Prolog

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Er schlich schon seit Tagen durch diese verfluchte Stadt. Diese Menschen gingen ihm allmählich wirklich auf den Geist und er würde einen von ihnen noch die Eingeweide herausreißen müssen. Nachdem einer seiner Spione herausgefunden hatte, wo sie sich aufhält, war er sofort aufgebrochen, nachdem er Monatelang einer falschen Fährte gefolgt war. Daran war bloß ihr Beschützer schuld, diesen würde er irgendwann auch noch töten müssen. Doch alles mit seiner Zeit.
Es war eine ruhiger Samstagabend. Die Sterblichen waren ausgelassen, gingen an ihm vorbei, bemerkten ihn gar nicht. Sie ahnten nicht zwischen welchen Kreaturen sie sich umgaben. Sie waren so schrecklich ahnungslos und schwach, manchmal wusste er nicht ob er darüber lachen oder weinen sollte. Früher haben sie sie angebetet, nun glaubten sie nicht mal an ihre Existenz. Sie waren egoistisch geworden, rannten ihren eigenen, dummen Träumen hinterher, anstatt loyal ihren Göttern gegenüber zu sein und sich führen zu lassen.

Er wendete sich von ihnen ab und setzte sich an einen Tisch, des Cafes in dem sie arbeitete. Er musste fast auflachen bei ihrem lächerlichem Anblick. Die Schürze die um ihre schmale Taille gebunden war, war dreckig, ihre Haare unordentlich zu einem Zopf gebunden, sie sah müde aus. Trotzdem sah sie aus wie früher, ihre Haut war immer noch wie Milch und Honig. Sie schien von innen heraus zu leuchten. Die Menschen mit denen sie über die Bestellung sprach, trauten sich teilweise nicht einmal sie anzuschauen, andere wiederrum starrten sie an. Ihre Wangen waren so erbärmlich sterblich gerötet vor Scham. Nun musste er schmunzeln. Es wäre so leicht ihren schönen Kopf abzuschlagen. Sie wüsste nicht einmal wie sie sich zu wehren hatte.

Lächelnd und ahnungslos stellte sie sich an seinen Tisch, ein kleiner Block in der Hand. „Was kann ich dir bringen?"
Er sah sie schweigend an, wartete auf eine Reaktion, doch sie erkannte ihn nicht. Ging nicht auf ihn los, um sich zu rächen. Etwas war doch anders, stellte er stirnrunzelnd fest. Ihre Augen. Etwas stimmte nicht. Sie waren anders und das konnte nichts Gutes für seine Herrin bedeuten. Sie hob ihre geschwungenen Brauen, ihre vollen Lippen presst sie unsicher zusammen. „Willst du dir die Karte noch eine Weile ansehen?"
„Kaffee. Schwarz", antwortete er schließlich.
Sie nickte zufrieden und ging.

Es vergingen Wochen, bis er einen perfekten Plan ausgetüftelt hatte. Seine Anhänger versammelten sich, beobachteten die arroganten Götter. Als sie den obersten Sitz stürmten, ahnte keiner etwas. Es waren schon so viele Jahre vergangen, keiner hatte damit gerechnet, dass irgendwer noch kommen würde, um sie zu befreien. Doch seine Herrin hatte nur darauf gewartete. Als er die Wachen getötet hatte und in ihre Zelle gedrungen war, stand sie bloß da. Ein kleines Lächeln umspielten ihre spröden Lippen. „Du hast sie gefunden".
Er verbeugte sich. „Ja, meine Herrin".

Dark Halo - Asche & LichtWhere stories live. Discover now