6 - [Das Buch]

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Ich hatte es geschafft, mich noch einmal mit Ashton für unser Projekt zu treffen.

Ich war in der Lage ihn dazu zu überreden, mit mir in die Stadtbibliothek zu gehen.

,,Ugh!" Seufzte er.
,,Warum sind wir nicht in den Laden deiner Eltern gegangen" Beschwerte er sich.

Ich schlug mit meinem Finger zwischen den Seiten, das Buch zu.
,,Weil meine Eltern keine Sachbücher verkaufen" Klärte ich ihn auf.

Er hatte auf dem Weg hierher klar gemacht, dass er nur zu meinen Eltern wollte, um den längeren Fußmarsch zu entkommen.

Unsere Präsentation, welche wir zusätzlich machen sollten, war fast fertig. Doch der Hauptteil, welcher ein Aufsatz war, hatten wir noch nicht einmal begonnen. Und das bisschen, was ich mit Courtney im betrunkenen Zustand aufgeschrieben hatte, war wohl oder übel nutzlos. Wir hatten irgendwie komplett am Thema vorbei gearbeitet.

Es war leichter auf einer Folie ein Bild mit zwei bis drei Schlüsselwörtern zu machen, als einen zehn-seitigen Aufsatz bis ins kleinste Detail zu schreiben.

Ashton riss mich mit seinen schnaufen zurück in die Realität.
,,Warum besitzen deine Eltern eine Bibliothek, wenn sie nicht einmal Sachbücher verkaufen?" Er wollte keine Antwort, er wollte sich nur beschweren.

Er rückte mit seinen Stuhl zurück und stand auf.
,,Wohin gehst du?" Versuchte ich ihn aufzuhalten.
,,Rauchen" Gab er monoton und gleichzeitig genervt wieder.

Ich gab ja selbst zu, dass mir die Bücherei meiner Eltern ebenfalls lieber gewesen wäre.

Wir wären bis zum späten Abend geblieben, hätten uns unser gemeinsames lieblingsbuch geholt und hätten uns hinter den Regalen versteckt, damit uns niemand gefunden hätte.

Doch irgendwie war ich erleichtert, dass wir hier waren, und das diese Szene nicht passierte.

Vielleicht aus Angst vor meinen Vater. Versuchte ich es zu erklären. Der Ausdruckslose Blick und sein unbeabsichtiges Schweigen, sollten Ashton nicht verschrecken.

Die Minuten zogen sich in die Länge. Meine Neugier hob mich von meinen Stuhl und lenkte mich in Richtung des Eingangs.

Ich sah die vielen Zigarettenstummel die vor seinen Füßen lagen, doch neben seinen Körper musterte ich eine bekannte Silhouette mit knallig gefärbten Haaren.

Ich lief auf Ashton zu.
,,Ah, Rosella" Sagte er monoton als er mich wahr nahm.

Das Mädchen, welche mit ihren Rücken zu mir stand, drehte sich nun um. Courtney stand vor mir.

Mit leicht zusammen gekniffenen Augen sah sie mich an. Ihr Blick sollte zum Ausdruck bringen, warum ich Ashton nicht korrigierte was mein Namen anging.

,,Was tust du hier, Courtney?" Fragte ich vorsichtig. Ein leichtes Lächeln bildete sich.
,,Ich hatte mir ein Buch von deinen Eltern ausgeliehen und vergessen es Ashton zu geben. Er sollte es dir geben, damit du es zurück bringen kannst"

Mein Blick viel auf Ashtons Hand. Ein schwarzes Cover, welches Kritzellein in weiß trug.

Genervt schlug er das Buch gegen meinen Brustkorb und lief wieder in die Bibliothek.

Der leicht entsetzte Blick auf Courtneys Gesicht, wollte sich entschuldigen, doch ich begann nur zu lächeln.

Ich betrachtete den Einwand geneuer. Die Autorin kam aus den Niederlanden. In Europa waren ihre Bücher sehr beliebt, doch in den USA fanden sie keinen Anschluss.

Etwas nervös wippte Courtney hin und her.
,,Du liest also gern Krimis?" Bagann ich diese Konversation.
,,Oh ja, Ich liebe es mitzuraten, wer der Mörder sein könnte" Sie sprach selbstbewusst, von ihrer Nervosität, war nichts mehr zu erkennen.

,,Und was liest du so?" Sie lehnte sich gegen die Steinmauer, welche sich bis zum Eingang der Bibliothek zog.

Ich summte nachdenkliche, obwohl die Antwort eigentlich fest stand.
,,Romanzen und Dramen. Vor allem, wenn beides kombiniert ist" Schwärmte ich schon fast.

Sie Lachte bei meinen verträumten Unterton leicht auf.
,,Warum hast du das Buch nicht gekauft" Ich ließ den Fakt, dass man bei uns keine Bücher ausleihen konnte, im Hintergrund stehen.
,,Meine Regale sind voll, ich habe kein Platz mehr" Sie trug einen leicht frustrierten Ausdruck, welcher aber schnell durch ein Lächeln ersetzt wurde, auf den Lippen.

Ich konnte ihre Frustration nur allzu gut nach empfinden.
,,Ich muss wieder zu Ashton" Wechselte ich abrupt das Thema.

Ich lief schon in Richtung der Türen, als ich mich noch einmal kurz zur ihr umdrehte.
,,Ich werde es zurück bringen" Ich konnte sehen, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel.

Sie hat wirklich das Buch geklaut. Lachte ich mit mir selbst.

Je mehr ich mit Courtney sprach, umso mehr wollte ich Ashton nach ihr fragen. Ich meine, sie war mir eine sehr sympathische Person gewesen.

Sie schien eine interessante Persönlichkeit zu besitzen.

Ich setzte mich zurück an meinen Platz. Dabei fiel mir ein Ashton auf, der weder seine Nase in einem Buch hatte, oder besser gesagt, überhaupt ein Buch in der Hand hatte, noch irgendetwas anderes in Hinsicht für unseren Vortrag tat.

Sichtbar drehte er sich Zigaretten, doch die Füllung sah nicht nach Tabak aus.

Meine Augen kniffen sich zusammen, kurz knirschten meine Zähne und meine Fäuste versteckte ich unter dem Tisch.

Doch sein Blick streifte meinen. Da waren sie wieder, diese leeren Augen, die blasse Haut und die gerümpfte Nase.

Dieses schwere Gefühl, machte sich wieder in meiner Magengegend zu schaffen. Gleichzeitig lief mir ein kalter Schauer dem Rücken entlang.

Ich spannte mich an.
,,Wir sollten es für heute sein lassen, findest du nicht auch?" Mein Mund sprach schneller diese Worte, wie mein Gehirn denken konnte.

Ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben, schulterte er seinen Rucksack und lief erneut zur Tür.

Er ließ mich mit den kleinen Stapel an Büchern und den eingeschalteten PC zurück.

Auch wenn ich ihn nicht mehr sehen konnte, konnte ich immer noch dieses Unbehagen in mir spüren.

Ich wollte gerade aufstehen und die Bücher wegbringen, doch da fiel mir wieder Courtney's Krimi, welchen sie einfach mitgehen ließ, in die Augen.

Ich zog das Buch zu mir und drückte es fest gegen mich. Ich fühlte, wie mein Magen sich beruhigte und die Wärme mich wieder durchzog. Als hätte es mir neues Leben verliehen.

Das Buch verließ meine Hand nicht. Ich räumte den Tisch auf und lief mit meiner Tasche zum Eingang.

Mir war nicht nach laufen zumute. Ich setzte mich auf eine der Bänke, welche im Bushäuschen standen, und schlug die erste Seite auf.

Hopelessly In Love Where stories live. Discover now