lange nach. Der Hochgeneral hatte alles veranlasst. Trotzdem blieb ein mulmiges Gefühl zurück. ,,Das werde ich… Besser , als ihr es jemals könntet.“ , murmelte er leise. ,,Kommt dieses mal nicht zurück, tut uns allen den Gefallen, Kell.“

Es war an der Zeit, seine eigenen Pläne in die Tat umzusetzen. Sobald Kellvian lange genug fort war, würde er die Truppen bereit machen und nach Laos ziehen. Götter, er könnte sogar die Schuld an Kells baldigem verschwinden auf die Archonten schieben. Aber es war ein enger Zeitplan, den er Einhalten musste. Die Reise über den Landweg würde leicht doppelt so lange dauern, wie mit dem Schiff. Und niemand, der nicht zufällig einen Archonten an Bord hätte, würde sich der Küste von Laos sicher nähern können.

Die Archonten der inneren Stadt (DKDFS 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt