Kapitel 57 Kein Ausweg

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Es hatte fast einen Monat gedauert, doch endlich erhielten sie eine Nachricht von Relina. Jiy fiel der Bote, der sich dem Schiff näherte zuerst gar nicht auf. In den letzten Wochen waren sie nicht wirklich vorangekommen. Jona hatte sein Versprechen eingehalten und einige Arbeiter damit beauftragt, die Windrufer wieder auf Vordermann zu bringen. Eine Aufgabe, die nur langsam von statten ging. Zumindest die Planken des Oberdecks mussten fast vollständig ersetzt werden. Weiter im inneren des Schiffs hatten die Flammen hingegen weniger Schaden angerichtet und es mussten nur einzelne, versengte Sektionen wieder verstärkt werden. Mittlerweile waren die Arbeiten so weit fortgeschritten,  das sämtliche beschädigten Bretter abgetragen worden waren und man einen Blick ins innere des Schiffes werfe konnte. Eden beaufsichtigte die Arbeiten meist selbst, auch wenn die Handwerker aus Helike sich offenbar auf ihre Tätigkeit Verstanden. Jiy vermutete, das sie in der Aufgabe, eine willkommene Ablenkung sah. Nach wie vor fehlte von Zachary oder Cyrus jede Spur.

Erik war nach wie vor damit beschäftigt, die Archive durchzugehen, aber mittlerweile kam etwas Ordnung in die Berge von Texten. Offenbar hatte es der Alte geschafft, ein paar der Gelehrten für sich zu Gewinnen, die ihm nun zumindest zur Hand gehen konnten. Auf Antworten jedoch, waren sie dabei nach wie vor nicht gestoßen.

Kellvian hingegen war mit dem Rest der kaiserlichen Gardisten nach Kalenchor aufgebrochen. Obwohl die Schiffe durchsucht worden waren, wollte er offenbar kein Risiko mehr eingehen und hatte die Männer aus der Schusslinie bringen wollen. So blieben nun lediglich drei leere Schlachtschiffe im Hafen zurück.  Für den Fall, das sie doch noch gebraucht wurden, könnten sie innerhalb kurzer Zeit wieder hier sein. Kell war nun bereits eine  Woche fort und wurde jetzt jeden Tag zurück erwartet. Geister, sie hatte ihn in der kurzen Zeit bereits vermisst. Seit sie hier angekommen waren, schien es Kell zwar besser zu gehen, aber natürlich hatte er auch keine Magie mehr benutzt. Was sollte nur werden, wenn Relina nicht die Wahrheit sprach… Wenn die Magier der Stadt nicht wussten, wie man ihm helfen konnte. Nicht, das sie das wirklich glaubte. Sie hatte die Magierin nicht selbst getroffen, aber es ging hier darum, dass sie sich gegenseitig helfen sollten. Es gab keinen Grund, sie anzulügen.

Trotzdem… In dieser Stadt ging etwas vor sich. Man konnte es spüren, wenn man aufmerksam genug war. Und der Anschlag auf ihr Schiff war nur der letzte Beweis dafür. Es war ein Gefühl, wie vor einem schweren Sturm. Wenn alles zu Ruhig schien. Und nur darauf wartete ins Chaos zu verfallen.

Vielleicht würden sich ihre Sorgen ja verflüchtigen, wenn Kellvian endlich zurückkam, dachte sie.

Die Gejarn stand auf dem teilweise wieder errichteten Deck der Windrufer und sah über die Stadt hinweg. Im Hafen herrschte wie immer reger betrieb, noch verstärkt durch den Strom an Handwerkern und Trägern, die Materialen zur Windrufer brachten. Man hatte das Schiff aus dem Wasser gezogen und schwere Gerüste errichtet, die es den Arbeitern erlaubten, den kompletten Rumpf zu begutachten.

Im Strom der Schiffsbauer näherte sich jedoch auch eine Gestalt, die so gar nicht in ihre Reihen passen wollte. Jiy entdeckte sie erst, als sie schon das untere Ende der Leitern erklomm, die hinauf zum obersten Schiffsdeck führten. Trotz der Temperaturen trug die Gestalt einen leichten Umhang, dessen Kapuze ihre Züge verbarg. Der Griff eines Schwerts ragte darunter hervor. Behände war der Fremde bereits auf halbem Weg hinauf, als die Gejarn sich umsah. Es gab ein paar Arbeiter in der Nähe. Sie wollte sicher keine voreiligen Schlüsse ziehen. Aber sie würde den Mann, zumindest ließ seine Statur darauf schließen, nicht einfach an Bord kommen lassen. Letztendlich gewann ihre Neugier die Oberhand.

,, Hey.“ , rief Jiy  nach unten hinab und packte sicherheitshalber das obere Ende der letzten Leiter. Ein Schubs und es würde niemand mehr hier herauf kommen. ,, Wer seid ihr ?“

Die Archonten der inneren Stadt (DKDFS 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt